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Rasante Show "Ballet Revolucion" aus Kuba gastiert derzeit in Deutschland Tanz mit Athletik, Kraft, Emotionalität

Von Grit Warnat 20.07.2012, 05:22

Sie tanzen auf Spitze und barfuß, HipHop und Salsa, Pirouetten und Pas de deux. 18 kubanische Tänzerinnen und Tänzer des "Ballet Revolucion" touren derzeit mit ihrer rasanten Show durch Deutschland. Bis Sonntag tanzen sie in der Oper Leipzig.

Leipzig l Spätestens nach diesem Abend weiß der Zuschauer, dass Kuba viel mehr ist als karibisches Blau, Che Guevara, Fidel Castro und dicke Havanna-Zigarren. Das karibische Land steht auch für eine große Tanzkultur.

Das "Ballet Revolucion" holt diese Kultur für zwei Stunden auf die Bühne. Natürlich gibt es jede Menge lateinamerikanische Musik, natürlich kreisen die jungen Damen und Herren immer wieder schmiegsam ihre Hüften, natürlich versprühen sie kubanisches Lebensgefühl und bringen mit ihrem Temperament das Opernhaus mit seinem Plüsch und Messing im Fünfziger-Jahre-Stil fast zum Wackeln. Und doch ist "Ballet Revolucion" mehr.

Es ist eine rasante, sprühende, aber immer wieder auch besinnliche Tanzshow, in der sich Elemente des klassischen Balletts mit HipHop, R B, Streetdance abwechseln. Hier wird keine klassische Ballett-Geschichte erzählt, hier gibt es einzelne Szenen, in denen die Genres gemixt werden. Gespielt wird mit Kostümen und Lichteffekten - und immer wieder mit den durchtrainierten Körpern, mit den Muskeln. Bis hin zum Männer-Tanz ohne Shirt - fast wie bei den Chippendals. Bei so viel Athletik, Kraft und nicht minder großer Emotionalität pfeift, klatscht das Publikum anerkennend. Szenenapplaus auch bei recht waghalsigen Sprüngen, bei Hebefiguren und Pirouetten, bei denen die Drehungen nicht enden wollen. Wer in dieser Produktion tanzt, hat eine harte Ausbildung an der renommierten Escuela Nacional de Arte hinter sich.

Zeit zum Durchatmen gibt es für die Tanzenden kaum - auch nicht für das Publikum. Gibt es kurze Umziehpausen, kommt die sechsköpfige Band ins Spiel und die beiden Sänger, die Songs von Beyonce und Enrique Iglesias, Shakira und Bob Marley, Sting, Prince und Ricky Martin interpretieren. Zwischenapplaus gibt es immer wieder auch für die Musiker. Begeisterung auf den Rängen beim minutenlangen Solo auf den Congas.

Zum Schluss steht das Publikum, das Ensemble klatscht dankend in die Runde und beginnt in einer Zugabe wieder zu tanzen, zu springen, zu heben. "Für uns ist tanzen wie sprechen. Wir werden schon tanzend geboren", hat Eduardo Veitia, der Direktor des Ballet Espanol de Cuba, in einem Dokumentarfilm gesagt. Wer das "Ballet Revolucion" gesehen hat, kann ihm nur zustimmen.

Auftritte bis 22. Juli in der Oper Leipzig, anschließend Hamburg, Köln, Bremen, München und ab 20. November im Admiralspalast in Berlin