In der kalten Jahreszeit verbrauchen Sitzheizung und beheizbare Heckscheibe viel Energie Auch wartungsfreie Batterie braucht Pflege
Böses Erwachen im vergangenen Jahr für viele Autofahrer, ihr Wagen sprang bei klirrender Kälte nicht an. Wie das zu verhindern ist, fragte die Volksstimme Thomas Steffens, Leiter Technik beim ADAC Sachsen-Anhalt.
Volksstimme: Wie oft sollen Autobatterien in eisigen Wintern aufgeladen werden?
Thomas Steffens: Im Normalfall braucht die Batterie nicht aufgeladen werden. Dies übernimmt der Generator (Lichtmaschine) im Fahrzeug. Nur wenn der Wagen wegen einer schwachen Batterie nicht mehr anspringt, muss geladen werden. In der Praxis wird das Problem in den meisten Fällen mit einer Starthilfe behoben. Voraussetzung ist, dass das Ladesystem in Ordnung ist. Nach der Starthilfe wird die Batterie durch den Generator (Lichtmaschine) des laufenden Motors wieder aufgeladen. Sollte nach einer Fahrstrecke von zirka zehn Kilometern der Wagen immer noch nicht von selbst wieder anspringen, ist er ein Fall für die Werkstatt.
Volksstimme: Wodurch entlädt sich eine Batterie überhaupt?
Steffens: Oft ist die Ursache einer entladenen Batterie in einem defekten Ladesystem zu suchen. Aufgrund der komplexen Technik, insbesondere der Elektronik in modernen Fahrzeugen, ist Vorsicht geboten. Durch Verpolung oder Spannungsspitzen beim Starthilfe- beziehungsweise Ladevorgang kann leicht die Fahrzeugelektronik beschädigt werden. Weiterhin ist durch unverbrannten Kraftstoff eine Schädigung des Katalysators nicht auszuschließen. Bei geringsten Zweifeln sollte unbedingt ein Fachmann, beispielsweise die ADAC-Pannenhilfe oder eine Werkstatt hinzugezogen werden.
Volksstimme: Wie lange muss eine Batterie ans Netz, um wieder volle Leistung zu haben?
Steffens: Dies ist abhängig davon, wie stark die Batterie entladen ist, in welchem Zustand sich die Batterie befindet und um was für ein Ladegerät es sich handelt. Als grobe Richtlinie kann man sagen, dass eine Normalladung zirka zwölf Stunden dauern kann.
Volksstimme: Warum rutscht die Leistung einer Batterie im Winter so schnell runter?
Steffens: Aufgrund niedrigerer Temperaturen laufen die Lade- und Entladereaktionen einer Batterie im Winter langsamer ab als im Sommer (chemische Prozesse). Sie stellt dadurch weniger Leistung bereit. Doch gerade in der kalten Jahreszeit verbrauchen beheizbare Heckscheibe, Sitzheizung, Gebläse und Beleuchtung einen großen Teil der Energie. Zusätzlich hat der Motorstart, vor allem bei Dieselmotoren, im Winter einen höheren Strombedarf. Auch die höhere Luftfeuchtigkeit kann der Batterie zusetzen und begünstigt Kriechströme, die sie entladen.
Volksstimme: Heute spricht man von wartungsfreien Autobatterien. Brauchen die keine Pflegeaufmerksamkeit mehr?
Steffens: In wartungsfreie Batterien muss kein Wasser nachgefüllt werden. Aber äußere Pflege brauchen sie dennoch. Die verhindert Kriechströme, die eine Batterie langsam entladen. Das Kunststoffgehäuse kann mit einem antistatischen Tuch gesäubert werden. Die Pole werden von möglichen Ausblühungen befreit und mit einem speziellen Polfett versehen. Auch der feste Sitz der Polklemmen sollte kontrolliert werden.
Volksstimme: Hat jemand, der nur wenig fährt, häufiger Probleme mit der Batterie eines Fahrzeugs und warum?
Steffens: Eine Batterie wird nur bei laufendem Motor vom Generator wieder aufgeladen. Wenn das Auto also eine Zeitlang steht, entlädt sich die Batterie im schlimmsten Fall so stark, dass sie Schaden nehmen kann (tiefenentladen).
Volksstimme: Wie oft sollte jemand, der nur sehr wenig fährt, sein Auto oft auch im Winter tagelang gar nicht bewegt, die Batterie aufladen?
Steffens: Ich empfehle, die Batterie einmal pro Woche für zwölf Stunden an ein Ladegerät anzuschließen. Die gibt es ab 25 Euro. Wichtig ist der Kauf im Autozubehörhandel, dort bekommt der Kunde eine kompetente Beratung.
Volksstimme: Was kann man heute machen, um mit einer auf lange Sicht funktionierenden Batterie gut über den Winter zu kommen?
Steffens: Unbedingt die Batterie und Ladeanlage prüfen lassen. Die Lebensdauer einer Batterie liegt bei etwa vier bis sechs Jahren. Eine schwächelnde Batterie sollte rechtzeitig vor dem ersten Kälteeinbruch ersetzt werden.