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Aufgesattelt: Der Bike-Check Autonome Gangwechsel: Unterwegs mit einem Automatik-E-MTB

Was beim Pkw seit Jahrzehnten gängig ist, präsentiert sich beim E-Bike als eine brandheiße Entwicklung: die vollautomatische Schaltung. Wir haben sie an einem Mountainbike ausprobiert.

Von Stefan Weißenborn, dpa 29.05.2025, 00:05
Das KTM ist ein sogenanntes Mullet-Bike - vorn ist das Laufrad größer (29 Zoll), während hinten ein kleineres rotiert (27,5 Zoll). Mit diesem Set-up soll im Gelände mehr Laufruhe mit besserer Wendigkeit verbunden werden.
Das KTM ist ein sogenanntes Mullet-Bike - vorn ist das Laufrad größer (29 Zoll), während hinten ein kleineres rotiert (27,5 Zoll). Mit diesem Set-up soll im Gelände mehr Laufruhe mit besserer Wendigkeit verbunden werden. Stefan Weißenborn/dpa-tmn

Berlin - Es ist ja nicht so, dass wir es mit einer Revolution zu tun hätten. Eine erste vollautomatische Gangschaltung am Fahrrad debütierte schon 2011. Sie hieß wie der Schmied bei „Asterix und Obelix“ und hatte nur zwei Gänge: die Sram-Nabe Automatix.

2020 kam mit weit größerer Übersetzungsbandbreite die stufenlose Enviolo Automatiq auf den Markt. Doch dass Kettenschaltungen irgendwann den manuellen Gangwechsel überflüssig machen würden, galt lange als schwer vorstellbar.

Schließlich muss die Kette laufen, um von Ritzel zu Ritzel zu gleiten. Damit galt es, ein Problem zu lösen: Wie beispielsweise bei Bremsmanövern in einen niedrigeren Gang wechseln, wenn die Pedale ruhen? Shimano löste die Herausforderung mir der Deore XT Di2 Linkglide, die 2023 debütierte.

Und jetzt legt E-Bike-Markführer Bosch mit eShift nach, gemeinsam entwickelt mit dem Komponentenhersteller Tektro. Wir haben uns auf den Sattel des KTM Macina Kapoho Master ABS geschwungen. Es ist das erste Modell am Markt mit eShift. 

  • Der Einsatzzweck: Alexander Hob, Marketing-Leiter bei KTM Fahrrad im österreichischen Mattighofen sagt, das Bike bediene eine „breite Zielgruppe - vom gemütlichen Tourenfahrer bis hin zum sportlich ambitionierten Trail-Piloten.“ Durch die automatische Schaltfunktion sei das Modell für Kunden, „die noch konzentrierter den Trail bespaßen“ wollten. An Puristen einerseits richtet sich das KTM damit, aber auch an Fahrer und Fahrerinnen, die schlicht den Komfort einer Automatik schätzen.
  • Die Technik: Über 800 Wattstunden verfügt der ins Unterrohr des Carbonrahmens eingelassene, entnehmbare und abschließbare Antriebsakku. Auf relativ ebenem Terrain schaffen wir damit etwa 120 Kilometer, selbst bei kühlen Außentemperaturen.
  • Der Fahreindruck: Wir sind auf ebenem Grund ohne große Steigungen unterwegs. In unserem Fall sind 70 Umdrehungen voreingestellt. Und ja, unabhängig vom Tempo gelingt es dem Algorithmus diese Kadenz mit Abweichungen im Toleranzbereich zu halten.
  • Weitere Bauteile, Zubehör, Peripherie: Mit mindestens zwei weiteren Merkmalen sticht das KTM hervor. Zum einen arbeiten die hydraulischen Scheibenbremsen von Magura mit am MTB standesgemäßen vier Kolben und großen Bremsscheiben mit einem kleinen schwarzen Kästchen an der Gabel zusammen: ein Antiblockiersystem (ABS).
  • Der Preis: Mit 7.399 Euro ist das fett ausgestattete KTM Marina Kapo Master ABS kein Schnäppchen. Doch Bosch rechnet mit Skalierungseffekten, so dass eShift künftig auch an E-Bikes für 3.000 bis 3.500 Euro zu haben sein wird.
  • Das Fazit: Ein Mountainbike mit Automatikschaltung, die am Berg kaum reagiert? So gesehen erscheint eShift zumindest für den Anwendungsfall Bergfahrrad unausgereift und zu früh am Markt.