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20. Magdeburger Chorfest beendet Schreiender Hirsch und "Das Salz der Erde"

14.09.2010, 04:17

Von Liane Bornholdt

Magdeburg. Mit drei großen chorsinfonischen Werken ging das 20. Magdeburger Chorfest am Sonntag im Opernhaus Magdeburg zu Ende.

Gemeinsam mit der Magdeburgischen Philharmonie sang ein großer Chor, der sich aus den Sängerinnen und Sängern des Magdeburger Domchores, des Kammerchores Singkreis Magdeburg, Mitgliedern des Hallenser Pauluschores und der Magdeburger Singakademie zusammensetzte. Als Solisten sangen Martina Rüping, Sopran, Anita Bader, Mezzosopran, Kai-Uwe Fahnert, Bariton sowie das Männerquintett des Magdeburger Vokalconsorts voices only.

Die musikalische Gesamtleitung hatte Domkantor Barry Jordan, der gleich zu Beginn bei Vivaldis Gloria mit der kleinen Besetzung der Magdeburgischen Philharmonie stilsicher den barocken Klang traf. Auch die Chorsänger fühlten sich gut in das Geistliche ein und sangen sauber und sicher. Hier glänzte vor allem Anita Bader, die die Mezzopartie sang.

Aber auch die Berlinerin Martina Rüping erwies sich als sichere Barocksängerin. Besonders hervorzuheben war die Solotrompete, die wie auch die Streicher mit modernem Instrumentarium ein barockes Klangbild erzeugen konnte.

Das zweite Werk des festlichen Konzertes führte mit Mendelssohns Psalm 42 "Wie der Hirsch schreit" op. 42 in die musikalische Welt der Romantik. Robert Schumann lobte die Psalmenkantate als "die höchste Stufe, die die neuere Kirchenmusik erreicht hat", und die Aufführung dieses Werkes verfehlte ihre Wirkung auch im Opernhaus nicht. Wunderbar die Solistin, hervorragend das Männerquintett und herzerwärmend mit Dynamik und Innigkeit des Ausdrucks der Chor.

Eindringlicher Sprechgesang

Mit Spannung erwartet folgte nach der Pause das Oratorium des Magdeburger Komponisten Thomas König "Das Salz der Erde", das 2006 komponiert nun erstmals in der Landeshauptstadt erklang. Nach einem aus Bibelworten vom Komponisten zusammengestellten Text wird in drei Teilen nach dem Eingangschor "Ihr seid das Salz der Erde" immer wechselnd mit Soli, Duetten und Chorgesang zu diesem Bibelwort hingeführt.

Und dies mit vielgestaltigen Klängen, von starkem Schlagwerk über eindringlichen Sprechgesang und lyrischen Baritonsoli zum jubelnden Schlusschor "Ich bin bei euch alle Tage geführt."

Thomas König greift in seiner Komposition auf alte Formen zurück, lässt aber vor allem sich auffüllende verdichtete Harmonik wirken, die in kontrastreichen Klangfarben erklingt. So entstand wirklich moderne Kirchenmusik, spannungsvoll, auch widersprüchlich aber sehr eindrücklich. Komponist und Musiker bekamen sehr herzlichen Beifall.