Vilde Frang mit Violinkonzerten von Britten und Korngold
Berlin (dpa) - Mit vier Jahren hat Vilde Frang das erste Mal zur Geige gegriffen. Inzwischen hat die Norwegerin drei Klassik-Echos gewonnen und ist weltweit als Solistin gefragt. Im Mittelpunkt ihres aktuellen Albums stehen Erich Korngold und Benjamin Britten.
Die beiden Violinkonzerte sind höchst unterschiedlich: Korngolds dichtes Spätwerk besteht ganz aus Fragmenten seiner eigenen Filmmusik und wird von weiten Melodiebögen getragen. Sein Werk ist in erster Linie von der Spätromantik beeinflusst und klingt eher kommerziell. Vielleicht ist sein Konzert das letzte wirklich melodische für Violine solo. Die New York Sun kritisierte nach der Premiere 1947: Mehr Korn als Gold!
Das tragisch-ausdrucksstarke Konzert op. 15 von Britten wird durch Klangschönheit, Virtuosität und große Kantilenen charakterisiert. Britten wollte zeigen, was er konnte, und arbeitete bei der Zusammenstellung der Instrumentalstimmen alles andere als konventionell. Sowohl Korngolds süßliche Konturen, als auch Brittens unkonventionelle Noten fordern dem Interpreten mit ihren Schwierigkeiten einiges ab.
Vilde Frang wird als beste skandinavische Solo-Überraschung seit Leif Ove Andsnes angepriesen, und die musikalische Botschaft stimmt. Die Geigerin agiert kühl und gerade heraus, nie schmalzig, und überzeugt mit natürlicher Unbefangenheit. Begleitet wird sie von James Gaffigan und dem Sinfonie-Orchester des hessischen Rundfunks.
Und auch für Frangs Vita gibt es die obligatorische Anekdote: Der Vater ist Kontrabassist, die Schwester auch. So ist für die kleine Vilde auch klar, dass sie Kontrabass spielen wird. Es kommt aber anders, erzählt die Geigerin: Mein Vater hat das verhindert, weil er fand: Wir haben zu viele Kontrabässe und wenn wir in die Ferien fahren, ist unser Auto zu klein für drei Bässe.
Sie spielt eine Violine aus dem Jahre 1864, ein Instrument des Franzosen Jean-Baptiste Vuillaume. Der Geigenbauer wurde in seiner Arbeit stark von Künstlern des 19. Jahrhunderts beeinflusst, darunter der Virtuose Ole Bull. Die Norwegerin gibt allerdings nicht vor dem großen Vorbild ihres Landsmannes nacheifern zu wollen.