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Fernsehen Die wahren Freunde in der Not: „Entführen für Anfänger“

Evelyn ist der Star des Beauty-Imperiums ihres Mannes. Doch der Generationswechsel steht bevor, eine Nachfolgerin lauert auf den Job der Markenbotschafterin. Dann entführt Ex-Buchhalter Adam die Diva.

Von Klaus Braeuer, dpa 17.10.2025, 05:40
Adam (Christian Berkel) und Evelyn (Andrea Sawatzki) sind auf einmal Komplizen.
Adam (Christian Berkel) und Evelyn (Andrea Sawatzki) sind auf einmal Komplizen. Silviu Guiman/ARD Degeto/dpa

Berlin - Es passiert, als sie aus einem Sektglas trinkt: Die glamouröse Evelyn Moser (Andrea Sawatzki) bekommt auf einem großen Empfang heimtückisch K.-o.-Tropfen verabreicht. Das langjährige Gesicht des Beauty-Imperiums ihres Mannes Rob (Fritz Karl) wankt aus dem Saal. Evelyn steigt in ein Taxi und wird gekidnappt. So nimmt der Film „Entführen für Anfänger“ seinen Anfang, der am Montag (17. Oktober) um 20.15 Uhr im Ersten zu sehen ist. Es ist eine Komödie, in deren Verlauf die Heldin ihre wahren Freunde und Feinde kennenlernt.

Kein Interesse, Lösegeld zu zahlen

Der Entführer ist der Buchhalter der Firma: Adam Lansky (Christian Berkel) ist nach fast 40-jähriger treuer Tätigkeit gekündigt worden, weil eine Künstliche Intelligenz seinen Job übernehmen soll. Doch der unerfahrene Kidnapper hat die Rechnung ohne den skrupellosen Ehemann Evelyns gemacht. Denn der eitle Schönheitschirurg geht keineswegs auf die Lösegeldforderung ein, weil er mit Evelyns Nachfolgerin Lene (Hedi Honert) auch privat zusammen sein will. Die Influencerin spioniert ihm allerdings ebenso nach wie seine Tochter, die auf das Firmenerbe und einen millionenschweren Deal mit neuen Partnern scharf ist.

Der ungeübte Entführer stellt sich selten dämlich an, so dass die resolute Entführte sich rasch aus ihren Fesseln befreien und die Oberhand gewinnen kann. Alsbald kommt die Beauty-Queen zu zwei Erkenntnissen: dass ihr die Opferrolle gar nicht liegt und dass ihr treuloser Gatte sie loswerden will. So macht sie mit Adam gemeinsame Sache. Als Team wollen sie die Offshore-Konten des aalglatten Firmenchefs leer räumen, der zudem bei diversen Operationen allerhand „Kunstfehler“ begangen und versucht hat, diese zu vertuschen.

Ein Ehepaar in den Hauptrollen

Andrea Sawatzki („Familie Bundschuh“) steht in ihrer resoluten Rolle zu den Falten in ihrem Gesicht und sagt einer Reporterin ins Mikro: „Ich schwimme täglich - und zwar auf dem Rücken, dann kann ich dabei noch rauchen“. Die Rolle der entführten Ehefrau, die den Spieß einfach umdreht, wirkt wie auf sie zugeschnitten - mitsamt perfekter Perücken und Kostüme. Auch Sawatzkis  Ehemann Christian Berkel („Trügerische Sicherheit“) überzeugt als schusseliger Entführer mit falschem Haar und angeklebtem Bart.

Regisseur Hans Hofer („Das Leben ist kein Kindergarten“) und Autor Christian Jeltsch („Die verlorene Tochter“) schildern - mit kleinen logischen Schwächen - sehr unterhaltsam und humorvoll, wie zwei völlig unterschiedliche Menschen sich verstricken, irgendwie zusammenraufen, einen tollkühnen Plan schmieden und dann in wahrlich haarsträubende Situationen geraten. Das schrammt mehrfach knapp an der Klamotte vorbei, doch insgesamt macht das Zuschauen einfach Spaß - mitsamt der Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Entführung auch gelernt sein will.