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Auf Empfehlung der EMA Auch Moderna-Impfstoff in der EU zugelassen

Schon in wenigen Tagen soll in der EU ein zweiter Impfstoff gegen Corona eingesetzt werden. Und die Produktion des ersten Präparats soll mit einer neuen Fabrik massiv erhöht werden. Trotzdem brauchen die Menschen Geduld.

Von Annette Birschel, Verena Schmitt-Roschmann und Basil Wegener, dpa 06.01.2021, 17:32
Peter Dejong
Peter Dejong AP

Amsterdam/Brüssel/Berlin (dpa) - Als zweiter Corona-Impfstoff ist ab sofort das Mittel des US-Herstellers Moderna in der Europäischen Union zugelassen. Dies entschied die EU-Kommission am Mittwoch auf Empfehlung der Arzneimittelbehörde EMA, wie Kommissionschefin Ursula von der Leyen mitteilte.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte in Berlin an: "Wir gehen von einem Start der Lieferung von ersten Dosen in der nächsten Woche aus." Auch Moderna kündigte an, dass es erste Lieferungen an europäische Länder voraussichtlich nächste Woche geben solle.

Die EMA hatte zuvor in Amsterdam die bedingte Zulassung empfohlen. Spahn sagte, von den mehr als 160 Millionen EU-weit bestellten Moderna-Dosen werde Deutschland über 50 Millionen erhalten. Im ersten Quartal kämen aber wegen der zunächst begrenzten Produktionskapazitäten nur knapp zwei Millionen Moderna-Dosen nach Deutschland. Die gesamten 160 Millionen Moderna-Dosen sollen nach Angaben der EU-Kommission bis September geliefert werden.

Von der Leyen sprach von einer guten Nachricht. EMA-Chefin Emer Cooke sagte, der Moderna-Impfstoff liefere "ein weiteres Instrument im Kampf gegen die derzeitige Notsituation". Das Verfahren sei schnell und zuverlässig gewesen.

Modernas Mittel braucht zwei Impfdosen im Abstand von vier Wochen, um wirksam zu sein. Von Pfizer/Biontechs Mittel wird nach drei Wochen eine zweite Dosis verabreicht. Beide Mittel hatten in Testreihen eine hohe Wirksamkeit von um die 94 Prozent und nur wenige Nebenwirkungen gezeigt. Moderna mit Sitz in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts hatte erklärt, in den ersten drei Monaten 2021 würden 100 bis 125 Millionen Impfdosen des Vakzins mit dem Namen "mRNA-1273" produziert - davon bis zu 25 Millionen für außerhalb der USA. Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen.

Spahn sagte, die EU-Kommission habe in den vergangenen Tagen begonnen, mit Moderna über die Lieferpläne zu verhandeln. Wie sich die Lieferungen über die Wochen entwickelten, könne die Regierung den fürs Impfen zuständigen Bundesländern mitteilen, wenn dies mit Moderna und den anderen EU-Staaten vereinbart sei. "Das wird jetzt sehr zeitnah und zügig geschehen."

Biontech/Pfizer hatten am 21. Dezember als erste die EU-Zulassung bekommen. Spahn erläuterte, der Moderna-Impfstoff müsse nicht bei minus 70, sondern nur bei minus 20 Grad gekühlt werden. In den USA wird das Moderna-Vakzin nach einer Notfallzulassung bereits seit kurz vor Weihnachten gespritzt. Auch in Kanada und Israel gibt es bereits Zulassungen.

Nach Kritik am schleppenden Impfstart sagte Spahn: "Es wird genug Impfstoff für alle in Deutschland geben." Er betonte: "Wir haben genug, mehr als genug Impfstoff für alle bestellt - und zwar von mehreren Herstellern." Er sagte: "Ich kann jetzt noch zehn Verträge schließen über zusätzliche Mengen. Wir haben nicht ein Mengenproblem." Biontech und Pfizer hätten früh klargemacht, "dass sie für den weltweiten Bedarf nur 50 Millionen Dosen bis Ende letzten Jahres haben vorproduzieren können".

Wenn Biontech wie geplant im kommenden Monat an einem neuen Standort im hessischen Marburg die Produktion starte, dann könne es die Produktion massiv ausbauen. "Das führt zu früheren Lieferungen bestellter Dosen." Es handele sich um einen Rekord beim Aufbau einer solchen Produktionsstätte. Normalerweise dauere dies ein bis zwei Jahre. "In diesem Fall wären es dann wenige Monate." Hierfür drücke der Staat bei den Genehmigungsprozessen aufs Tempo. Spahn betonte, dass Deutschland auch mit Marburg keinen Impfalleingang in der EU mache: "Es wird für Europa produziert."

Dem Ziel größerer Produktionskapazitäten auch bei anderen Herstellern habe auch eine Beratung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) gedient. "Wo es betriebswirtschaftlich nicht reicht (...), da stehen wir als Staat parat." Die Beratung sei ein in der Regierung üblicher Austausch gewesen. Es hatte Spekulationen geben, Spahn werde die Zuständigkeit für das Impfen entzogen. Spahn betonte wie am Vortag schon Merkel das gegenseitige Vertrauen auch in der Krise.

Der Minister hob die Bedeutung des "Etappenziels" hervor, bis Mitte Februar alle Bewohnerinnen und Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zu impfen. "Wenn das geschafft ist, wenn einmal die Pflegebedürftigen und die Ältesten in unserer Gesellschaft geimpft sind, dann verliert diese Pandemie schon einen großen Teil ihres Schreckens." Der Hintergrund ist: Das Sterblichkeitsrisiko für Covid-19-Kranke steigt mit dem Alter stark an. Insbesondere wenn es außer für Biontech und Moderna noch weitere Zulassungen gebe, könne im Sommer allen in Deutschland ein Impfangebot gemacht werden, so Spahn erneut.

"Die Tage des Impfstarts sind Tage der Zuversicht", sagte er. Er verstehe, dass viele Menschen Fragen hätten, wenn nicht überall die Dinge gleich so funktionierten wie sie sollten. Fehler müssten behoben werden. Zugleich wies Spahn Kritik zurück - etwa aus den Bundesländern am Impfstart. Wie geplant seien noch im alten Jahr 1,34 Millionen Impfdosen direkt vom Werk weg an die Länder geliefert worden. "Es werden bis zum 1. Februar 3,98 Millionen sein." Seit Mitte vergangener Woche seien die Liefertermine bekannt - sobald die Hersteller diese dem Ministerium mitteilten, gingen sie sofort an die Bundesländer. Eine Änderung bei einem dieser Termine sei geklärt worden.

Wie das Mittel von Biontech/Pfizer ist auch das von Moderna ein sogenannter mRNA-Impfstoff. Enthalten sind genetische Informationen des Erregers, aus denen der Körper ein Viruseiweiß herstellt. In den nächsten Monaten sollen noch weitere Impfstoffe in Europa auf den Markt kommen. Spahn sagte zur Frage, ob dann ausgewählt werden könne: "Wenn es so weit ist, dass wir von mehr als einem Impfstoff mehr als genug haben, dann wird das ohne Zweifel gehen können."

© dpa-infocom, dpa:210106-99-917867/9

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