Neu im Kino „Tron: Ares“: Science-Fiction-Fantasie oder Zukunftsvision?
Über 40 Jahre, nachdem „Tron“ Maßstäbe für visuelle Effekte setzte, und 15 Jahre nach „Tron: Legacy“ ist manches aus den Filmen keine reine Science-Fiction mehr. Jetzt kommt ein dritter Teil ins Kino.

London - Der Science-Fiction-Klassiker „Tron“ war seiner Zeit weit voraus, als er 1982 in die Kinos kam. Der Disney-Film beeindruckte damals mit bahnbrechenden visuellen Effekten, blieb an den Kinokassen jedoch hinter den hohen Erwartungen. Auch die Fortsetzung „Tron: Legacy“ von 2010 war kein Kassenschlager. Trotzdem genießen beide Filme Kultstatus. Nun startet der dritte Teil. Kann „Tron: Ares“ im Jahr 2025 noch etwas Neues bieten?
„Es fühlt sich an, als hätten wir die Zukunft der Science-Fiction in gewisser Weise in Echtzeit eingeholt“, sagt Gillian Anderson im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. Die 57-Jährige spielt Elisabeth Dillinger, die Tochter von Bösewicht Ed Dillinger aus dem ersten „Tron“-Film.
„Vieles, was im Film vorkommt, existiert noch nicht. Aber es geht um Waffen auf Militärniveau – und genau das scheint die Zukunft für uns bereitzuhalten. Das ist der beängstigende Teil der Künstlichen Intelligenz.“
Aus dem Computer in die reale Welt
Heimcomputer waren noch eine Seltenheit, als Jeff Bridges in „Tron“ als Videospiele-Programmierer Flynn in einen Computer hineingezogen wurde und sich dann in einer digitalen Welt gegen feindselige Programme - und künstliche Intelligenz - behaupten musste. 43 Jahre später verlassen die Programme in „Tron: Ares“ den Computer und werden zur Bedrohung für die reale Welt.
Julian Dillinger (Evan Peters), Enkel von Ed Dillinger, hat mit seiner Firma Kriegsgeräte und Soldaten mit künstlicher Intelligenz entwickelt, die innerhalb weniger Minuten - quasi per 3D-Drucker - zur Verfügung stehen. Allerdings mit kurzer Lebensdauer. Im Gegensatz zu seiner Mutter Elisabeth („Akte X“ Anderson), kennt Julian kaum Skrupel.
Dillingers Konkurrentin Eve Kim (Greta Lee), die inzwischen Flynns einstige Firma leitet, arbeitet an etwas Ähnlichem, allerdings aus altruistischen Motiven. Als Eve endlich die Formel findet, mit der aus dem Computer generierte Dinge - etwa Obstbäume - dauerhaft existieren können, greift Dillinger zu extremen Mitteln. Er schickt seine KI-Soldaten Ares (Jared Leto) und Athena (Jodie Turner-Smith) auf die Jagd, um Greta die Formel abzunehmen. Doch Ares lässt sich bald nicht mehr von Dillinger kontrollieren.
Lichtrenner jagen durch Vancouver
Nachdem es in den vorherigen zwei Filmen um das Innere des Computers ging, kehrt „Tron: Ares“ das Konzept teilweise um. „Es geht im Kern darum, wie digitale Elemente in unsere Welt gelangen“, sagt Produzent Justin Springer, der mit Co-Produzent Sean Bailey auch „Tron: Legacy“ produzierte. „Deshalb ging es uns auch darum, das möglichst praktisch umzusetzen – draußen auf der Straße zu drehen, echte Light Cycles zu bauen und das Ganze für das Publikum so real wie möglich wirken zu lassen.“
Die Light Cycles - oder Lichtrenner - sind die ikonischen digitalen Motorräder, die in den 80er Jahren Basis für einen eigenen Videospiele-Hit waren. In „Tron: Ares“ liefern sie sich nun erstmals ein Rennen auf echten Straßen. Die spektakulären Szenen zählen zu den Höhepunkten des visuell beeindruckenden Films von Regisseur Joachim Rønning („Pirates of the Caribbean: Salazars Rache“). Gedreht wurde im kanadischen Vancouver und in riesigen speziell angefertigten Hallen.
Nostalgie und ein perfekter Soundtrack
Für Fans hat „Tron: Ares“ reichlich Nostalgisches zu bieten. Ein echter Clou und genau genommen viel zu kurz geraten ist der Auftritt von Jeff Bridges - in einem Computer von 1982, wo alles so aussieht wie im ersten „Tron“. Darüber hinaus werden aufmerksame Zuschauer wieder einige Easter Eggs und subtile Gags entdecken.
Die Musik ist bei „Tron“ seit 1982 besonders wichtig. Im Originalfilm lieferte Klang-Pionierin Wendy Carlos den genialen futuristischen Soundtrack mit ungewöhnlichen Synthesizer-Klängen. Sie gilt übrigens auch als erste offen trans lebende Komponistin in der Musikindustrie. Bei „Tron: Legacy“ schufen Daft Punk eine tanzbare Klangkulisse, die für sich allein Kultstatus hat. Man denke nur an den Track „Derezzed“.
Für „Tron: Ares“ liefern Nine Inch Nails den düsteren Sound. Trent Reznor und Atticus Ross haben in den letzten 15 Jahren zahlreiche hochklassige Filmsoundtracks produziert - und für Disney's „Soul“ einen Oscar und einen Golden Globe erhalten. „Tron: Ares“ ist viel mehr als nur Begleitmusik. Die wuchtige Mischung aus Elektro, Industrial und Orchester passt perfekt zu den Bildern.
Ein Spektakel für die größte Leinwand
Der zuletzt von vielen Negativschlagzeilen verfolgte Oscar-Gewinner Jared Leto („Dallas Buyers Club“) überzeugt als Ares, genauso wie Anderson und Peters als ungleiches Dillinger-Familienduo. Doch die vielseitige Britin Jodie Turner-Smith („The Agency“) ist der heimliche Star des Films und stiehlt als unerbittliche Athena ihren Co-Stars die Show.
Der dritte Teil der „Tron“-Saga ist eine würdige Fortsetzung, ein unterhaltsamer Kino-Blockbuster für Augen und Ohren, den man am besten auf der größten Leinwand erlebt - idealerweise in einem Imax-Kino. Dass „Tron: Ares“ ein breites Publikum anlockt und im Gegensatz zu den Vorgängern ein Kassenschlager wird, darf man dennoch bezweifeln. Es ist doch in erster Linie ein Film für Fans.