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Einstellen und besser sitzen Wie der Fahrersitz justiert wird

Ein richtig auf den Fahrer eingestellter Sitz sorgt für eine sichere und entspannte Fahrt ohne frühe Ermüdungserscheinungen oder gar Rückenschmerzen. Das Einrichten ist kein Hexenwerk - oder doch?

Von Peter Löschinger, dpa Aktualisiert: 23.09.2021, 17:36
Um sicher im Verkehr unterwegs sein zu können, muss der Fahrersitz richtig eingestellt sein. Das beugt auch Ermüdungserscheinungen oder Rückenschmerzen vor.
Um sicher im Verkehr unterwegs sein zu können, muss der Fahrersitz richtig eingestellt sein. Das beugt auch Ermüdungserscheinungen oder Rückenschmerzen vor. Christin Klose/dpa-tmn

Bremervörde/München - Den Sitz weit nach hinten, fast auf Liegeposition. Die Augen spähen auf Höhe der Fensterlinie nach draußen, eine Hand liegt auf dem Lenkrad. Manche Autofahrer finden das cool. Für die Verkehrssicherheit und den Rücken ist ein falsch eingestellter Fahrersitz aber Gift.

Dabei ist die richtige Einstellung eine sehr individuelle Sache, sagen der ADAC und die Aktion Gesunder Rücken (AGR). Nicht jeder Mensch ist gleich gebaut: lange Arme, kurze Beine, langer Oberkörper oder kurzer und so weiter.

Früher waren Autositze vielleicht in der Neigung und der Länge nachzujustieren. Heute ist viel mehr möglich, um den Sitz individuell dem Fahrer anzupassen. Das moderne Gestühl im Auto lässt sich zumeist nach Höhe, Neigung und Fläche einstellen, erklärt der ADAC auf seiner Webseite. Auch Seitenwangen und Stützfunktion der Wirbelsäule (Lordosenstütze) sind oft an Bord.

Besser einstellbare Sitze kosten meist zusätzlich

Je präziser sich der Sitz individuell an den jeweiligen Fahrer und den Sicherheitsgurt anpassen lässt, desto besser. Meist kosten bessere Sitze aber auch mehr Geld. Doch all die Optionen nützen nichts, wenn man sie nicht richtig verwendet.

Für die korrekte Einstellung muss der Fahrer zunächst mit dem Hintern an die Lehne. Die Lehne sollte dann so eingestellt werden, dass sich zwischen Oberschenkel und Rumpf ein Winkel von etwa 110 Grad ergibt. Schulterblätter und auch die Lendenwirbelsäule sollten gut gestützt sein. Die Längseinstellung des Sitzes ist dann richtig, wenn die Füße noch bequem die Pedale erreichen können. Beim Betätigen der Pedale sollten die Beine noch leicht angewinkelt sein.

Eine verstellbare Sitzfläche ist so zu justieren, dass die Oberschenkel leicht aufliegen und zwischen Kniekehlen und der Kante des Sitzes noch zwei bis drei Fingerbreit passen, erläutert die AGR. Das sorge für eine bessere Verteilung des Drucks auf der Sitzfläche und beuge Druckbelastungen an den Kniekehlen vor.

Ein Kissen ist kein Ersatz für eine Lendenwirbelstütze

Die Höheneinstellung sollte für eine gute Rundumsicht sorgen und laut AGR so hoch wie möglich sein. Allerdings sollte zwischen Kopf und Dachhimmel immer eine Handbreit Platz bleiben. Der ADAC rät, die Augen etwa auf halber Höhe der Frontscheibe zu haben.

Eine vorhandene Lordosenstütze sorgt dafür, dass die Lendenwirbelsäule in ihrer natürlichen Form Unterstützung findet. Zumeist lässt sich diese je nach Modell mit Schaltern, Joysticks oder Rädern regeln - diese finden sich häufig links unten am Sitz. Die Anpassung sollte stets von unten nach oben vorgenommen werden. Der Beckenbereich sei am wichtigsten bei der Abstützung, so die AGR.

Wer so etwas nicht hat, stopft besser nicht etwa ein Kissen zwischen Rücken und Lehne. Bei extremen Manövern oder einem Unfall könne das zur Gefahr werden, sagt der ADAC. Schon vor dem Crash kann es sich negativ auf den Seitenhalt des Fahrers auswirken, der so wiederum schneller die Kontrolle über das Auto verlieren kann.

Beim Unfall läuft man zudem Gefahr, über die Schutzflächen eines Seitenairbags hinauszurollen. Auch kann das Becken nicht straff an der Sitzfläche anliegen, was ein höheres Verletzungsrisiko nach sich ziehen könnte, wenn so der Gurtstraffer nicht korrekt arbeiten kann, erläutert der ADAC einige der Gefahren. Der Autoclub verweist stattdessen auf Nachrüstprodukte aus dem Zubehör. Diese aber müssen unbedingt unverrutschbar zu montieren sein.

Als guten Abstand zwischen Oberkörper und dem Airbaglenkrad nennen die Experten etwa 25 bis 30 Zentimeter. Das Lenkrad ist gut justiert, wenn man sein Handgelenk oben auf den Kranz legen kann und dabei die Schultern bei gestrecktem Arm noch an der Lehne ruhen.

Eine falsch eingestellte Kopfstütze kann gefährlich sein

Beim Fahren umfassen die Hände das Lenkrad am besten in der 9-und-3-Uhr-Position. Dabei sollten die Arme immer angewinkelt und nicht durchgestreckt sein, die Schultern den Kontakt mit der Lehne nicht verlieren - auch nicht beim Lenken. Das Lenkrad sollte so steil wie möglich stehen, aber zugleich den Blick auf die Armaturen nicht verstellen.

Vorsicht: Die Kopfstütze ist keine Ablage. Sie sollte möglichst hoch und steil stehen und so justiert sein, dass sie den Kopf zwar schützt, nicht aber den Nacken stützt: Wer sie zu tief einstellt, riskiert bei einem Unfall schwere Kopf- und Halswirbelverletzungen. Als Faustregel rät die AGR, die Oberkante der Kopfstütze sollte mit der Oberkante des Kopfes abschließen.

Im Beispiel des fast liegenden Fahrers vom Anfang hat dessen Rücken kaum Kontakt zur Lehne. Zudem entfernt sich der Körper so von der Kopfstütze. Schnelles Lenken in brenzligen Situationen sei laut ADAC kaum mehr möglich. Auch lägen die Gurte nicht mehr optimal an. Wer so bei Gefahr voll in die Bremse treten müsse, könne nicht mehr genug Druck aufs Bremspedal ausüben. Die Lehne bietet dann wenig Gegenkraft und man schiebt sich nach oben aus dem Sitz. Auch riskiert man, als „Liegender“ unter dem Beckengurt durchzurutschen.

Und ein lässiger Einarmpilot, der seine Hand entweder oben oder unten auf dem Lenkrad ruhen lässt, dürfte in einer Notsituation überfordert sein. Ausweichmanöver würden zu einem „unkalkulierbaren Rudern ohne Zielgenauigkeit“, so der Autoclub. Zudem ist zu bedenken, dass bei Auslösung des Airbags die Wucht des eigenen Arms zur Gefahr werden kann, wenn dieser oben auf dem Lenkrad ruht.