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TV-Tipp Mörderischer Sommer: „Mein Bruder heißt Robert...“

Arthaus-Kino im Ersten: Zwei Geschwister diskutieren über Philosophie und vertreiben sich die Zeit mit kuriosen Wettspielen. Das hat tödliche Folgen.

Von dpa 09.06.2021, 14:34
Die Zwillinge Elena (Julia Zange) und Robert (Josef Mattes) gehen eine bizarre Wette ein.
Die Zwillinge Elena (Julia Zange) und Robert (Josef Mattes) gehen eine bizarre Wette ein. Philip Gröning/BR/ARD/dpa

Berlin - Das Erste zeigt an diesem Sonntag zur besten Sendezeit keinen Krimi, sondern Fußball. Dafür schlägt nach Mitternacht in der Nacht zum Montag (14.6.) die Stunde der Cineasten.

„Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ ist ab 0.35 Uhr zu sehen. Es ist ein ungewöhnlicher, fast dreistündiger Film aus dem Jahr 2018 für Freunde des entschleunigten Arthaus-Kinos.

Es ist Hochsommer. Die Zwillinge Robert (Josef Mattes) und Elena (Julia Zange) vertreiben sich irgendwo in Süddeutschland die Zeit auf einer Wiese in unmittelbarer Nähe einer Tankstelle. Die Geschwister liegen im Gras, und eigentlich soll Elena sich auf ihre Abiturprüfung in Philosophie vorbereiten.

Und nebenbei geht es auch um philosophische Themen, um Augustinus oder Heidegger. Die beiden Geschwister aber vertreiben sich die Zeit auch mit kuriosen Wettspielen und anderen Einfällen. Zwischendurch geht's in die Tankstelle, der Biernachschub darf nicht abreißen.

Die zwei Geschwister leben in ihrer völlig eigenen Welt. Manchmal gehen sie grob miteinander um, zuweilen auch fast zärtlich. Es ist ein Spannungsfeld zwischen Liebe, Hass, Nähe und Neid.

Schließlich schlägt Elena eine verhängnisvolle Wette vor: Sie plant vor ihrer Abi-Prüfung, also noch an diesem Wochenende, Sex mit einem Mann zu haben: „Vor der Abi-Arbeit vögle ich mit einem. Irgendeinem.“ Wenn ihr das Sex-Abenteuer gelingt, bekommt sie Roberts Auto. Wenn sie verliert, darf er sich von ihr wünschen, was er will. Am Ende dieses Wochenendes ist nichts mehr so wie vorher.

Das unter der Regie von Philip Gröning entstandene Drama lässt sich gehörig Zeit; knapp 180 Minuten währt Grönings sechster Langfilm - nach Werken wie „Sommer“, „Die große Stille“ oder, zuletzt, „Die Frau des Polizisten“. Dafür überschlagen sich am Ende die Ereignisse sehr heftig. Das Drehbuch zu der deutsch-französisch-schweizerischen Produktion hat Regisseur Gröning zusammen mit der vor allem als Schauspielerin bekannten Schweizerin Sabine Timoteo verfasst.

Präsentiert wurde dieses ungewöhnliche Kinowerk bei Filmfestivals wie der Berlinale (dort lief es im Wettbewerb), dem Festival des deutschen Films Ludwigshafen, dem Film Fest Gent, dem Filmfest München, dem Internationalen Film Festival Hong Kong und dem Sitges Filmfestival Catalunya - wo es den Preis für die beste Regie gab.