Auf Tuchfühlung mit der Queen
Wenn die Queen Ende Juni zum Staatsbesuch kommt, wird so mancher Deutsche höchstens vom Weiten einen Blick auf sie erhaschen können - wenn überhaupt. Ein Berliner Fotograf darf die Majestät hingegen persönlich treffen. Seine Kamera muss er aber zu Hause lassen.

Berlin (dpa) - Einmal kam Martin Lengemann der Queen im Londoner Verkehr nahe. Der Berliner saß in einem Taxi, das an einer Ampel stand. Daneben, so erzählt er, musste eine Limousine halten - und darin saß die Monarchin.
Ende des Monats trennt den 45-Jährigen und Königin Elizabeth II. nicht mal mehr eine Fensterscheibe: Denn Lengemann ist einer von nur vier Deutschen, die ein Treffen mit der Queen bei deren Staatsbesuch gewonnen haben.
Dabei hatte er sich nicht einmal bei der Britischen Botschaft beworben um die royale Begegnung. "Ich bin von zwei Kollegen vorgeschlagen worden", erzählt der Fotograf. Als der Anruf von der Botschaft kam, reiste er passenderweise gerade durch das Vereinigte Königreich, wie Lengemann erzählt. Er war mit seinem Vater in Schottland.
Die Queen kommt mit ihrem Mann Prinz Philip (93) Ende Juni für drei Tage nach Deutschland. Neben dem Berliner dürfen auch eine Lehrerin aus Werder (Havel), eine Lehrerin aus dem niedersächsischen Laatzen und eine Mitarbeiterin der Volkshochschule in Buxtehude die Monarchin aus der Nähe erleben. Auf ein Selfie mit der Königin können sie aber nicht hoffen - das ist nach Angaben der Botschaft absolut tabu.
"Auf die Idee, ein Selfie mit ihr zu machen, wäre ich im Leben nicht gekommen", sagt Lengemann. "Allerdings fragen mich alle, ob das der schwerste Moment meiner Karriere ist, dass ich die Queen nicht fotografieren darf." Bei einem früheren Staatsbesuch habe er sie immerhin schon beruflich vor die Linse bekommen.
Dass der Wahlberliner für das Treffen mit der britischen Königin ausgewählt wurde, ist kein Zufall: Lengemann hat bereits einen Bildband zu Großbritannien veröffentlicht, setzt sich für die deutsch-britische Verständigung ein - und kürzt seinen vollen Namen Martin Ulrich Konrad vielsagend mit Martin U.K. ab.
"Der Name ist kein Werbegag", betont er. "Da ist meine Mutter empfindlich." Schon als Junge sei er aber häufig bei seiner Verwandtschaft in London zu Besuch gewesen. An seinem Auto klebe sogar die britische Flagge.
Und was will er die Queen fragen, wenn er ihr gegenübersteht? "Jedes Gespräch mit der Queen ist persönlich und privat", betont er. Ein bisschen befürchtet er aber ohnehin, dass er die Majestät nur aus der Ferne anhimmeln darf. Lengemann trifft die 89-Jährige zusammen mit einer weiteren Gewinnerin auf einer Gartenparty des Botschafters in Berlin. Andere dürfen ihr in der Frankfurter Paulskirche oder bei ihrem Abschied in Celle begegnen.
"Ich hatte erwartet, dass es einen sehr strengen Dresscode gibt", erzählt der 45-Jährige. Letztlich solle er aber einfach im Anzug erscheinen. Hat er Angst, dass er die königliche Etikette doch irgendwie verletzt? "Ich bin gebrieft durch die Botschaft", sagt er. "Ein paar Sachen wusste ich aber auch vorher." Von seinem Gewinn profitiert er übrigens nicht allein: "Ich nehme meine Frau mit."