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Lieder über Flucht und Krieg Casting-Show für junge Komponisten

Bei der Casting-Show "Dein Song" treten Kinder mit eigenen Lied-Kompositionen gegeneinander an. Dabei geht es nicht um ihren Auftritt oder ihre Gesangskünste. Den Ausgang erfahren die Zuschauer erst kommendes Jahr.

Von Bernadette Winter, dpa 26.07.2017, 16:36
Die Jurymitglieder: Ole Specht (l-r), Laith Al-Deen, Stefanie Heinzmann und Martin Haas. Foto: Frank Rumpenhorst
Die Jurymitglieder: Ole Specht (l-r), Laith Al-Deen, Stefanie Heinzmann und Martin Haas. Foto: Frank Rumpenhorst dpa

Wiesbaden (dpa) - "Achtung Klappe!" Im Biebricher Schloss in Wiesbaden herrscht gespannte Stille. Peer sitzt am Flügel, vor ihm steht ein aufgeklappter Laptop. Der Junge aus München beginnt die ersten Takte seines Songs "Eine Flucht" zu spielen.

Was der Zwölfjährige da souverän ins Mikrofon rappt, ist ein Lied über die Flucht eines Jungen aus Afghanistan. Keine leichte Kost.

Peer ist einer von 16 Kandidaten der KiKA-Casting-Show "Dein Song". Beim Drehstart der Staffel wollen die Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 18 Jahren die vier Jurymitglieder von ihrem Können und ihren eigenen Kompositionen überzeugen. Peer scheint das gelungen. "Du hast die Stimmung perfekt getroffen", lobt Sänger Laith Al-Deen. Nur die Strophen seien zu lang.

"Lasst uns mal was ausprobieren", sagt Al-Deen und springt auf. Zusammen mit den Sängern Stefanie Heinzmann und Ole Specht sowie Musikproduzent Martin Haas geht er ans Klavier und lässt Peer erneut den Refrain spielen. Er soll testen, wie es sich anhört, wenn man alles etwas langsamer singt. Vom Ergebnis sind alle begeistert, auch der junge Künstler. "Die Dramatik, die er mit dem Klavier in diesen Song reingepackt hat, fand ich sehr beeindruckend", sagt Heinzmann. Die Sängerin ist in der zehnten Staffel der ZDF-Produktion zum ersten Mal als Jurymitglied dabei.

Peer spielt Klavier seit er fünf Jahre alt ist und hat schon mehrere "Jugend musiziert"-Wettbewerbe gewonnen, wie er erzählt. "Trotzdem war ich echt aufgeregt", sagt er hinterher. Die Nervosität ist ihm nicht anzumerken. Zu seinem Lied habe ihn der Roman "Im Meer schwimmen Krokodile" von Fabio Geda inspiriert. "Das Buch hat mich wirklich berührt, weil man darin ganz detailliert von der Flucht erfährt", berichtet Peer.

Eine Casting-Show im klassischen Sinn wie "Deutschland sucht den Superstar" sei "Dein Song" nicht, betonen die Juroren. "Der Hauptunterschied ist, dass es nicht um die Stimme oder die Performance geht, sondern um die Komposition", sagt Heinzmann. "Es ist nicht wichtig, wie gut das Lied gesungen ist, ob da ein Fehler passiert oder wie gut man das Instrument beherrscht. Wichtig ist der Song - wie ist er geschrieben und könnte man ihn ins Radio packen."

Während drinnen noch die Jury berät, wartet draußen schon Jonah aus Düsseldorf. Er ist mit neun Jahren der jüngste Kandidat. Doch auch seine Komposition "Ich möchte nicht mehr zuschauen" handelt von Flucht und Krieg. Seine Inspiration? "Ich habe einfach Fernsehen geschaut", sagt Jonah. Seit er vier Jahre alt ist, spielt er Gitarre. Eigene Lieder schreibt er erst seit etwa einem Jahr.

"Ein Lehrer hat mir die Anmeldung für das Casting gegeben und meinte, ich soll da mitmachen", erzählt er. Falls er weiterkommt, darf er im September ins Komponistencamp nach Ibiza. Dort sollen die Kreationen der Kinder mit Hilfe von professionellen Musikern verfeinert werden. Nach dem Camp treten die Kandidaten erneut vor die Juroren. Mit einem Musikpaten dürfen die acht Besten im Finale ihren Song live darbieten. Jonah würde am liebsten mit Sänger Max Giesinger arbeiten. "Ich höre Max' Musik sehr oft und mag die Lieder auch wegen ihrer Inhalte", erklärt er.

Ob Jonah oder Peer im Finale dabei sind, werden die Fernsehzuschauer erst im kommenden Jahr erfahren. Die Jubiläumsstaffel soll im Frühjahr gezeigt werden. Wer die Talentförderung des ZDF in Höhe von 5000 Euro gewinnt, entscheiden dann die TV-Zuschauer.

KiKA-Website "Dein Song"

Der zwölfjährige Peer aus München war ganz schön aufgeregt. Foto: Frank Rumpenhorst
Der zwölfjährige Peer aus München war ganz schön aufgeregt. Foto: Frank Rumpenhorst
dpa