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Burg Giebichenstein Wertvoller Schatz: Werke von Kreativen der Kunsthochschule Halle werden digitalisiert

In über 100 Jahren hat sich in der Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle ein angesammelt. Malerei, Textilstücke, Schmuck, Skulpturen oder Fotos. Die Objekte stammen von Künstlern, die hier gearbeitet haben.

Von Thomas Schöne Aktualisiert: 16.12.2021, 22:00
 Ein Schachspiel aus Neusilber, Aluminium und Eisen. Der Künstler Ernst Petras schuf es im Jahr 1987, als er an der Burg Giebichenstein studierte.
Ein Schachspiel aus Neusilber, Aluminium und Eisen. Der Künstler Ernst Petras schuf es im Jahr 1987, als er an der Burg Giebichenstein studierte. (Foto: dpa)

Halle (Saale)/dpa - Seit mehr als 100 Jahren schaffen Schüler und Professoren an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle Kunstwerke - vom Gemälde über Textilien bis zum Designobjekt. Viele davon sind an der Kunsthochschule Halle erhalten geblieben. Allerdings an verschiedenen Orten und Werkstätten. Die 1915 quasi als Vorläufer des Bauhauses gegründete Hochschule verschafft sich seit mehreren Jahren einen Überblick über die Sammlung, die jetzt schon in einem Gebäude zusammengetragen wurde. Es wird katalogisiert und nun auch digitalisiert.

„Erst 1992 wurde damit begonnen, die Dinge in einer Sammlung zusammenzutragen und zu katalogisieren“, sagt die Leiterin des Archivs, der Bibliothek und der Sammlung, Katharina Loos. Die Sammlung umfasst jetzt etwa 7000 Objekte, etwa 2000 Arbeiten kommen aus den Bereichen Malerei und Grafik.

Ebenso befinden sich 700 Teppiche und über 600 Objekte aus dem Bereich Buch- und Handeinbandkunst sowie Textilproben, Schmuck, Geschirr und Designstudien in der Sammlung. Die Liste der Burg-Künstler ist lang. Unter anderem haben Willi Sitte (1921-2013), Gustav Weidanz (1889-1970), Marguerite Friedländer-Wildenhain (1896-1985), Lothar Zitzmann (1924-1977) und Hubert Petras (1929-2010) an der Burg gewirkt.

„Zurzeit geht es um die Sichtung des Materials. Bislang wurden über 95 Prozent der etwa 7000 Objekte digital erfasst“, sagt Loos. „Das Ganze wird jedoch nicht als offizielle Sammlung ins Netz gestellt, weil viele Bilder noch einen Urheberschutz haben, aber Forschende können zu uns kommen.“

Eine Mitarbeiterin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hält eine Tasse aus einem Teeservice aus Bürgel-Keramik.
Eine Mitarbeiterin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle hält eine Tasse aus einem Teeservice aus Bürgel-Keramik.
(Foto: dpa)

„Es werden uns immer mal wieder Nachlässe angeboten, aber es gibt keinen Ankaufsetat. Besondere Stücke werden angekauft, wie das historische Teeservice von Gustav Weidanz“, sagt Sammlungsmitarbeiterin Doreen Frauendorf. „Viele Objekte stammen aus der Zeit der DDR, damals war es üblich, die Stücke an der Burg zu lassen.“

„Die Sammlung ist wichtig, weil man viele Dinge im Original braucht“, sagt die Professorin für Kunstgeschichte an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule in Halle, Nike Bätzner. „Die Forschung kann anhand der Sammlungsobjekte die Entwicklung und die Verbreitung von bestimmten Produkten nachverfolgen. Vieles gibt es noch im Alltag, beispielsweise die Schrankwand von Rudolf Horn, entwickelt in der DDR für Plattenbauten.“

Die Sammlung ist in den einzelnen Konvoluten bekannt. Dennoch: „Es ist noch ganz viel aufzuarbeiten und zu erforschen“, sagt Bätzner. „Da gibt es möglicherweise noch Entdeckungen, zum Beispiel im Hochschularchiv.“ Das Bildarchiv beherbergt über 100 000 Papierabzüge, Negative und Dias. Darauf sind die künstlerischen Arbeiten wie auch Personengeschichte und Ereignisse dokumentiert.

Daneben umfasst das Archiv Verwaltungs- und Personalakten, Dissertationen und Diplomarbeiten, Urkunden, Druckerzeugnisse, Zeitungsausschnitte, Künstlerdossiers, Unterrichtsaufzeichnungen, Nachlässe und thematische Konvolute. Allein die Plakatsammlung umfasst rund 2200 verschiedene Exemplare.

Aktuell wird es eine Ausstellung mit Stücken des Möbeldesigners Erich Dieckmann (1896-1944) in Berlin und Halle geben. Dieckmann leitete 1931 bis 1933 als künstlerischer Leiter die Tischlerei der Werkstätten der damaligen Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein. Die Ausstellung findet unter anderem in der Burg Galerie im Volkspark vom 11. Februar bis 20. März 2022 und steht unter dem Motto „SITZEN neu betrachtet Entwerfen, beobachten, inszenieren an der BURG“.