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Star Trek Vom Flop zum Welt-Erfolg

In der Zeit des Kalten Krieges vermittelte die Kult-TV-Serie „Star Trek“ Hoffnung. Vor 50 Jahren startete die Enterprise.

Von Holger Spierig 07.09.2016, 23:01

Bielefeld (epd) l Star-Trek-Fans läuft am Ende des aktuellen Kinofilms „Star Trek: Beyond“ ein wohliger Schauer der Erinnerung den Rücken hinunter: Zum Abschluss der Film-Trilogie über die Frühzeit von Captain Kirk, Offizier Spock und Schiffsarzt Pille bricht das Raumschiff „Enterprise“ zu seiner Fünf-Jahres-Mission auf, „um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen“. Genauso hieß es jedes Mal im Vorspann des Originals, der Kult-TV-Serie. Eine stilvolle Verbeugung zum 50. Geburtstag. Am 8. September 1966 flog die Enterprise in den USA erstmals über die Mattscheiben.

„Das Letzte seiner Art“ hieß die erste Folge. Die Mannschaft der Enterprise hatte es mit einem außerirdischen Wesen zu tun, das sich in wechselnde Gestalten verwandeln konnte und Crewmitglieder tötete. Heute gehört „Star Trek“ (zu deutsch „Zug zu den Sternen“) weltweit zu den erfolgreichsten Fernsehserien. Die Bilanz von 50 Jahren umfasst rund 700 Fernsehfolgen, 13 Kinofilme und unzählige Romane, Comics und Computerspiele. Seit 1972 wurde die Serie als „Raumschiff Enterprise“ auch in Deutschland gezeigt.

Heute kaum vorstellbar: Die Serie floppte anfangs beim Publikum, auch der Start verlief holprig. Der erste Pilotfilm „Der Käfig“, zunächst mit einem etwas hölzernen Captain Christopher Pike, war dem Sender NBC „zu kopflastig“, wie Produzent Herbert Solow sich erinnerte. Das Studio Desilu erhielt jedoch die Chance für einen neuen Versuch. Die zweite Pilotfolge „Die Spitze des Eisberges“ überzeugte dann. Nun flog bis auf Spock eine runderneuerte Crew um den neuen Captain James T. Kirk (William Shatner) durch das All.

Aber die Einschaltquoten waren zu gering. Nach drei Jahren und 79 Folgen stellte der Sender NBC die Serie ein. Zum Kult wurde „Star Trek“ erst danach: Mit den Wiederholungen in Regionalsendern wuchs eine Fangemeinde, die immer lauter nach einer Fortsetzung verlangte.

Captain Kirk befehligte eine multikulturelle Besatzung: neben dem japanischen Steuermann Sulu und dem russischen Navigationsoffizier Pavel Chekov auch die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura. In den 60er Jahren war das revolutionär. Mit seiner 400 Mann starken Besatzung versah die „USS Enterprise“ so etwas wie eine UN-Mission im Weltraum.

Dass die schwarze Kommunikationsoffizierin Uhura dabei blieb, ist wohl dem Bürgerrechtler Martin Luther King zu verdanken, einem Fan der Serie. Schauspielerin Nichelle Nichols wollte – frustriert über ihre kleine Rolle – aus der Serie aussteigen. Aber King beschwor sie weiterzumachen, schrieb die Schauspielerin in ihrer Biografie.

Die Vision des Produzenten und Star-Trek-Erfinders Gene Roddenberry: eine positive Zukunft für eine vereinigte Menschheit. Zu Zeiten von Kaltem Krieg, Rassendiskriminierung und Vietnamkrieg war das mehr als ungewöhnlich. Den weltweit berühmt gewordenen Vulkanier-Gruß mit den gespreizten Fingern habe er beim Judentum ausgeliehen, berichtete der 2015 gestorbene Schauspieler Leonard Nimoy in seiner Autobiografie. Die jüdische Segnungsgeste habe ihn als Kind beim Synagogenbesuch fasziniert.

Fast genau zehn Jahre nach ihrem letzten Flug wurde der Großteil der Originalmannschaft 1979 noch einmal für „Star Trek – Der Film“ reaktiviert. Ebenso wie die Macher der Originalserie setzen auch die Nachfolge-Crews Akzente: So wurde die Sternenbasis „Deep Space Nine“ von einem schwarzen Commander geführt, und auf der „Voyager“ gab erstmals eine Frau als Captain den Ton an. Auch im Fernsehen scheint die „Enterprise“ weiterzufliegen: Für das Jahr 2017 hat CBS die mittlerweile siebte Star-Trek-Fernsehserie angekündigt.