Gebrauchtwagen-Check Klassiker mit Kummerpotenzial: Der Ford Focus beim Tüv
Er ist geräumig, kostet vergleichsweise wenig und fährt gut. Doch Experten raten, Gebrauchtexemplare vor Kauf professionell checken zu lassen. Worauf ist bei Generation drei und vier zu achten?

Berlin - Als Nachfolger des Escort und selbst schon vor über einem Vierteljahrhundert eingeführt, ist der Focus tief in der Ford-Historie verwurzelt. Doch bald wird es ihn nur noch als Gebrauchtwagen geben. Denn der Hersteller lässt seine Produktion Ende 2025 auslaufen.
Wer beim Secondhand-Auto zuschlagen möchte, sollte dies nicht nur probefahren und unter die Lupe nehmen, sondern auch einen professionellen Gebrauchtwagen-Check durchführen lassen. Denn die „potenzielle Mängelliste bei der HU hat es in sich“, wie der „Auto Bild TÜV-Report 2025“ mit Verweis auf die Kfz-Hauptuntersuchung schreibt.
- Modellhistorie: Die Produktion der Drittauflage lief Ende 2010 an und endete 2018, als die vierte Generation in den Verkauf ging. Diese zeichnet sich durch ein breiteres Angebot an Assistenzsystemen aus: Verfügbar wurden Head-up-Display, adaptive LED-Scheinwerfer oder ein Notbremsassistent, der beim Ausweichen hilft.
- Karosserie und Varianten: Der Focus kommt in verschiedener Gestalt daher. Mit der dritten Generation wurden zwar das dreitürige coupéhafte Schrägheck sowie das Klappdach-Cabrio eingestellt, doch ab 2013 gab es eine frühe elektrische Version mit dem Beinamen Electric. Von 2016 bis 2018 war der mit 350 PS besonders starke Focus RS am Markt.
- Abmessungen (laut ADAC): 3. Generation: 4,36 m bis 4,56 x 1,82 m x 1,48 m bis 1,51 m (LxBxH); Kofferraumvolumen 363 l bis 1.262 l (Fünftürer; Focus Electric: 237 l bis 1.125 l), 475 l (Stufenheck), 490 l bis 1.516 l (Turnier).
- Stärken: Geräumiger als manch anderes Kompaktmodell ist der Focus und dient sich auch aufgrund der komfortablen Fahreigenschaften als Reiseauto an, und er kann dank Potenz-Motoren zudem sportlich.
- Schwächen: Ab der fünften HU im Autoalter von elf Jahren schießen die Beanstandungsquoten von Federn und Dämpfern in die Höhe, die Achsaufhängungen werden auch schon früher moniert. Beide Focus-Baureihen leiden unter Schwächen der vorderen Beleuchtung, bei der älteren kommen mit Macken Blinkanlage und Abblendlicht hinzu.
- Pannenverhalten: Als „zuverlässig“ sind laut ADAC-Pannenstatistik nur Modelle des Erstzulassungsjahres 2021, die gute Plätze belegen. Ansonsten attestiert der Club dem Kompaktmodell „mittlere Zuverlässigkeit“, oder es sei „unzuverlässig“. Als Pannenschwerpunkte zählt der ADAC auf: Anlasser bei Exemplaren von 2013 sowie 2015 und 2016, Starterbatterien (2011 bis 2023) sowie Zahnriemen (2016).
- Motoren: 3. Generation: Benziner (Drei- und Vierzylinder, Front- und Allradantrieb): 63 kW/85 PS bis 257 kW/350 PS; Diesel (Vierzylinder, Frontantrieb): 70 kW/95 PS bis 136 kW/185 PS; Elektro (Frontantrieb): 107 kW/145 PS.
Händler-Verkaufswert nach Angaben der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) mit statistisch erwartbaren Kilometern - drei Preisbeispiele:
- Focus Turnier ST 2.3 EcoBoost Start/Stopp (6/2021); 206 kW/280 PS (Vierzylinder); 53.000 Kilometer; 24.564 Euro.
- Focus Electric (6/2015); 107 kW/145 PS (Permanentmagnet-Synchronmaschine + Akkus 23 kWh); 112.000 Kilometer; 8.704 Euro.
- Focus 1.0 EcoBoost Active Start/Stopp (6/2021); 92 kW/125 PS (Dreizylinder); 53.000 Kilometer; 15.703 Euro.