Silvester-Kult Was geschah vor dem legendären „Dinner for One“?
Der Sketch „Dinner For One“ ist Kult. Doch wie war das Leben von Miss Sophie und James vor ihrem berühmten Abendessen? Das beleuchtet eine neue Serie - inklusive Tigerfell.

Köln - Ein Tigerfell als Stolperfalle, ein zunehmend betrunkener Butler und ein betagtes Geburtstagskind: In Deutschland kennt vermutlich jeder den Schwarz-Weiß-Sketch „Dinner for One“ - für viele ist er seit der Kindheit eine Silvester-Tradition. Auch dieses Jahr läuft der Kurzfilm auf vielen ARD-Sendern.
Doch in den 18 Minuten, die der Sketch aus den 1960ern dauert, bleiben viele Fragen offen: Wie nah sind sich die 90-jährige Miss Sophie und ihr Butler James wirklich? Und welche Verbindung hatte sie zu ihren imaginären Geburtstagsgästen zu Lebzeiten? Antworten darauf gibt die sechsteilige Vorgeschichte „Miss Sophie – Same Procedure as Every Year“ auf Amazon Prime Video.
Hier haben sich Sophie und James kennengelernt
1911 auf einem Landschloss bei London: Die progressive Adeligen-Tochter Sophie (Alicia von Rittberg) und der Sohn des Hausbutlers, James (Kostja Ullmann), sind heimlich verliebt. Doch durch eine Intrige trennen sich nach ihrem 21. Geburtstag die Wege des ungleichen Paares.
Sieben Jahre später treffen sich die beiden auf einer Feier des britischen Königs (Wotan Wilke Möhring) wieder. Sie will dort reiche, heiratswillige Männer auf ihr Gut einladen, das vor dem Zwangsverkauf steht. Sophie umgarnt unter anderem die Junggesellen Mr. Pommeroy (Moritz Bleibtreu), Mr. Winterbottom (Frederick Lau), Sir Toby (Jacob Matschenz) und Admiral von Schneider (Christoph Schechinger).
Nach einem Dating-Marathon, wie es RTL-Zuschauer von der „Bachlerotte“ kennen, muss sich Sophie entscheiden, zumal auch die Romanze mit James wieder Fahrt aufnimmt und sie im späteren Verlauf auch noch einen Mord aufklären muss.
Eine andere Farbe als der Schwarz-Weiß-Sketch
Die Vorgeschichte des angestaubten Kult-Sketches wird modern interpretiert: in Farbe statt Schwarz-Weiß, auf Deutsch statt Englisch. Die selbstbewusste Sophie ist ihrer Zeit voraus, auch von toxischer Männlichkeit ist an einer Stelle die Rede.
„Ich finde, dass "Miss Sophie" einen eigenen Humor und eine eigene Farbe hat, die man mag oder nicht mag“, sagte von Rittberg der dpa. „Da muss man nicht danach graben, ob das jetzt genau die gleiche Tonalität hat wie der Sketch.“
Auch Ullmann als junger James ist froh, alle Freiheiten als Schauspieler gehabt zu haben. „Für mich stand ziemlich schnell fest, dass ich mich von allem Bekannten erst einmal frei machen möchte. Was Freddie Frinton gespielt hat, ist einfach einzigartig und steht vollkommen für sich.“
Ein Dinner mit Suppe, Sherry und Skål
Immer wieder gibt es kleine Anspielungen auf den Kult-Sketch, etwa beim Abendessen zu fünft. Bei dem gibt es Mulligatawny-Suppe, Sir Toby verlangt von James etwas mehr Sherry und Admiral von Schneider schlägt beim Zuprosten die Hacken zusammen („Skål!“). Selbst die Sitzordnung der vier Herren stimmt.
Und auch ein Tigerfell ist bereits in der ersten Folge zu erblicken. „Ich kann alle Zuschauerinnen und Zuschauer beruhigen: Es wird Stolperer geben. Vielleicht sogar ein bisschen überraschender, als man es erwartet“, sagt Ullmann.
Ansonsten ist die in Potsdam gedrehte Serie, in der auch Comedian Michael Kessler und Schauspieler Tom Beck amüsante Auftritte haben, kurzweilig und voller Wortwitz. Dem Schauspiel-Team sieht man die Spielfreude in vielen Szenen regelrecht an.
„Es ist ein echter Ensemble-Film und erinnert sehr ans Theater. Es hat mir wirklich sehr, sehr viel Spaß gemacht“, sagt Bleibtreu. Der französische Akzent seines trinkfreudigen und extravaganten Mr. Pommeroy ist allerdings ziemlich gewöhnungsbedürftig.
Komplizierte Rechtefragen
Die Macher der Serie um das Autoren-Duo Tommy Wosch und Dominik Moser haben sich im Vorfeld immer wieder mit komplizierten Urheberrechtsfragen rumschlagen müssen, wie sie bei einem Pressetermin verrieten. So hätten sie sich die Rechte am Spruch „Same Procedure as Every Year“, den Sophie im Sketch mehrfach ausspricht, sichern können. Vom Titel „Dinner for One“ habe man am Ende aber Abstand nehmen müssen.