Philharmonische Gesellschaft Viele Klangfarben in gelungener Aufführung
Von Liane Bornholdt
Magdeburg. Wie kaum ein anderes Werk der Musikgeschichte eignet sich Carl Orffs "Carmina Burana" für die gelöste Atmosphäre einer Freiluftaufführung. So wagte die Philharmonische Gesellschaft der Landeshauptstadt Magdeburg e. V. die Aufführung des berühmten Chorwerks auch bei schon fast herbstlichen Temperaturen am Sonntagnachmittag im Klosterbergegarten.
Den Sängern und Musikern gelang unter der musikalischen Leitung von Martin Wagner eine sehr schöne und in mancher Hinsicht bemerkenswerte "Carmina Burana"-Vorstellung. Obwohl der teilweise recht frische Wind manche Töne verwehte, obwohl mit den ersten Akkorden auch ein leichter Regen einsetzte und etwas Unruhe in die Zuschauerreihen brachte, fesselte die Musik von Beginn an das Publikum.
Das ist vor allem einer wunderbaren Transparenz zu verdanken, durch die alle Feinheiten der Komposition sehr schön plastisch hervortreten konnten. Der Fortuna-Chor, welcher das Werk einrahmt und die Drehung des Glücksrades symbolisiert, eröffnete kraft- und temperamentvoll und sogleich mit einer feinen Dynamik.
Martin Wagner hat die musikalischen Kontraste, die Wechselgesänge, die sich widerstreitenden Stimmungen, das Laut und Leise, das Wilde und das Lyrische im Chorgesang und in den vielfarbigen Klängen des umfangreichen Schlagwerkes und der beiden Klaviere ganz genau hervorgehoben. Dazu kamen drei ausgezeichnete Solisten. Roland Fenes sang die Baritonsoli, und auch er vermochte die sehr unterschiedlichen Charakteristika, etwa die lyrischen Töne oder die Weinseligkeit des Mönchs in der Taverne und die Freuden der Liebe stimmlich sehr schön darzustellen. Sein Gesang begeisterte durch Vielfarbigkeit und durch hinreißende Schönheit. Kammersängerin Ute Bachmeier sang die sehr hohe Sopranpartie wunderbar lyrisch mit einem hinreißenden Piano in den allerhöchsten Lagen, sehr berührend und herzerwärmend.
Das Klagelied des bereits gebratenen Schwans, der von hungrigen Zechern erwartet wird, sang der Chortenor Michael Mohr mit köstlicher Falsettstimme und trug zur Fröhlichkeit der Szene ganz wesentlich bei.
Die Hauptrolle aber nimmt in diesem Werk der Chor ein. Beeindruckend, wie schön genau, rhythmisch präzise und klanglich differenziert die Magdeburger Singakademie und Mitglieder des Opernchores sangen. Auch hier feine Pianophrasen, kraftvolle, aber stets wohlklingende Fortestellen und eine gelungene Balance zur Klavier- und Schlagwerkbegleitung. Anna Grinberg und Tamás Molnár sowie die Schlagzeuger der Magdeburgischen Philharmonie spielten statt des meist üblichen großen Orchesters. Diese Pianofassung ist seltener zu hören, aber außerordentlich klangfarbenfreudig und reizvoll. Eine sehr gelungene Aufführung.