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Thrillerserie Hölle im Kopf: Die Thrillerserie „Marcella“ auf Netflix

Woche für Woche spuckt die Streaming-Industrie neue Serien aus. Dabei lohnt ein Blick, was die Portale so an älteren Produktionen zu bieten haben. Etwa Hochspannung vom Autoren des Blockbusters „Die Brücke“.

Von Christof Bock, dpa Aktualisiert: 15.02.2023, 16:19
Anna Friel als Marcella.
Anna Friel als Marcella. BUCCANEER MEDIA FOR.ITV./Netflix/dpa

Berlin - Niemand möchte so aufwachen. Sergeant Marcella Backland (Anna Friel) kommt nackt in ihrer Badewanne zu Bewusstsein - mit Blut, Erde und Schrammen übersät. Wo war sie in dieser Nacht? Was ist geschehen? Erste Flashbacks kommen in der Londonerin hoch.

Wie Ehemann Jason (Nicholas Pinnock) ihr kalt die Trennung verkündet hat. Wie sie ihm eine riesige Szene gemacht hat. Dann Verwirrung, Dunkelheit. Offensichtlich hat sie eine Frauenleiche in einem Wald vergraben. Wen? Warum? Die britische Thrillerserie „Marcella“ zählt zu jenen Schmuckstücken von Netflix, die inmitten des riesigen Outputs der vergangenen Monate eher in den Hintergrund geraten sind. 2016 erschien die erste Staffel, 2020 die dritte und bisher letzte.

Anti-Heldin mit Bewusstseinsstörungen

Hinter der taffen Anti-Heldin mit Bewusstseinsstörungen und jeder Menge vertrackten Familienproblemen steckt einer der besten Köpfe der skandinavischen Krimilandschaft. Der Schwede Hans Rosenfeldt ist einer der beiden Väter der Bestseller-Buchreihe um den Stockholmer Profiler und Möchtegern-Casanova Sebastian Bergman. Von ihm stammt das Drehbuch zur schwedisch-dänischen TV-Serie „Die Brücke - Transit in den Tod“, die mit vier Staffeln im ZDF lief.

Genau wie dort verwirrt in „Marcella“ ein Heer von Verdächtigen das Publikum. Beide Serien haben auch gemeinsam, dass sie nichts für Zartbesaitete sind. Denn die Morde, die hier London erschüttern, sind äußerst brutal.

Deutsche TV-Zuschauer erkennen Hauptdarstellerin Anna Friel wohl am ehesten aus der bunten US-Mysteryserie „Pushing Daisies“, in der sie ein durch übernatürliche Kräfte wiederauferwecktes Mordopfer spielte. Das britische Publikum sah sie in vielen romantischen Filmen. Umso krasser ist der Kontrast zu der Figur Marcella Backland. Eine Frau um die 40, die von ihren Kindern meistens gerade gehasst wird, von ihrem Ehemann hintergegangen wird und sich mit Serienmördern herumschlägt.

Doch die größte Baustelle der Kriminalistin ist, dass sie sich nicht nur gut in kranke Hirne von Killern hineinversetzen kann - auch in ihrem Kopf brennt eine Hölle, aus der sie nicht herausfindet. Offensichtlich haben die immer neuen Bewusstseinsaussetzer mit einem Ereignis in ihrer Vergangenheit zu tun. Und: Die Polizistin hat die Verbrechen nicht nur aufzuklären, sie wird auch privat verwickelt.

Ihr bleibt nur, Beweise zu fälschen, damit sie nicht mit einem Mord in Verbindung gebracht wird. Dabei weiß sie selbst nicht: War sie nur eine Zeugin? Oder hat sie die Geliebte ihres Mannes umgebracht?