Ärzte informierten in einem Volksstimme-Telefonforum über Hilfen gegen Hitzewallungen und andere Beschwerden Aktiv gegen die Leiden in den Wechseljahren
Über die Behandlungsmöglichkeiten informierten gestern Frauenärzte aus Sachsen-Anhalt in einem Volksstimme-Telefonforum. Uwe Seidenfaden notierte einige Fragen und Antworten.
Frage: Mit Mitte 40 war ich in den Wechseljahren. Jetzt bin ich 77 Jahre und leide neuerdings wieder unter Schweißausbrüchen. Ich schlafe auch sehr unruhig. Was kann die Ursache dieser Beschwerden sein?
Antwort: Die Ursache der Schweißausbrüche und des unruhigen Schlafes sollte durch einen Arzt abgeklärt werden. Die Symptome können auf verschiedene Erkrankungen oder auf Nebenwirkungen von Medikamenten (insbesondere Schmerzmittel) hindeuten. Nach dem 60. Lebensjahr würde man nicht mehr mit einer Hormonersatztherapie beginnen, weil die Risiken (z.B. Thrombosen und Schlaganfälle) höher sind als der Nutzen.
Frage: Die Wechseljahre machen sich bei mir durch Hitzewallungen und diffuse Rücken- und Muskelschmerzen bemerkbar. Zu welchen pflanzlichen Mitteln würden Sie mir raten?
Antwort: Sie können versuchen, leichtere Beschwerden in den Wechseljahren durch Einnahme pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel zu lindern. Häufig eingesetzt werden Präparate aus Rotklee, Traubensilberkerze oder Soja. Wenn die Beschwerden durch pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel, kühl-warme Wechselbäder, sportliche Aktivitäten und ähnliche Maßnahmen nicht gelindert werden, ist eine Hormonersatztherapie zu erwägen.
Frage: Ich leide seit einigen Monaten unter starken Wechseljahresbeschwerden. Pflanzliche Mittel helfen mir nur begrenzt. Gibt es eine Hormonersatz- therapie, die nicht das Krebsrisiko erhöht?
Antwort: Seit Bekanntwerden der Risiken von Hormonersatztherapien hat sich viel getan. Es gibt Therapieempfehlungen, die Ärzten helfen, den individuellen Nutzen und die Risiken besser zu bewerten. Berücksichtigt werden dabei u.a. chronische Erkrankungen, Übergewicht sowie das Rauchen. Es gibt auch nicht nur eine Hormonersatztherapie für alle Frauen in den Wechseljahren. So gesehen kann eine Hormonersatztherapie bei starken Beschwerden in den Wechseljahren eine durchaus sinnvolle und nützliche Maßnahme mit vielen gesundheitlichen Vorteilen und vergleichsweise geringen Risiken sein. Insbesondere den Frauen, die länger als fünf Jahre Hormonersatzpräparate anwenden, empfehlen wir, am Mammografie-Brustkrebs-Screening teilzunehmen, da ein gewisses Restrisiko besteht.
Frage: Es heißt, Soja-Präparate enthalten östrogenähnliche Substanzen. Können sie bei längerer Anwendung auch das Krebsrisiko erhöhen?
Antwort: Diese Frage kann derzeit nicht beantwortet werden, weil es dazu keine wissenschaftlichen Langzeitstudien gibt.
Frage: Ich bin 51 Jahre, bekomme seit zwei Jahren einen Hormonersatz gegen die Wechseljahresbeschwerden. Wie bemerke ich, dass ich die Tabletten nicht mehr brauche?
Antwort: Man kann nach zwei bis fünf Jahren einen "Ausschleichversuch" unternehmen. Das heißt, die Medikamente werden nach und nach abgesetzt. Falls weiterhin Beschwerden bestehen, kann die Dosierung angepasst werden oder man steigt auf lokal wirkende Präparate um. Die Hormonersatztherapie hat neben der Behandlung von Beschwerden in den Wechseljahren noch andere Vorteile wie die Senkung des Risikos von Darmkrebs sowie die Vermeidung von Knochen-, Gelenk- und Wirbelbrüchen bei Osteoporose.
Sport kann das Befinden deutlich verbessern
Frage: Wie hilfreich sind Yoga und Tai-Chi bei Wechseljahrbeschwerden?
Antwort: Entspannungsübungen wie Yoga oder Tai-Chi können helfen, besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Hilfreich in der hormonellen Umstellungsphase sind auch sportliche Aktivitäten wie Gymnastik, Jogging oder Wandern. Sport bzw. Entspannungstechniken können das allgemeine Wohlbefinden stärken und Stress abbauen. Zudem wirken sportliche Aktivitäten der Gewichtszunahme ab der Mitte des Lebens entgegen. Ein trainierter Körper kommt mit vielen Beschwerden in den Wechseljahren besser zurecht.
Frage: Was kann man gegen Schweißbäder im Bett machen?
Antwort: Generell wichtig ist eine gute Schlafhygiene. Das heißt, leichte Bett- und Schlafwäsche aus Mikro- und Naturfasern, die Wärme und Feuchtigkeit gut durchlassen. Die Raumtemperatur sollte ihrer individuellen Wohlfühltemperatur entsprechen. Manchen Frauen hilft es, wenn sie vor dem Schlafengehen eine Wechseldusche nehmen oder einen Beruhigungstee mit Hopfen, Melisse und Passionsblume trinken.
Frage: Seit ich in den Wechseljahren bin, leide ich öfter unter Beschwerden im Intimbereich. Was kann ich tun?
Antwort: Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt. Es gibt spezielle hormonhaltige Cremes. Das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen ist gering, weil die Wirkstoffe nicht in der Leber verstoffwechselt werden. Zudem können die Ärzte den Urin auf Hinweise für Harnwegsinfektionen untersuchen. In diesem Fall ist eine Antibiotika-Therapie zu erwägen.
Frage: Ich bin 48 Jahre und bemerke, dass meine Haare immer dünner werden und zunehmend ausfallen. Wenn das mit den Wechseljahren zu tun hat, was kann ich dann dagegen tun?
Antwort: Ihre Frauenärztin kann spezielles Haarwasser verschreiben, die das Wachstum der Haarfolikel anregen. Leider werden die Kosten nicht von den Krankenkassen übernommen.
Frage: Meine Frau (50 Jahre) zieht sich immer öfter zurück, wenn ich ihr näherkommen will. Sie ist oft antriebslos und niedergeschlagen. Sie erklärt das mit den Wechseljahren. Wie kann ich helfen?
Antwort: Die Wechseljahre sind eine Zeit der Umstellung. Es gibt eine ganze Reihe von Symptomen, die auf den sinkenden Östrogenspiegel zurückzuführen sind. Unangenehme Begleiterscheinungen können unter anderem Antriebslosigkeit und Sexualstörungen sein. Auch Stimmungsschwankungen und depressive Verstimmungen können dazu gehören. Um so wichtiger ist die Unterstützung durch eine aktive Partnerschaft. Sie sollten weiterhin das Gespräch suchen, möglichst aufmunternd und ohne Vorwürfe. Gemeinsame Aktivitäten, z.B. Spaziergänge oder Wanderungen, können gegen das negative Körpergefühl helfen. Bei starken depressiven Symptomen ist die Einnahme von sogenannten Antidepressiva zu erwägen, die die Gynäkologen verordnen können.