Trash-TV Das Dschungelcamp vor dem Finale
Die Prüfungen werden ekliger, die großen Geständnisse am Lagerfeuer kommen früher als üblich. Doch das RTL-Dschungelcamp bleibt in diesem Jahr irgendwie hinter seinen Möglichkeiten zurück. Wer ist da ein würdiger Dschungelkönig?

Coolangatta/Köln (dpa) - Straußen-Anus, Ziegen-Vagina, Krokodil-Penis, lebende Kakerlaken. Was RTL seinen Dschungelcampern in diesem Jahr serviert, hat es in sich. So unangenehm wie 2017 dürften die Dschungelprüfungen wohl noch nie gewesen sein.
So scheiterten der strippende Sänger Marc Terenzi und die phobiegeplagte Ex-TV-Maklerin Hanka Rackwitz daran, allerlei tierische Genitalien zu verspeisen. Terenzi lutschte immerhin Fischaugen aus.
Da klingen ganz kurz wieder die warnenden Worte der Medienpädagogen der Kinderprogrammberatung "Flimmo" im Ohr des geneigten Dschungel-Fans: "Der Zuschauer wird zum Voyeur gemacht, Häme und Schadenfreude sind die wesentlichen Bestandteile der Sendung."
Für Rackwitz und Terenzi haben sich die Ekelprüfungen unterm Strich wohl doch noch gelohnt: Denn beide ziehen ins Finale der Dschungelshow "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!" am Samstag (22.15 Uhr) ein. Dritter Kandidat ist "It-Boy" Florian Wess. Schluss war im Halbfinale am Freitagabend dagegen für Ex-Fußballer und Weltmeister Thomas Häßler.
Mit Terenzi und Rackwitz gelten inzwischen zwei Teilnehmer als Favoriten für den Platz auf dem Dschungel-Thron, die zu Beginn wahrscheinlich niemand so richtig auf der Rechnung hatte. "Ich denke, dass Hanka Rackwitz viele Sympathien besitzt", sagt die Medienwissenschaftlerin und erklärte Dschungelcamp-Expertin Joan Kristin Bleicher von der Uni Hamburg vor dem Finale. "Auch Marc Terenzi inszeniert sich selbst als fürsorglich."
In Sachen Ekel hat RTL in dieser Ausgabe eine Schippe draufgelegt. Aber: "Bei den Dschungelprüfungen und den Abläufen der Tageszusammenfassungen fehlten Innovationen", bemängelt Bleicher.
Und auch ansonsten bleibt die Sendung etwas hinter ihren Möglichkeiten zurück: "Einzelne Kandidaten wurden den Erwartungen der Zuschauer nicht gerecht. Dazu zählte etwa Nicole, bei der ich schon fast an ein Schweigegelübde glaubte", sagt Bleicher über Schauspielerin Nicole Mieth.
Und: "Es gibt dieses Jahr wenig unbekannte Seiten der Stars zu entdecken. Mallorca-Jens beispielsweise weicht nicht von seinen selbstinszenierten Klischees ab." Dabei zog der schon nach wenigen Tagen seelisch blank, erzählte am Lagerfeuer von einem Selbstmordversuch, von seinen Zwillingen, die eigentlich Drillinge waren und schließlich auch noch von einer fälschlicherweise diagnostizierten Lungenkrebs-Erkrankung.
Die Quoten waren bislang ein bisschen schlechter als im vergangenen Jahr. 2016 schalteten im Schnitt 7,1 Millionen Menschen ein, in diesem Jahr waren es seit dem Start vor zwei Wochen bis Donnerstag im Schnitt gut 6,5 Millionen. Und obwohl das Finale näher rückt, wurden am Donnerstagabend lediglich 5,92 Millionen Zuschauer gemessen.
Richtige Dynamik kam in die Hängematten erst nach mehr als einer Woche, als Model-Ex Alexander "Honey" Keen mit Verweis auf seinen dicken Hals und eine Bronchitis eine Dschungelprüfung verweigerte, dabei (so sah es sogar die ihn stets anhimmelnde Gina-Lisa Lohfink) diabolisch lächelte und seine Mitbewohner gegen sich aufbrachte. "Grinsemann" nennt ihn Anja Rützel bei "Spiegel Online" und schreibt "das lebende Lachgummi, der Mittelstrahler, das Schmunzelstilzchen" oder "Bleckbaron".
Wie auch immer man zu dem ausgeschiedenen "Honey" stehen mag - der Sendung hat er gutgetan. "Dank des stark reduzierten Engagements von "Honey" in den Dschungelprüfungen steigerte sich der Unterhaltungswert des Konfrontainment", formuliert es Joan Bleicher. Rackwitz sagt da mit Blick auf den Niedergang der am Lagerfeuer besungenen Großfamilie deutlicher "La Familia am Arsch". Und die ausgeschiedene Kader Loth fasst ungerührt zusammen: "Jetzt zeigen alle ihre wahren Fressen."
Highlights gab es natürlich auch in diesem Jahr, wie Bleicher betont: "Honeys dauerhaftes Grinsen löste breitenwirksame Hassattacken aus. Die diversen comedyreifen Einlagen von Kader Loth ("Wollen wir ihn umbringen, gleich oder später?"), Hankas esoterische Waldspaziergänge und das wunderbare Denglisch von Marc Terenzi."
Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!
