Autor Kai Diezemann hat für seinen Film "Eingesperrt und abgeschoben" im Gefängnis in Ingelheim recherchiert und gedreht "Wir sind keine Kriminellen, wir wollen einfach nur leben"
Berlin (dpa) l "Wir haben hier in Deutschland nichts Falsches getan, wir sind keine Kriminellen. Wir wollen einfach nur leben", sagt Jojo P. - Wie dem Philippiner geht es den meisten Männern und Frauen im Abschiebegefängnis im rheinland-pfälzischen Ingelheim. Es sind abgewiesene Asylbewerber, illegal Eingereiste oder Wirtschaftsflüchtlinge, deren Vergehen oft nur darin besteht, den falschen Pass zu besitzen.
Das Leben in der mit Mauern, Stacheldraht und Sicherheitsschleusen bewehrten "Gewahrsamseinrichtung für Ausreisepflichtige" zeigt die ARD an diesem Sonnabend (15.30 Uhr) in der Dokumentation "Eingesperrt und abgeschoben - Die Häftlinge von Ingelheim". Autor Kai Diezemann begleitet sechs Abschiebehäftlinge bei Frühstück, Hofgang und Gottesdienst, aber vor allem bei ihrem bangen Warten und Hoffen.
Einer von ihnen ist der Kosovare Korab L., der mit Hilfe eines Schleusers im Lastwagen ins Land kam. In Deutschland gebe es Arbeit, hatten ihm Landsleute erzählt - im Kosovo gebe es nur Chaos, sagt er. Tatsächlich fand er auch ohne Papiere einen Job. "Da gibt\'s genug." Doch nach einem Jahr griffen ihn die Behörden auf. Einmal noch keimte Hoffnung in ihm auf, als die Ausländerbehörde schlampig arbeitete und sie ihn fast gehen lassen mussten - doch dann wurde einen Tag vor der Freilassung ein Termin mit der Richterin angesetzt.
In Ingelheim warten sogar Menschen auf ihre Ausweisung, die in Deutschland geboren wurden, so wie der 36-jährige Lokman G. Als junger Mann saß er eine Jugendstrafe von zwei Jahren und vier Monaten ab, dann wurde er in die Türkei abgeschoben. Immer wieder kehrt er illegal zurück, um seine Familie zu sehen. "Meine Wurzeln sind hier", sagt er im breitesten Mannheimer Dialekt. "Ich habe ja niemanden in der Türkei, keine Bezugsperson, gar nichts."
Bewegend schildert der Film die einzelnen Fälle - und macht sich dabei allzu oft gemein mit der Sicht der porträtierten Menschen, ohne der gültigen Rechtslage Legitimation einzuräumen oder einen größeren Rahmen zu erzählen. Und er stellt seltsame Fragen. Etwa zur Lage eines Somaliers, der per Boot über das Mittelmeer nach Italien kam. Was sei besser: Ein Leben in Haft mit gutem Essen und guten Betten - oder eines in Freiheit in Italien auf der Straße?