Zwischen Komödie und Drama "Wiener-Dog" auf DVD: Das Leben ist erdrückend
In seinen Filmen schaut US-Regisseur Todd Solondz hinter die schmucken Fassaden des Mittelstandes - und dort tun sich Abgründe auf.
Berlin (dpa) - Mit Hunden kann der US-Regisseur Todd Solondz ("Happiness") eigentlich nichts anfangen. Allein das Gassigehen ist ihm schon ein Gräuel. Wenn das jemand für ihn übernehmen würde, dann könnte er eventuell daran denken, sich einen Hund zuzulegen, sagte er dem "Guardian".
Und doch steht ein Hund in seinem Indie-Film "Wiener-Dog" (jetzt auf DVD/Blu-ray) im Mittelpunkt des Geschehens - und auch wieder nicht: "Der Hund ist mehr ein Filter, durch den ich Dinge wie Sterblichkeit untersuche", sagt der Indie-Regisseur. Und so dient die stoisch durch die Gegend wackelnde Dackel-Hündin eher als roter Faden, der vier lakonisch erzählte Episoden zwischen Komödie und Drama lose miteinander verbindet.
Auch wenn die Filme von Todd Solondz keine großen Kassenhits sein mögen, die Stars stehen Schlange bei ihm: Julie Delpy, Danny DeVito, Ellen Burstyn oder Greta Gerwig gehören zum famosen Cast von "Winer-Dog".
Eines wird schnell deutlich: Hundebesitzer sind keineswegs automatisch bessere Menschen. Der kleine Remi, der eine mutmaßliche Krebserkrankung überstanden hat, bekommt von seinem Vater einen kleinen Hund geschenkt, was Mutter Dina (Julie Delpy) gleich mal auf die Palme bringt.
Während der Junge den Hund sofort ins Herz schließt, keifen sich seine Eltern wegen des neuen Familienmitgleids furchtbar an und erzählen entsetzliche Geschichten. Was macht man mit einem Hund? "Man muss seinen Willen brechen, damit er sich deinem Willen unterwirft", erklärt der Vater dem Sohn. "Das ist so eine Art Zivilisierung, damit sie sich wie Menschen verhalten."
Und wenn der kleine Remi nicht schon da auf das falsche Lebensgleis geschoben wird, so hinterlassen die Weisheiten seiner Mutter mit Sicherheit Schaden. Sie erzählt sie eine gruselige Geschichte über einen wilden Hund, der sogar Eichhörnchen missbraucht haben soll.
Immer wieder seziert Todd Solondz in seinen Filmen die Macken und Neurosen des amerikanischen Mittelstands, und davon gibt es in "Wiener-Dog" reichlich. Schließlich soll das Hündchen sogar eingeschläfert werden, weil er das schicke Architekten-Haus permanent zukotet - wird aber gerettet und geht weiter auf Wanderschaft von Herrchen zu Frauchen.
"Wiener-Dog" hat noch ein paar mehr traurige und einsame Helden zu bieten. Da ist Dawn Wiener (Greta Gerwig), die ihrem langweiligen Leben durch einen Roadtrip mit einem drogenabhängigen Taugenichts entkommen will. Ein gescheiterter Drehbuchautor (Danny DeVito) wartet immer noch auf den Durchbruch und die einstige Diva Nana (Ellen Burstyn) hadert mit ihrem Leben. Sie hätte vielleicht glücklich werden können, wenn sie nicht immer die falschen Entscheidungen getroffen hätte.
Schräg, desillusionierend, komisch und bitterböse - Todd Solondz zeichnet ein wenig versöhnliches Bild unserer Gesellschaft. Ob Erfolgsmensch oder Underdog - sie alle eint ein großes Gefühl des Scheiterns, ein großes Gefühl der Tristesse und des Weltschmerzes.
Ein bisschen mehr Extras hätten der Veröffentlichung allerdings gut getan. Die dreiminütige Trailer-Show ist doch etwas arg bescheiden.