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Rückenstärkung für neuen Volksbühnen-Chef Dercon

Theater-Urgestein Frank Castorf geht - und der bisherige Museumschef Chris Dercon folgt. Dem neuen Intendanten der Volksbühne schlägt in Berlin große Skepsis entgegen. Nun bekommt er Rückenstärkung.

03.07.2016, 08:47

Berlin (dpa) - Der frühere Chef des Museums Ludwig in Köln, Kasper König, hat dem umstrittenen künftigen Intendanten der Berliner Volksbühne, Chris Dercon, den Rücken gestärkt und vor einer Vorverurteilung gewarnt.

Dercon sei ein guter Kerl, der auch wirklich offen ist für neue Dinge und auch mit Risikobereitschaft und mit Solidarität Dinge anpackt, sagte König am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Wenn man Dercon nicht kenne und nicht wisse, wofür er einstehe, könne er möglicherweise einen irreführenden Eindruck erzeugen.

König gehört zu den 25 Unterzeichnern eines offenen Briefes von Museumsmachern, Künstlern und Architekten aus verschiedenen Ländern, die sich für Dercon einsetzen. Seiner Auffassung nach sollte man diesen als Intendanten erst einmal agieren lassen, sagte König. Der Belgier Dercon war zuletzt Direktor des Museums Tate Modern in London. Er wird im Sommer 2017 Nachfolger des langjährigen Volksbühnen-Intendanten Frank Castorf.

Mitarbeiter der Volksbühne hatten sich kürzlich in einem offenen Brief gegen Dercon gestellt. Zu den Unterzeichnern gehörten Schauspieler wie Sophie Rois, Birgit Minichmayr und Martin Wuttke.

Unter Dercons Unterstützern sind zwölf Museumsmacher - darunter der Direktor des Münchner Hauses der Kunst, Okwui Enwezor, die Chefkuratorin des Centre Pompidou in Paris, Christine Macel, und die Documenta-Chefin von 2012, Carolyn Christov-Bakargiev, die jetzt Direktorin des Castello di Rivoli in Turin ist. Auch die Architekten David Chipperfield und Rem Koolhaas, die Choreografin Anne Teresa de Keersmaeker sowie Filmemacher und Autor Alexander Kluge zählen dazu.

Angesichts seiner Leistungen in den vergangenen drei Jahrzehnten glauben wir, dass Dercon nicht nur ausgesprochen gut geeignet ist, die Bühne zu leiten - er ist auch eine kühne und inspirierte Wahl, heißt es in dem am Freitagabend veröffentlichten offenen Brief. Indem wir Chris Dercon unterstützen, hoffen wir, dass die Vernunft über alarmistischen Sensationalismus siegt.