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70 Sänger in 100 Rollen und drei Orchester im Kriegsdrama "Wir erreichen den Fluss" / Morgen Premiere in Dresden Semperoper würdigt eine Spielzeit Hans Werner Henze

11.09.2012, 03:16

Dresden (dpa) l Ein solches Bühnenbild gab es in der Semper-oper noch nie. Wenn Hans Werner Henzes Kriegsdrama "Wir erreichen den Fluss" ("We come to the River") am 13. September in Dresden Premiere hat, werden die Protagonisten von der Bühne quer durch den Saal schreiten. Etwa 70 Sänger in 100 Rollen und drei Orchester auf drei Ebenen okkupieren das Haus und ziehen das Publikum direkt in das Geschehen hinein. 1976 wurde das Stück nach einem Text von Edward Bond im Londoner Covent Garden uraufgeführt.

Vielleicht ist es Henzes politischstes Werk. Die Semperoper spricht von einer "Stellungnahme gegen Krieg, Fremdherrschaft und Unterdrückung". Der heute 86 Jahre alte Henze schrieb es unter dem Eindruck des Vietnam-Krieges und des Putsches gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende. Regisseurin Elisabeth Stöppler will die Handlung in einer beklemmenden Atmosphäre erzählen. Militärs stürmen brutal das Opernhaus und machen die Künstler zu Geiseln. Die Bühne von Rebecca Ringst gerät zum Schlachtfeld.

Die Dresdner haben mehrfach Gelegenheit, sich in der neuen Spielzeit an Henze zu reiben. Unter dem Slogan "Hommage an Hans Werner Henze" soll dem Maestro gehuldigt werden. Seine jüngste Oper "Gisela! oder: Die merk- und denkwürdigen Wege des Glücks" ist am 19. und 28. September zu sehen. In "El Cimarrón" thematisiert Henze die Lebensgeschichte eines Sklaven in Kuba. Das Kammerstück kommt am 29. und 30. September als Gastspiel in der Semperoper auf die Bühne.

Die Ideengeberin für die Henze-Spielzeit in Dresden kann die Früchte ihrer Arbeit nicht mehr erleben. Intendantin Ulrike Hessler erlag Ende Juli einem Krebsleiden.