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TV-TippDrama um würdevolles Sterben - „Bring mich nach Hause“

Was tun, wenn ein Familienmitglied schwer krank ist und keine Patientenverfügung ausgefüllt hat? Das ZDF-Drama „Bring mich nach Hause“ befasst sich eindringlich mit einem sehr sensiblen Thema.

Von Ute Wessels, dpa Aktualisiert: 27.10.2021, 17:05
Ulrike (Silke Bodenbender, l) und ihre Schwester Sandra (Anneke Kim Sarnau).
Ulrike (Silke Bodenbender, l) und ihre Schwester Sandra (Anneke Kim Sarnau). Hannes Hubach/ZDF/dpa

Berlin - Ein Mensch fällt ins Wachkoma. Die Chance, dass er das Bewusstsein wiedererlangt, ist gering. Was bedeutet das für die Angehörigen?

Eine Patientenverfügung regelt Fragen zu möglichen lebensverlängernden Maßnahmen. Liegt keine solche Verfügung vor, stehen die Angehörigen vor schwierigen Entscheidungen. Das ZDF widmet sich am Montag diesem Thema: Das Drama „Bring mich nach Hause“ (20.15 Uhr) basiert auf tatsächlichen Begebenheiten und zeigt, wie komplex der Umgang mit Sterbenden sein kann.

Um 21.45 Uhr folgt die Dokumentation „Zwischen den Welten: Leben und Sterben im Wachkoma“ von Lisa-Maria Schnell. Sie befasst sich mit verschiedenen Positionen zum Thema würdevolles Sterben aus medizinischer, juristischer, ethischer und theologischer Sicht.

Die Hauptfiguren des Dramas „Bring mich nach Hause“ befinden sich von einer Sekunde auf die andere in einer Situation, die so oder so ähnlich jeden treffen kann. Martina (Hedi Kriegeskotte) fällt nach einem Sturz in ihrer Küche ins Wachkoma. Für ihre beiden Töchter Ulrike (Silke Bodenbender) und Sandra (Anneke Kim Sarnau) beginnt eine medizinische, emotionale und juristische Odyssee - denn die Mutter hat keine Patientenverfügung verfasst.

Die Töchter haben unterschiedliche Leben gelebt und eine ebenso unterschiedliche Vorstellung, wie die Mutter behandelt werden soll. Während Wissenschaftlerin Sandra schnell rational auf die Situation reagiert, ist Religionslehrerin Ulrike hin- und hergerissen. Mit Silke Bodenbender und Anneke Kim Sarnau hat Regisseurin Christiane Balthasar zwei vielschichtige Schauspielerinnen der ersten Garde gewonnen, die die Problematik für den Zuschauer eindringlich spürbar werden lassen.

Der Schock über das Koma der Mutter und die Tragweite der daraus resultierenden, anstehenden Entscheidungen überfordert die beiden Schwestern. Sie ringen um eine Lösung, holen sich Informationen ein und versuchen, das für ihre Mutter Richtige zu tun. Dabei geraten sie in Gefahr, sich strafbar zu machen.

„70 Prozent der Deutschen haben bislang keine Vorsorge für den Ernstfall getroffen. Das stürzt viele Angehörige in schwere Konflikte. Genauso realistisch zeigt es die ZDF-Produktion „Bring mich nach Hause““, sagt Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz in Dortmund.

Eine Patientenverfügung sei unerlässlich, wenn sich Patienten nicht äußern können. Die darin enthaltenen konkreten Behandlungsanweisungen seien für Ärzte bindend. Die Qualität der Verfügung sei wichtig, sagt Brysch der Deutschen Presse-Agentur. Der individuelle Wille des Verfassers müsse präzise und praxistauglich formuliert sein.

Die Schwestern im Film lassen sich juristisch beraten und stellen fest, dass auch das nicht einfach ist. Das Thema würdevolles Sterben hat viele Grauzonen.