Kinostart Schmuggelware aus dem Taxi
Jafar Panahis Film „Taxi Teheran“ wurde im Februar bei der Berlinale ausgezeichnet. Ab Donnerstag läuft er u. a. im Studiokino Magdeburg.
Magdeburg l Leicht macht es Jafar Panahi dem Publikum mit „Taxi Teheran“ nicht: Es gibt keine Einführung, keinen Kommentator. Dokumentation oder Fiktion – die Frage bleibt offen. Für das deutsche Auge ist die Machart ungewohnt. Dennoch gelingt es dem iranischen Regisseur, ein humorvolles Kaleidoskop seiner Heimat zu zeigen. Der Film ist eigenwillig und kurzweilig, gleichzeitig kritisch und politisch.
In wechselnden Szenen lernt der Zuschauer unterschiedliche Personen der iranischen Gesellschaft kennen, die in ein Taxi steigen: zwei Frauen mit ihrem Goldfisch, einen Schwarzhändler, eine Anwältin und einen schwer Verletzten auf dem Weg ins Krankenhaus. Durch ihre Dialoge erfahren der Fahrer – in Gestalt von Panahi selbst – und das Publikum gleichermaßen von den Gedanken, Ängsten und Nöten der Mitfahrer. Nahezu beiläufig werden die strengen Gesetze, die Armut und die Sanktionen für Andersdenkende im Iran thematisiert. So wird das Publikum Zeuge, wie sich Panahi, ein international preisgekrönter Regisseur, von seiner Nichte belehren lassen muss, wie ein „zeigbarer“ Film zu sein hat.
Das weiß das altkluge Mädchen genau, schließlich hat es von seiner Lehrerin eine lange Liste mit Regeln für ein Filmprojekt erhalten: So müssen die Darsteller aussehen, das dürfen sie sagen, diese Themen sind erlaubt, diese keinesfalls.
Jafar Panahi nimmt die Tiraden der Schülerin hin – seelenruhig und mit süffisantem Lächeln im Gesicht kurvt er in „Taxi Teheran“ durch die Straßen seiner Heimat. Wohl wissend, dass seine Filme alles andere als „zeigbar“ sind – zumindest nach Ansicht der iranischen Obrigkeit. Die Konsequenz: Der 55-Jährige wurde wegen seiner offenen Kritik an der Regierung hart bestraft.
Das Filmen lässt er sich dennoch nicht verbieten, macht es heimlich. Die Werke lässt er außer Landes schmuggeln, zum Beispiel über einen USB-Stick, eingebacken in einem Kuchen. So auch „Taxi Teheran“. Panahi ließ eine Kopie zur 65. Berlinale nach Berlin schleusen – dort gewann er als „Bester Film“ den Goldenen Bären.