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20. Bühnenjubiläum von Knut Müller-Ehrecke Vom Bühnentischler zum Regisseur und Schauspieler

24.08.2010, 05:47

Elf Jahre war Knut Müller-Ehrecke Schauspieler am Theater Magdeburg, seit 2003 ist er freiberuflich und in vielerlei Rollen als Kabarettist, Schauspieler und Regisseur, als Entertainer und Hörbuchsprecher unterwegs. In diesem September begeht er sein 20. Bühnenjubiläum.

Von Liane Bornholdt

Magdeburg. Wer sich mit Knut Müller-Ehrecke unterhält, hört es sofort. Das Leipziger Sächsisch verschwindet genauso wenig aus der Sprachmelodie wie es sich von Nichtleipzigern imitieren lässt. Aber, so sagt Knut Müller-Ehrecke, Magdeburg ist sein Lebensmittelpunkt, nun schon seit 20 Jahren. Auf eine Bühnentischlerausbildung mit Meisterabschluss in seiner Heimatstadt folgten das Studium an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch", in deren Außenstelle Rostock und bis 1991 ein Bühnenpraktikum am Theater Neustrelitz.

1991 erhielt der Schauspielabsolvent ein Engagement am Theater der Landeshauptstadt Magdeburg, und nun im September begeht Knut Müller-Ehrecke sein 20. Bühnenjubiläum.

Die Liste der Stücke, in denen er in Magdeburg gespielt hat, ist sehr lang. Über 50 Rollen hat er gespielt. Es begann naturgemäß mit kleinen Rollen, allein in "Linie 1" waren es zwölf. Er kam kurz nach dem Theaterbrand 1990 nach Magdeburg und hat die Zeit der Provisorien erlebt, hat im Zelt, im Theater am Jerichower Platz und nach der Neueröffnung im Großen Haus gespielt. Bald schon wurden die Rollen für Knut Müller größer, auch vielfältiger. Das Komödiantische lag dem jungen Schauspieler besonders gut, etwa als er in "Der kleine Horrorladen" den Masochisten spielte oder den Flaut im "Sommernachtstraum". Später war er der Dorfrichter Adam in Kleists "Der zerbrochene Krug". Auch Gesang, Chanson, Musical gehörten bald zu seinen Rollen. Er sang in Liederabenden, spielte und sang in "Cabaret" den Ernst Ludwig, in der legendären "Westside Story" im Zelt den Gladhand, den Tangosänger Magaldi in "Evita" und auch den Macky Messer in der "Dreigroschenoper".

An fünf Abenden fünf verschiedene Rollen

Die Wandlungsfähigkeit des Schauspielers, verbunden mit einer sehr persönlichen, prägnanten Darstellungsweise überzeugten nicht nur die Theaterleute und Regisseure, sie machte ihn auch zu einem Publikumsliebling.

"Es gab Wochen", erzählt er heute, "da habe ich an fünf Abenden fünf verschiedene Rollen gespielt."

Knut Müller gehörte bald zu den wichtigsten Schauspielern am Theater, aber 2003 gab er das feste Engagement auf, um als freiberuflicher Schauspieler weiterzuarbeiten. "Ich hatte am Theater so gut wie alle großen Rollen gespielt, die man in einem Stadttheater spielen kann", sagt er, "eine Weiterentwicklung sah ich nun an dem Haus nicht mehr."

Kabarett ist immer ein besonderes Vergnügen

In der Tat waren es bedeutende Rollen, denen Knut Müller sein Gesicht gab, etwa den Haarmann in "Totmacher". Dies, so sagt er, sei vielleicht die beste Rolle gewesen, die er jemals gespielt habe. Er war als Baal in Brechts Jugendstück zu erleben, als Questenberg in Schillers "Wallenstein", und ganz besonders ist sein Mephisto in beiden Faustteilen in Erinnerung geblieben. Zu einem Kultstück wurde Thomas Brussigs "Helden wie wir". Klaus Uhltzscht, der Held der Ein-Personen-Satire, ist wie kaum eine andere Rolle für die Magdeburger mit Knut Müller verbunden. Diese Inszenierung ist mehrere Jahre lang in sehr, sehr vielen Vorstellungen und fast immer ausverkauft gelaufen.

2005 hat Knut Müller geheiratet und trägt nun den Doppelnamen: Müller-Ehrecke.Inzwischen aber hat er auch ganz andere Aufgaben übernommen. Seine erste eigene Regiearbeit war ein Stück der "Kugelblitze", die ja zeitweilig dem Ensemble des Theaters angehörten. 2001 inszenierte er die Kabarett-Late-Night-Show "Studio 6".

Seitdem hat er für die Magdeburger "Kugelblitze" viele Programme inszeniert und auch eine zeitlang dort mitgespielt, das "Prolästerrat", das Kabarett "Denkzettel", Solokabarett mit Lothar Bölk – die Magdeburger Kabarettszene hat Knut Müller-Ehrecke viel zu verdanken. "Kabarett", sagt er, "ist mir immer ein besonderes Vergnügen gewesen. Das sind meine Wurzeln, denn im Leipziger Kinderkabarett ,Die Anspitzer‘ stand ich zum allerersten Mal auf der Bühne."

Knut Müller-Ehrecke hat im MDR-Fernsehen gespielt, im MDR-Rundfunk gesprochen, er hat in einem Kinofilm "Der Mond und andere Liebhaber" gespielt, hat Hörbücher gesprochen, war Gast im Kabarett "Denkzettel", beim Schauorchester Ungelenk und, und und … Seit diesem Frühjahr ist er wieder mit einem Soloprogramm unterwegs, in dem er seine selbst kreierte Figur, den Hausmeister Gomolka, spielt. Jetzt überlegt er, "sein" Solostück "Helden wie wir" nach langer Abstinenz wieder zu spielen. Es wäre ein schönes Geschenk zum 20. Bühnenjubiläum.