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Ina Müller präsentiert sich in ihrem zweistündigen Konzert in der Magdeburger GETEC-Arena als vielseitige Künstlerin Unnachahmlicher Mix aus Charme, Frechheit, Herz und Humor

Von Rolf-Dietmar Schmidt 21.11.2011, 04:36

Magdeburg l Ina Müller ist eine Ausnahmekünstlerin. Sie braucht keine glamouröse Show, kein Feuerwerk oder andere Bühneneffekte - sie braucht nur sich, ihre Lieder und eine ebenso außergewöhnliche Band, um zwei Stunden wie im Fluge vergehen zu lassen. Nicht einmal die Sporthallenatmosphäre der GETEC-Arena störte da. Kaum war Ina Müller am Freitagabend auf der Bühne, da hatte der berühmte Funke schon den letzten Saalwinkel erreicht.

Die vielseitige Künstlerin war nicht das erste Mal in Magdeburg und traf hier auf ein Publikum, das so ganz im Stillen ohnehin einen Hang zur norddeutschen Küsten-Mentalität hat. Dort ist die Heimat der Sängerin, Moderatorin und Kabarettistin mit der unnachahmlichen Mischung aus Charme, Frechheit, Herz, Selbstironie, Humor und Musikalität, für die es keinerlei Festlegung auf irgendeine Stilrichtung gibt. Ina Müller kann alles. Sie rockt, singt Balladen, verwandelt die Bühne in eine Gospelgemeinde und vermag "Koddrigkeit" mit viel Gefühl und tiefer Lebensweisheit zu verbinden. Da sang sie gemeinsam mit der vielleicht sieben- oder achtjährigen Paula aus der ersten Reihe, die jede Zeile ihrer Lieder kennt, während wenige Meter weiter die deutlich ältere Generation ihre Musik feierte. Diesen Spannungsbogen meisterte die 45-Jährige grandios, indem sie aus ihrer Kindheit auf dem Dorf erzählte, um kurze Zeit später mit der Liedzeile "Besser Orangenhaut,als gar kein Profil" auch die zweite Seite des Lebens mit lustvoller Wehmut zu beleuchten.

Ina Müller steht in der Mitte ihres Lebens. Daraus macht sie kein Geheimnis, sondern verarbeitet die Gedanken, Ängste, manchmal auch die Wut über das Älterwerden in ihrer Musik. So heißt es in einem ihrer Lieder "Auf halber Strecke zwischen Kuscheltuch und Rheumadecke". Damit trifft sie genau das, was für viele der überwiegend weiblichen Zuhörer eigenes Erleben heißt. Persönlich hat die außerordentlich erfolgreiche Künstlerin dafür die perfekte Lösung gefunden. Sie lebt mit dem 16 Jahre jüngeren Musiker und Komponisten Johannes Oerding zusammen, der in ihrer Band Gitarre spielt und seit 2009 auf den Tourneen dabei ist. Irgendwann um diese Zeit muss es zwischen den beiden "gefunkt" haben, denn da trat er unter anderem bei ihr in der Fernseh-Kultserie "Inas Nacht" auf.

Die Männer und die Weiblichkeit ziehen sich als Themen durch das Programm, wobei Ina Müller kein Fettnäpfchen und kein Tabu kümmert. Für sie ist in den Liedern die Frage wichtig, wo noch die richtigen Männer zu haben sind, und auch die "Gleichberechtigung" - so der Titel eines Songs - scheint ihr ziemlich "schnuppe" zu sein. Das ist allerdings bei einem solchen im positiven Sinne "Vollblut-Weib" auch kein Wunder.

Die Riesenerfolge praktisch aller Konzerte von Ina Müller in den zurückliegenden Jahren haben viel mit der Band zu tun. Die sieben Musiker und Sängerinnen um ihre Chefin praktizieren eine Art musikalischer Symbiose, bei der sie unangefochten prägt, aber jeder zusammen mit ihr einen eigenständigen künstlerischen Beitrag leistet. So entsteht der Eindruck einer musikalisch verschworenen Familie auf der Bühne.

Ina Müller hat versprochen, wieder nach Magdeburg zu kommen. Man kann sich jetzt schon darauf freuen.