Regisseurin lässt Frauen erzählen
Von Grit Warnat
Magdeburg l Im Mai hatte der Dokumentarfilm "Aber das Leben geht weiter" über Vertreibung und Verlust von Heimat auf dem Neißefilmfestival seine Premiere. Seitdem reist Regisseurin Karin Kaper durch Deutschland und stellt den 104-minütigen Film vor. Am Sonntag ist sie in Magdeburg, wenn der Film, den sie gemeinsam mit Dirk Szuszies produziert hat, ab 16.30 Uhr im Magdeburger Moritzhof gezeigt wird. Die Vorführung wird von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt e.V. unterstützt.
Der Film führt drei polnische und drei deutsche Frauen zusammen, deren Familiengeschichte sich einst kreuzte. Die Familie der Regisseurin lebte bis zum Kriegsende in Niederschlesien und wohnte vor der Vertreibung ein Jahr gemeinsam mit einer polnischen Familie zusammen. Die wiederum hatte eine schicksalhafte Zeit hinter sich, war aus Ostpolen vertrieben worden, hatte eine Deportation nach Sibirien und Kirgistan durchleben müssen und den Hof der Deutschen als Entschädigung zugesprochen bekommen.
Karin Kaper war für diesen Film mehrmals in Polen unterwegs, hat zahlreiche Gespräche geführt und viele Emotionen bei den Befragten erlebt. "Ich kommentiere nichts, sondern lasse der subjektiven Sicht den Vorrang", sagt die Regisseurin. Sie wollte auch aufspüren, wie Flucht, Vertreibung und der Verlust von Heimat in den nachfolgenden Generationen nachwirken.
Dass das Thema auch heute noch berührt, spürt die Regisseurin in ihren Gesprächen nach den Filmvorführungen. Kaper: "Zu den Besuchern gehört natürlich die Erlebnisgeneration, aber auch die Kinder- und Enkelkinder, die großes Interesse zeigen, weil die Großeltern ihnen nur wenig erzählt haben von ihren Erlebnissen."