Hubert und Staller - Unter Wölfen
Nicht alle Serien im Fernsehen laufen gut, vor allem nicht am Vorabend. Wenn es einmal eine erfolgreiche Ausnahme gibt, dann wird gern ein Langfilm dazu produziert.
Berlin (dpa) - Das TV-Programm steckt voller Krimiserien, egal zu welcher Uhrzeit. Viele dümpeln vor sich hin, manche verschwinden gleich wieder, und wieder andere laufen recht erfolgreich.
Gern gesehen wird beispielsweise die Serie Hubert und Staller, mittwochs um 18.50 Uhr im Programm. Als Schmankerl obendrauf gibt es nun auch (sogar zum zweiten Mal) einen Spielfilm im Hauptabendprogramm dazu: Hubert und Staller - Unter Wölfen ist an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) im Ersten zu sehen.
Gleich zu Beginn steht eine Frau auf einem Balkon und will sich hinabstürzen: Anna Schmitt (Anna Brüggemann) hat Liebeskummer, denn ihr Freund, der Polizeivizepräsident Robert Schupp (Markus Wieser), hat ein Verhältnis mit Sabine Kröpf (Katharina Müller-Elmau), der dauerrauchenden Gattin des Polizeipräsidenten Manfred Kröpf (Dietrich Hollinderbäumer). Der liegt alsbald erschlagen in seinem Wohnzimmer, nachdem er kurz zuvor noch dem Wolfratshausener Revierleiter Reimund Girwidz (Michael Brandner) eine Urkunde verliehen hatte.
Als nun dessen beste Mitarbeiter - Franz Hubert (Christian Tramitz) und Johannes Staller (Helmfried von Lüttichau) - ermitteln wollen, werden ihnen die zwei arroganten Münchner Kommissare Sebastian Kurz (Aleksandar Jovanovic) und Melanie Eder (Bettina Lamprecht) vor die Nase gesetzt. Doch letztlich kommen natürlich Hubert und Staller dem Täter auf die Spur, den sie mit Hilfe des gewieften Yazid (Hannes Ringlstetter) stellen können - wieder in luftiger Höhe, auf einem Hausdach.
Der Film (Regie: Jan Markus Linhof) ist schrullig und spaßig geraten, das Tempo stimmt, die Dialoge auch: Mit Dir am Steuer bekommt das Wort 'Schleichwege' eine ganz neue Bedeutung, sagt Hubert zu Staller, als der am Steuer seines völlig veralteten Dienstwagens durch die Straßen zuckelt. Und zur Frau auf dem Balkon sagt Staller lapidar: Wie schaffen Sie es nur, dass Ihnen da heroben nicht schwindlig wird?, um gleich darauf selbst am Geländer zu hängen.
Aber man kennt das grantige Traumpaar, das gemeinsam immer durch dick und dünn geht, ja schon ein wenig: Der eher wortkarge, aber umso nachdenklichere Hubert kann so manche peinliche Situation retten - auch wenn er eine Waffenattrappe in seinem Pistolenhalfter trägt. Und der eher unbeholfene und gern übereifrige Staller hat gelegentlich doch mal einen Geistesblitz. Das Tolle am Staller ist - wenn man ihn über längere Zeit spielt -, dass man mit ihm älter werden kann und trotzdem nicht erwachsen werden muss, sagte Schauspieler von Lüttichau in einem ARD-Interview. Staller lernt nix, der fängt immer wieder von vorne an; er schleift sich nicht ab, er resigniert nicht. Für den bleibt alles aufregend, das färbt ab. Langsam bin ich mir schon selbst für fast nichts mehr zu blöd.
Die beiden kauzigen Ermittler bilden also ein ebenso bewährtes wie beliebtes Team. Der Erfolg gibt Hubert und Staller recht: 78 knifflige Mordfälle hat das harmlos wirkende Duo bereits gelöst - in nur 72 Folgen. Eine Aufklärungsquote, die bundesweit vermutlich ihresgleichen sucht. Auch die Einschaltquoten liegen deutlich über den anderen Krimis, die ansonsten auf diesem Sendeplatz im Ersten zu sehen sind: Im Durchschnitt verfolgten 1,93 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 7,7 Prozent) die letzte Staffel. Was vielleicht auch daran liegt, dass man sich endlich vom Etikett Heiter bis tödlich verabschiedet hat, dass die ARD allen Krimiserien am Vorabend aufgeklebt hatte.
Die Schauspieler sind mit Leib und Seele dabei, und auch die Nebenrollen sind mit Robert Stadlober und Adam Bousdoukos recht treffend besetzt. Es geht im Film um Drogen (die sich auch mal als Traubenzucker entpuppen), korrupte Beamte samt einem schwarzen Schaf in den eigenen Reihen, um interne Ermittlungen, und um ein sattes Familiendrama. Die Spannung bleibt da leider auf der Strecke, denn so mancher Zuschauer weiß sicherlich schon nach 20 Minuten, wer der Übeltäter ist.