TV-Tipp Drachenjungfrau
Ein Kommissar reist in seine eigene Vergangenheit und entdeckt Abgründe. Das ZDF zeigt einen stark erzählten und gespielten Alpen-Krimi vor spektakulärer Naturkulisse.
Berlin (dpa) - Ohrenbetäubend stürzt der Krimmler Wasserfall, der höchste in Österreich, ins Tal. Ein unheimlicher, verwunschener Ort inmitten einer rauen Felslandschaft.
Hier wird am frühen Morgen die Leiche der 15-jährigen Laura (Eva Lanz) gefunden, in den Händen hält das Mädchen einen mysteriösen Stein.
Am Vorabend stand die scheue Teenagerin nicht ganz freiwillig für die dubiose Castingshow "Austria's Best Marketenderin" auf der Bühne - bekleidet nur mit einen Bikini.
Die Ermittlungen in dem Fall leitet der Salzburger Kommissar Martin Merana (Manuel Rubey), der in Krimml aufgewachsen ist. Der vom ORF koproduzierte Krimi "Drachenjungfrau", der bereits 2016 in Österreich ausgestrahlt wurde, läuft am Montag (11. Juni) um 20.15 Uhr im ZDF.
Basierend auf einem Kriminalroman des Salzburger Autors und Journalisten Manfred Baumann hat die österreichisch-argentinische Regisseurin Catalina Molina einen atmosphärisch stimmigen, abgründigen Fernsehfilm in Szene gesetzt, der weit über dem gängigen Krimi-Mainstream rangiert. Manchmal wirkt dieses rätselhafte Alpen-Drama wie ein Alptraum. Zumindest für den dünnhäutigen Kommissar Merana, der mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird, und durchaus auch selbst austeilen kann.
Für den Ermittler ist die Geschichte deshalb so heikel, weil an jeder Ecke des wolkenverhangenen Kaffs nicht sehr schöne Kindheitserinnerungen lauern. Zum Glück hat er die zupackende Postenkommandantin - das heißt in Österreich wirklich so - Franziska Heilmayr (Stefanie Reinsperger) an seiner Seite. Die massiert ihm nach einer Hexenschuss-Attacke erstmal den Rücken, und macht den hüftsteifen Bullen dann mit den in Frage kommenden Verdächtigen bekannt. Beim schmierigen Politiker Gottfried Erlinger ("Tatort"-Kommissar Harald Krassnitzer), der auch die entwürdigende Castingshow organisiert hatte, beißen die Ermittler allerdings auf Granit.
Brenzlig wird für Merana das Wiedersehen mit Alma (Patricia Aulitzky), der Mutter des Opfers, mit der er früher liiert war. Almas jetziger Mann Robert (Markus Hamele) dagegen war zu Kinderzeiten der Erzfeind des Kommissars, was die Aufklärung des Falls auch nicht gerade erleichert. Wie gut, dass Merana bei seiner hellsichtigen Oma Kristina (Christine Ostermayer) untergekommen ist. Die kluge Dame kann ihm einiges über die sagenumwobene Drachenjungfrau erzählen.
Es tauchen allerdings etwas zu viele Figuren auf in diesem düsteren Landkrimi, zuweilen wird es unübersichtlich. Für die heiteren Momente sind die örtlichen Polizeikräfte zuständig. Da ist zum einem der depperte Polizist Ankerl (Gerhard Greiner), der immer wieder ordentlich Schmäh einstecken muss. Wie ein Fels in der Brandung wirkt die lebensfrohe Postenkommandantin, dargestellt von Theaterschauspielerin Stefanie Reinsperger. Die Frau behält den Überblick und lässt sich vom infernalischen Rauschen des Wasserfalls nicht kirre machen.