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Filmunternehmen Ufa wurde vor 100 Jahren gegründet

Am 18. Dezember vor 100 Jahren wurde die Ufa gegründet. Zum Jubiläum zeigt die ARD eine Dokumentation über Höhen und Tiefen.

Von Grit Warnat 18.12.2017, 00:01

Berlin l Es war 1917. Die Deutschen kämpften seit Jahren an der Front und waren dabei, den Ersten Weltkrieg zu verlieren. General Ludendorff ärgerte sich über englische und französische Kinofilme, in denen man sich über die Deutschen lustig machte. Er war Wegbereiter für einen Filmkonzern, der für Deutschland Propaganda machen sollte. Am 18. Dezember 1917 wurde die Universum-Film-Aktiengesellschaft, kurz Ufa genannt, gegründet.

Die Historikerin und Fernsehjournalistin Sigrid Faltin schaut in ihrer Dokumentation auf die 100 Jahre der traditionsreichen Filmgesellschaft zurück. Sie zeigt, wie die Ufa die Weltmeere des Films eroberte, die aus anfänglich vielen kleinen Schiffen zum großen Tanker aufstieg, der in seiner Firmengeschichte immer wieder mal in schwieriges Fahrwasser geriet. Die Ufa hat sich nicht nur einmal finanziell übernommen.

Faltin führt chronologisch durch die Zeit und beginnt mit den Anfängen, als der Film Propagandainstrument für den deutschen Kaiser war. Später dann in der Weimarer Republik gab es innovative Werke mit urdeutschen Stoffen wie „Die Nibelungen“, der innovative und teure Film von Fritz Lang, der 1924 entstanden war. Die Autorin nennt ihn „eine Mischung aus Krupp und Wagner“ und lässt Rainer Rother von der Deutschen Kinemathek zu Wort kommen, der meint, dass viel Nationalbewusstsein darin steckt, den deutschen Mythos mit deutschen Darstellern in einer deutschen Firma zu produzieren.

Später dann brachte der Tonfilm neuen Glanz. „Der blaue Engel“ wurde produziert. Marlene Dietrich sang „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Sie wurde zum Ufa-Filmhelden, zum Weltstar. Jeder kannte die drei Buchstaben im Ufa-Rhombus.

Doch die nationalen Filme der Ufa, so Faltin, haben mitgeschaufelt am Ende der Demokratie. Der Konzern war verquickt mit den Nationalsozialisten. Als die an die Macht kamen, wurden jüdische Regisseure und Schauspieler rausgeschmissen. Propagandaminister Goebbels übernahm das Sagen – die Ufa war in Diensten seiner Propagandamaschinerie. Bis heute sind viele Filme jener Zeit unter Verschluss.

Die Konsequenz nach Ende des Weltkrieges: Die Alliierten zerschlugen die Ufa. Während in der sowjetischen Besatzungszone die Defa, die Deutsche Filmaktiengesellschaft, gegründet und in Babelsberg wieder produziert wurde (der erste Film nach dem Neuanfang ist „Die Mörder sind unter uns“ von Wolfgang Staudte und mit Hildegard Knef), lief im Westen der Neustart zögerlicher an. Filmhistorikerin Claudia Dillmann begründet das nicht nur mit dem NS-belasteten Erbe, sondern auch mit der Filmpolitik, sich den Markt lieber für amerikanische Produktionen offenzuhalten.

Faltin zeichnet das Auf und Ab bis heute nach, bleibt bei ihrem Schiffsbild und erzählt von den Kapitänen – bis hin zur Deutschen Bank, Bosch, AEG. Sie hatten Geld lockergemacht für den Filmkonzern. Mehrfach rettete der deutsche Staat.

Die Ufa, ein Unternehmen von Bertelsmann, hat wieder Fuß gefasst und macht von sich reden vor allem mit historischen Hochglanzmehrteilern wie „Charité“ oder dem äußerst kontrovers diskutierten Weltkriegs-Epos „Unsere Mütter, unsere Väter“. Produzent Nico Hofmann kommt ebenso zu Wort wie einstige Ufa-Stars – Gunnar Möller war bis zu seinem Tod im Mai 2017 der älteste Ufa-Schauspieler –, Filmhistoriker und -kritiker.

„100 Jahre Ufa“ (SWR/RBB) aus der Reihe „Geschichte im Ersten“ wird am 18. Dezember um 23.30 Uhr in der ARD gezeigt. Zudem gibt es im MDR ab 18. Dezember eine kleine Retrospektive mit sechs Filmraritäten aus den 1930/40er Jahren u.a. mit Heinrich George, Hans Albers und Luise Ullrich. Start ist am 18. 12. um 22.05 Uhr mit dem Farbfilm „Die Frau meiner Träume“(1944) mit Marika Rökk.