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Der Athen-Krimi: Trojanische Pferde

Deutsche Krimis laufen gut. Auch und gerade dann, wenn sie im Ausland spielen. Jetzt kommt folgerichtig eine neue Reihe. Los geht es in Griechenland. Francis Fulton-Smith spielt Max Richter in Athen.

Von Klaus Braeuer, dpa 27.01.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Schöne Kulissen für TV-Krimis in Deutschland gibt es zuhauf. Aber manchmal genügt das offenbar nicht mehr, und so geht's halt ins Ausland - nach Italien (Donna Leon, mit Uwe Kockisch), Frankreich (Kommissar Dupin, mit Pasquale Aleardi) oder in die Türkei (Mordkommission Istanbul, mit Erol Sander).

Jetzt kommt also noch Griechenland dazu - mit Der Athen-Krimi: Trojanische Pferde, der an diesem Donnerstag (28.1., 20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

Kaum hat Max Richter (Francis Fulton-Smith) den Dienst bei der Athener Mordkommission angetreten (ohne Dienstwaffe und ohne Führerschein), wird er zu seinem ersten Fall gerufen: Eine junge Sängerin trällerte eben noch aufreizend auf der Straße, kurz danach liegt sie tot daheim. Vom neuen Partner Petros Makropoulos (Waldemar Kobus) skeptisch empfangen, beginnen die beiden ihre Ermittlungen.

Was sein griechischer Kollege nicht weiß: Richter wurde von seinem neuen Chef, Kriminaldirektor Ritsos (Michele Oliveri), beauftragt, den vermeintlich bestechlichen Makropoulos zu beschatten. Der ist außerdem gerade dabei, mit Richters älterer Schwester Melina (Beate Maes) eine Beziehung anzufangen, und seine Tochter Eleni hat mindestens ein Auge auf Richter geworfen - was die ganze Sache verkompliziert. Die Lösung des eher banalen Falles übrigens auch.

Francis Fulton-Smith (49, Ein Fall von Liebe, Die Spiegel-Affäre) war auch schon mal in drei Folgen als Pariser Kommissar LaBréa (2009, ARD) zu sehen. Sehr französisch wirkte er damals nicht gerade, da half auch ein Baguette unterm Arm wenig. Jetzt also macht er auf Grieche, mit Bart und leichten Locken und mit griechischer Mama.

Im Gespräch sagt er der Deutschen Presse-Agentur mit schon fast philosophischen Ansätzen: Max Richter kommt ja aus Düsseldorf, hat dort einen geliebten Menschen verloren - und nun gibt es eine fast traumatische Geschichte, die er mit sich herumschleppt. Er ist auf der Suche, wohl auch nach sich selbst, und manchmal muss man sehr weit gehen, um nach Hause zu kommen. Der Film lebt auch vom Spiel mit Klischees und Vorurteilen, man kann den Figuren den Spiegel vorhalten und auch damit spielen. Das finde ich ganz reizvoll.

Fulton-Smith ist hier erstmals auch als Koproduzent tätig und sagt dazu: Es ist eine ungeheure Herausforderung, die mir großen Spaß macht und die mich an neue Ufer bringt. Ob das auch für den Zuschauer gelten mag, bleibt abzuwarten.

Die Dialoge sind nur mäßig originell und witzig, und griechisch sind höchstens die Namen. Die Schauspieler agieren routiniert: Waldemar Kobus sieht eher aus wie ein grundsolider Kriminalrat aus einem Vorabend-Krimi, und Sabin Tambrea als blasser Nerd ohne Familie ähnelt mehr einem Schweden, der zu wenig Sonne abbekommen hat. Da hilft auch die Sonnenbrille im Büro nichts.

Allein Andrea Sawatzki in einem Gastauftritt als böse Verlegerin vermag zu überzeugen. Die Story beginnt so wie in vielen Krimis: Die beiden (bärtigen!) Kommissare können sich überhaupt nicht leiden, verdächtigen sich sogar gegenseitig, bis sie natürlich beste Freunde werden. So ist es auch hier, nach demselben durchstrukturierten Strickmuster - dazu ein paar Verfolgungsjagden durch enge Gassen, viele Bilder von Athen. Akropolis, Hafen von Piräus und so weiter.

Es dudelt griechisch anmutende Musik, Philosophen wie Aristoteles werden auch bemüht - das eventuell beabsichtigte Spiel mit den Klischees gelingt indes nicht immer. Und natürlich dürfen bekannte Wörter wie Kalimera (Guten Tag), Kalinichta (Gute Nacht) und Jamas! (Prost!) auch nicht fehlen. Wahrscheinlich würde sich so mancher Grieche mit Grausen oder einem Ouzo abwenden, sollte er sich diesen Film anschauen. Akropolis - ach je!

Jetzt hängt also alles vom Interesse des (deutschen) Zuschauers ab, der bislang am Donnerstag gerne Der Bergdoktor im ZDF guckt. Abgedreht wurde zunächst übrigens nur ein Athen-Krimi.

Die ARD plant aber noch einige neue Formate von Krimis im Ausland, die alle unter einer Dachmarke laufen sollen. Zum Beispiel ein Bozen-Krimi (mit Chiara Schoras, am 4.2.) oder ein Tel-Aviv-Krimi (mit Katharina Lorenz, am 3.3.). Geplant sind auch ein Zürich-Krimi (mit Christian Kohlund) oder ein Island-Krimi (mit Franka Potente).

Der Athen-Krimi: Trojanische Pferde