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ARD stellt Verfilmung des Tellkamp-Romans "Der Turm" vor / Zweiteiler wird am 3. und 4. Oktober ausgestrahlt Regisseur: "Das war die emotionalste Vorführung, die ich je hatte"

14.08.2012, 03:30

Hamburg (dapd) l Schriftsteller Uwe Tellkamp ist nach Angaben von Produzent Nico Hofmann tief gerührt gewesen, als er seinen rund 1000 Seiten starken Roman "Der Turm" zum ersten Mal in bewegten Bildern sah. Die ARD hat aus dem literarischen Stoff einen zweiteiligen Fernsehfilm gemacht, der zum Tag der Deutschen Einheit gezeigt werden soll.

"Ich habe mit allen möglichen Debatten gerechnet", sagte Hofmann bei der Präsentation des Films in Hamburg. Doch der Autor habe sich, als er den Film eine Woche zuvor gesehen hatte, mit Tränen in den Augen bedankt. "Das war die emotionalste Vorführung, die ich je hatte", sagte der Produzent der Nachrichtenagentur dapd. "Der Turm", für den Tellkamp 2008 den Deutschen Buchpreis erhielt, galt vielen bislang als unverfilmbar. Die mosaikartige Erzählung mit wechselndem Schreibstil ließen den Stoff zu einer Herausforderung für die Macher des Films werden, wie ARD-Programmdirektor Volker Herres bei der Vorstellung sagte. "Der Roman hat eine unheimlich visuelle Kraft", betonte Hofmann. Schon die Lektüre setze ein Kopfkino in Gang.

Roman und Film handeln von einer Familie im Dresden der 1980er Jahre, die wie viele aus dem bildungsbürgerlichen Milieu versucht, sich dem Staatsapparat der DDR zu entziehen, doch selbst mit der Flucht ins Privatleben keinen Frieden findet. Für die Verfilmung hätten die Macher einzelne Figuren und Handlungsstränge ausgelassen, um sich ganz auf die Atmosphäre der Geschichte konzentrieren zu können, sagte der Produzent. "Ich finde, dass der Film eine eigene, sehr schöne Form bekommen hat. Wir haben uns nicht durchgemogelt", sagte Hofmann.

Schauspieler bringen eigene DDR-Erfahrungen ein

Die Romanverfilmung, ein Gemeinschaftsprojekt von MDR, ARD Degeto, BR, NDR, WDR, SWR und RBB, zeichnet ein intimes Porträt des bürgerlichen Milieus im Dresden zu DDR-Zeiten. Regie führte Christian Schwochow ("Novemberkind"). Neben Hauptdarsteller Sebastian Urzendowsky standen Jan Josef Liefers, Claudia Michelsen, Nadja Uhl und Götz Schubert vor der Kamera - Schauspieler, die den Alltag in der DDR selbst erlebt haben. "Jeder hat am Set seine eigenen Erfahrungen und Erinnerungen eingebracht", sagte Hofmann. "Das war eine sehr schöne Atmosphäre."

Das Erste präsentiert den Stoff als großes Fernsehereignis: Zusätzlich zum Spielfilm wird eine Dokumentation gezeigt, die den historischen Hintergründen nachgeht und die Schauspieler als Zeitzeugen zu Wort kommen lässt.

Der Spielfilm ist am 3. und 4. Oktober jeweils um 20.15 Uhr zu sehen. Die Dokumentation läuft im Anschluss an den ersten Teil am Tag der Deutschen Einheit.