Wie ein Löwe
Kleine Jungs haben oft große Träume. Manchmal werden sie wahr, meistens jedoch nicht. Doch manchmal lohnt es sich, dafür zu kämpfen - wie ein Spielfilm bei Arte zeigt.
Berlin (dpa) - Die Fußball-EM ist vorüber, und bis zum Start der Bundesliga dauert es noch eine Weile. Da ist mal ein wenig Zeit, über den Tellerrand Europas hinaus zu blicken.
Wie ist es auf dem afrikanischen Kontinent um den Fußball bestellt, nachdem die Euphorie der WM 2010 verflogen ist? Was macht ein Junge dort mit seinem großen Traum vom Fußball? Zu sehen ist das an diesem Mittwoch (20.15 Uhr, Arte) in dem Drama Wie ein Löwe.
Irgendwo im Senegal: Der 15-jährige Mitri Diop (Mytri Attal) lebt dort mit seiner Großmutter in einem Dorf. Seine große Leidenschaft ist der Fußball, den er gerne mit seinen Freunden spielt. Tief im Inneren träumt er davon, irgendwann bei einem großen Sportverein zu spielen - etwa beim FC Barcelona in Spanien oder bei Chelsea London in England.
Als eines Tages ein Talentscout (Jean-François Stévenin) aus Frankreich im Dorf auftaucht, glaubt Mitri, seine große Chance auf eine Profikarriere sei gekommen. Der Mann fordert jedoch eine hohe Summe, um Mitri zum Probetraining und zur Vertragsunterschrift nach Europa vermitteln zu können. Mitris Großmutter (Khady Aïdara) erklärt sich bereit, sich hoch zu verschulden und ihr Land zu verkaufen. Also bricht Mitri auf - doch schon am Flughafen droht die Reise nach Frankreich an den fehlenden Papieren zu scheitern.
Ganz allein und ohne Geld schafft Mitri es schließlich nach Paris. Doch dem Jungen wird klar: Er wurde hereingelegt. Als Minderjähriger darf ihn gar kein Club unter Vertrag nehmen. Er lernt Fatou (Tatiana Rojo) kennen, mit deren Hilfe er eine Unterkunft und eine Ausbildungsstelle als Kellner findet. Doch Mitri ist damit todunglücklich - bis er sich in einen Lokalverein schleicht und den Trainer Serge (Marc Barbé) von seinem Können überzeugt.
Regisseur Samuel Collardey legt mit Wie ein Löwe seinen ersten Spielfilm vor. Dieser erinnert an die wahren Geschichten junger afrikanischer Fußballspieler, die wie Löwen kämpfen müssen, um es auf die Weltbühne des Fußballs zu schaffen und sich dort zu behaupten. Der junge Mitri hat Glück, in dem Trainer Serge - der einst ebenso begabt war wie Mitri - einen Mann zu finden, der sein Talent erkennt und ihn nach Kräften fördert - auch, um damit seine eigene verpfuschte Karriere nachträglich zu verarbeiten. Denn trotz Schwierigkeiten mit dem Jungen öffnet Serge ihm die Türen für die ganz große Karriere.
Klarer Held des unterhaltsamen Filmes mit stimmungsvoller Musik, schönen Bildern und lebensechten Dialogen ist der Schauspieler Mytri Attal. Er gibt der Figur des heimat- und orientierungslosen Mitri eine starke Präsenz und Glaubwürdigkeit. Das Ende des überwiegend nüchtern erzählten Filmes (einige Untertitel zu Beginn stören etwas) mag etwas zu märchenhaft anmuten, doch gönnt man es dem Jungen von Herzen. Manchmal werden eben doch die schönsten Träume wahr - zumindest im Film.