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Bike-Check Multitalent oder Kompromiss? Unterwegs mit dem Trekkingrad

Sie sind die beliebteste Gattung: Vollausgestattete Fahrräder mit Licht, Schutzblechen, Gepäckträger und vielen Gängen. Gründe dafür: Trekkingräder sind Pragmatiker - und preisgünstig zu bekommen.

Von Stefan Weißenborn, dpa 21.02.2022, 04:18
Das Norite Dry 4 der Hartje-Marke Kayza ist ein typisches Trekkingbike mit Vollausstattung gemäß Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).
Das Norite Dry 4 der Hartje-Marke Kayza ist ein typisches Trekkingbike mit Vollausstattung gemäß Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO). Stefan Weißenborn/dpa-tmn/Handout

Berlin - Oft bestimmt die Perspektive die Haltung: Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Aufs Trekkingrad übersetzt, lässt sich fragen: ein Multitalent oder doch nur Kompromisslösung?

Wer ein reines Sportgerät sucht, wird mit einem Rennrad oder einem Mountainbike besser beraten sein. Doch im Alltag warten auch weniger schweißtreibende Szenarien: der Weg zur Arbeit, zum Supermarkt oder auch mal ein entspannter Ausflug ins Grüne.

Hier setzen Trekkingräder an: „Keine Gattung hat ein ähnlich breites Einsatzspektrum“, schreibt der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) online. Typisch ist die Vollausstattung: Trekkingräder werden von den Herstellern mit Lichtanlage, Schutzblechen und Gepäckträger bestückt. So genügen sie anders als viele Sportfahrräder auch den gesetzlichen Anforderungen an ein verkehrssicheres Fahrrad und sind zudem für Gepäck ausgelegt.

Und sie verkaufen sich gut: Obwohl die Absatzzahlen normaler, nicht elektrifizierter Fahrräder rückläufig sind, lag der Verkaufsanteil von Trekkingrädern 2020 am Gesamtmarkt laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) mit einem Viertel so hoch wie bei keiner anderen Einzelgattung.

Auch große Hersteller von Kalkhoff über Cube bis Winora haben sie im Programm. Wir sind unterwegs mit dem Modell Norite Dry 4 der zum Großhändler Hartje gehörenden, eher unbekannten Marke Kayza.

Zur Acera-Gruppe zählen hydraulische Scheibenbremsen mit je 160 Millimeter breiten Discs. Markantes Bauteil, an Trekkingrädern oft verbaut, ist die Federgabel. Sie kommt von der Marke Suntour und lässt sich über eine Stahlfeder einstellen. Kayza verspricht etwas stereotyp: 63 Millimeter würden zum „Glattbügeln von Bodenunebenheiten und Kopfsteinpflaster“ genügen.

Alles in allem scheint das im Einkauf rund 100 Euro und 2,3 Kilo schwere Federelement am Norite 4 verzichtbar - mit Starrgabel und leicht gesenktem Luftdruck wäre der Fahrkomfort wohl vergleichbar und das gesamte Fahrrad etwas leichter. Aber Gewichtsprobleme hat das Trekkingbike auch so kaum. Mit 16,8 Kilo lässt es sich ohne große Mühe in den Fahrradkeller hinab- oder Treppen zum Bahnsteig hinauftragen. Allein etwas sperrig ist das recht lange Modell.

Doch der große Radstand von knapp 1,12 Meter trägt wie die 28-Zoll-Alu-Räder zum ruhigen Fahrverhalten bei. Der Geradeauslauf ist prima, das Lenkgefühl zugleich ausreichend direkt - man fühlt sich gewappnet für den manchmal hektischen Stadtverkehr.

Die Sitzposition ist leicht gebückt. So lässt es sich für etwas schnellere Abschnitte besser in die Pedale treten als zum Beispiel auf einem Hollandrad. Auch auf Feld- und Waldwegen fühlt man sich im Sattel des Kayza-Trekkingbikes nicht deplatziert - wenn man sich am erwähnten Manko der Federgabel nicht stört.

Mit Bodenwellen und weniger starken Unebenheiten kommen auch die 40 Millimeter breiten Reifen vom Hersteller Kenda gut zurecht - nur zu wurzelig darf es nicht werden. Mountainbike-Niveau darf man selbstredend nicht erwarten. Auf losem Grund erhöht leichtes Seitenprofil den Halt, während die glatteren Laufflächen den Rollwiderstand auf Asphalt und Co. geringhalten.

Vor allem aber wer über mehr als nur eine Radtour am Wochenende nachdenkt und eine Radreise mit mehr Gepäck vorhat, sollte das maximale Gesamtgewicht von Fahrzeug, Fahrer und Ladung im Blick haben. Für 130 Kilo Gesamtgewicht ist das Trekkingbike ausgelegt.

Alltag schlägt Spezialeinsatz könnte man zusammenfassen. Und damit erfüllt das Bike die Erwartungen, die ein Trekkingrad weckt. Neben den notwendigen Reflektoren und der Klingel macht die Beleuchtung das Fahrrad verkehrstauglich im Sinne der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO).

Und das dank leichtlaufendem Shimano-Nabendynamo auf bequeme Weise: Das Licht ist immer einsatzbereit und nicht abhängig vom Ladezustand irgendwelcher Akkus. Der Frontscheinwerfer hat eine Einschalt-Automatik.

Erhältlich ist das Norite Dry 4 in vier Rahmenhöhen (48 cm, 52 cm, 56 cm, 60 cm). Mit dem Niti Dry 4 hat Kayza auch ein vergleichbares Modell mit Trapezrahmen im Programm (ebenfalls 759,95 Euro). Das

Doch auf unseren Alltagsfahrten über zwei Monate und mehrere Hundert Kilometer stellte sich bis auf die schnell rostende Kette kein augenfälliger Verschleiß ein. Die Dauerhaltbarkeit von Rahmen und Komponenten müsste aber ein Langzeittest belegen, der mutmaßlich Unterschiede zu teureren Trekking-Bikes aufzeigen würde. Immerhin: Auf den Rahmen gewährt Kayza fünf Jahre Garantie.