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Fernsehen Eine unfassbare Geschichte: „The Lost King“ auf Arte

Vor wenigen Jahren wurden die Überreste Richard III. unter einem Parkplatz wiederentdeckt: Wie es dazu kam, davon erzählt ein Spielfilm von Stephen Frears - grandios besetzt virtuos inszeniert.

Von Matthias von Viereck, dpa 01.08.2025, 12:43
Philippa trifft in ihrer Fantasie auf König Richard III..
Philippa trifft in ihrer Fantasie auf König Richard III.. -/ARD/Degeto 2025/dpa

Berlin - Manchmal schreibt das Leben die irrsten Geschichten. Und nicht die Fiktion. Was die mitreißende Sally Hawkins („Maudie“) in diesem Film als Amateurhistorikerin erlebt, ist spannend und unterhaltsam - und klingt wie ausgedacht. 

Warum sollten die verschollenen Gebeine Richards III. ausgerechnet unter einem Parkplatz liegen? Warum sollte die Fachwelt einer Hobby-Archäologin, die zuweilen mit sich selbst spricht, Glauben schenken? Das Drama „The Lost King“ aus dem Jahr 2023 - am Freitag (1. August) um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen - gibt die Antworten darauf.

Besessen nach einem Theaterbesuch

Nach ihrem Erfolgsfilm „Philomena“ (2013) haben sich Regisseur Stephen Frears („Die Queen“) und Steve Coogan (Skript und Darsteller) für diese britische und auf wahre Begebenheiten zurückgehende Produktion erneut zusammengetan.

Philippa Langley (Hawkins), die es wirklich gibt, hat es nicht leicht: So manches ist daheim bei der sorgenden Mutter nicht in Ordnung. Im Beruf geht es, wenn überhaupt, nur schleppend voran. Da kommt ein wenig Ablenkung recht: Nach einem Theaterbesuch entwickelt Philippa eine Obsession für König Richard III.: Sie setzt sich zum Ziel, dessen verschollene Überreste zu finden. 

Zudem möchte sie nicht glauben, dass der Monarch tatsächlich ein so verachtenswerter Mensch war, wie ihn Shakespeare in seinem berühmten Theaterstück darstellt. Philippa folgt nicht nur ihrer Intuition, selbst mit hoch reputierten Historikern nimmt sie es auf. Ob bei Archäologen oder ihrem Mann: Zunächst stößt die Hobby-Historikerin vor allem auf eins: kopfschüttelnde Verwunderung. Sie lässt sich jedoch nicht abbringen.

Drama, Ehe-Stück, Archäologie-Krimi und Komödie zugleich

Sally Hawkins, 2008 lernte man sie schätzen in Mike Leighs „Happy-Go-Lucky“, ist wunderbar in dieser erstaunlichen Geschichte. Sie geht gänzlich auf in ihrer Darstellung einer 45-Jährigen, die irgendwie zwischen den Stühlen hängt: Nicht mehr jung, noch nicht alt. Gerade ist Philippa bei einer Beförderungsrunde nicht bedacht worden und ihr Gatte trifft sich mit anderen Frauen. 

Man möchte Hawkins herzen, teils auch schütteln, derart rührend und irre ist ihre Philippa in „The Lost King“. Wenn sie der unfreundlichen Buchhändlerin mit einem dünnen Lächeln erklärt, dass sie wirklich all die acht vorrätigen Bücher zu Richard III. im Shop haben möchte, ist das genauso hübsch, wie die Szene, in der sie dem verdatterten Leicester City Council von ihren Ausgrabungsplänen auf einem Parkplatz erzählt.

Auch der Regie und dem Drehbuch muss man Respekt zollen: Wie es beiden gelingt, aus „The Lost King“ noch deutlich mehr zu machen als nur die Nacherzählung einer, wenn auch unfassbaren, Begebenheit, ist toll. Was wir sehen, was wir genießen dürfen, ist eine unwahrscheinliche und doch funktionierende Melange aus Drama, Midlife-Crisis, Ehe-Stück, Archäologie-Krimi und surrealer Komödie.