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TV-Tipp Eltern und andere Wahrheiten

Die TV-Komödie "Eltern und andere Wahrheiten" ist eine ziemlich muntere Geschichte um ein Thema, das viele von uns angeht: Niemand sollte seine Kinder belügen.

Von Klaus Braeuer, dpa 01.06.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Jeder von uns nimmt es mal mit der Wahrheit nicht ganz so genau - in der Hoffnung, dass es niemand merkt. Kinder hingegen merken sich fast alles, auch Lügen - weshalb jeder das besser lassen sollte, denn schließlich will der Erwachsene ja auch ein Vorbild sein. Darum geht es in dem Film "Eltern und andere Wahrheiten", der an diesem Freitag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

Da bleibt der lieben Oma Irmgard (Petra Kelling) glatt das Stück Kuchen im Halse stecken, auch wenn sie lediglich eine gemietete Oma ist, im Hause von Nina (Silke Bodenbender) und Torsten (Tom Wlaschiha) im schönen Hamburg. Die beiden wollen sich nämlich trennen, und dann wäre auch die gute Irmgard ihren Job los.

Rückblende: Die Architektin kehrt nach der Elternzeit in ihr altes Büro samt ihrem Chef Alex (Steven Scharf) zurück, der stark von der Auftraggeberin Lene Müller zu Waldstetten (Nina Petri) abhängig ist, die aber keine Mütter mag. Also gibt Nina ihren Mann, der als Polizist oft Verbrechern hinterherjagen muss und schon seit längerem das Abitur nachholen will, kurzerhand als ihren Bruder aus - und engagiert Irmgard zur Unterstützung daheim. Dann gerät allmählich alles aus den Fugen und die Ehe aus dem Leim.

Silke Bodenbender (43, "Wunschkinder", "Königin der Nacht") füllt die Rolle der völlig überforderten Mutter schon ganz gut aus. "Nina war fünf Jahre zu Hause, um die Erziehung der Kinder zu übernehmen", sagte Bodenbender im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. "Da ist es doch nicht verwunderlich, dass sie jetzt den Wunsch verspürt, beruflich auch wieder Fuß zu fassen. Sie ist diejenige, die nach Alternativen sucht und sich um eine Babysitterin kümmert. Ihr Mann will aber keinen Babysitter - und ihre Arbeitgeberin keine Mutter."

Das stimmt, und die Momente, in denen sie aus dem Geflecht von Unwahrheiten und Missverständnissen heraus will, sind teilweise schon komisch geraten. "Diese ziemlich gemeine Gemengelage verleitet sie einfach dazu, ein Versteckspiel einzugehen", sagte Bodenbender weiter. "Sie handelt dabei aber nicht kalkuliert, sondern spontan aus einer Verzweiflung heraus. Sie liebt ihre Familie und sucht immer wieder nach einer Gelegenheit, diese Lüge aufzuklären".

Die Schauspieler machen ihre Sache allesamt gut, vor allem Nina Petri als doch gar nicht so kaltherzige Bauherrin vermag voll zu überzeugen. Die ganze Geschichte wirkt jedoch arg konstruiert und ziemlich lebensfremd. Obendrein nerven altklug daher plappernde Kleinkinder, die viel zu kluge Fragen stellen, und die nicht enden wollende musikalische Untermalung.

Regisseurin Maria von Heland (51, "Göttliche Funken") setzt auf schöne Hamburg-Bilder, viel Tempo, etwas Slapstick und reichlich Momenten aus Verwechslung und (Gefühls-)Verwirrung. Erst in der letzten halben Stunde läuft die ganze Story dann halbwegs rund, und dann passt natürlich auch das Happy-End gut dazu. Ob diese Eltern künftig nun weniger lügen (vor allem sich selbst gegenüber), bleibt allerdings offen.

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