Volksstimme-Telefonforum Bei einem starken Gelenkverschleiß hilft Knorpelzüchtung nicht mehr
Schmerzen in den Kniegelenken und in der Hüfte quälten viele Menschen, die beim gestrigen Telefonforum Rat bei Fachärzten der Orthopädischen Universitätsklinik in Magdeburg suchten. Uwe Seidenfaden stellte einige Fragen und Antworten zusammen.
Frage : Ich wandere gerne. In jüngster Zeit habe ich jedoch Probleme, wenn es bergab geht. Dann schmerzen mir die Kniegelenke. Was kann ich tun ? Ich bin jetzt 65 Jahre alt.
Antwort : Sie beschreiben ein typisches Anzeichen von Verschleißerscheinungen im Knieoder Hüftgelenksbereich. Gegen eine maßvolle Bewegung ist auch dann nichts einzuwenden. Sie ist sogar nützlich und stärkt das Gelenk. Günstig ist gleichmäßiges Gehen auf ebener Strecke, Schwimmen und Fahrradfahren. Anstrengende Klettertouren, die Ihre Gelenke stark belasten, sollten Sie besser vermeiden.
Frage : Bei mir hat der Orthopäde eine beidseitige Kniegelenkarthrose festgestellt. Ich habe zeitweilig Schmerzen bei körperlichen Belastungen. Was halten Sie von der Akupunktur ?
Antwort : Im Allgemeinen wird man bei einer Gelenkarthrose zunächst mit konservativen Therapien behandeln. Das umfasst unter anderem Physiotherapien, Reizstrombehandlungen, Injektionen von entzündungslindernden Stoffen und Bestrahlungen. Auch mit einer Akupunktur lassen sich die Schmerzen vorübergehend lindern. Bei einer weit fortgeschrittenen Arthrose, die ständig starke Schmerzen verursacht, würden wir Patienten eher zu einer Gelenkprothese raten.
Frage : Bei der Betrachtung der Röntgenaufnahme meines linken Kniegelenkes bemerkte mein Arzt, dass es stark abgenutzt ist. Ich habe allerdings kaum Schmerzen. Ist trotzdem ein Gelenkersatz notwendig ?
Antwort : Ein auffälliger Röntgenbefund allein ist kein Grund dafür, das Gelenk durch ein Implantat zu ersetzen. Entscheidender sind die Beschwerden, die Sie bei der Belastung haben.
Frage : Vor drei Jahren wurde mir ein künstliches Kniegelenk eingesetzt. Jetzt habe ich dort einen Erguss. Was kann die Ursache sein ?
Antwort : Eventuell handelt es sich um eine Infektion im Kniegelenk oder um eine Lockerung der Prothese. Das sollte in jedem Fall diagnostiziert werden.
Frage : Ich habe vor einem Jahr ein künstliches Kniegelenk bekommen. Ich kann damit gut leben. Meine Frage ist, wie haltbar ein solches künstliches Gelenk ist ? Und muss ich befürchten, dass es bricht, wenn ich mich während der Hausarbeit damit auf den Boden knie ?
Antwort : Die Haltbarkeit hängt ein wenig von der individuellen Belastbarkeit ab. Im Durchschnitt kann man aber von einer Haltbarkeit von etwa 15 Jahren ausgehen. Wenn Sie keine Schmerzen haben, können Sie sich damit auch auf den Boden knien. Ein Bruch des künstlichen Kniegelenkes ist nicht zu erwarten.
Frage : Mein linkes Bein ist etwa zwei Zentimeter kürzer als das rechte. Sollte ich alle Schuhe mit dem erhöhten Absatz für das linke Bein ausstatten lassen ?
Antwort : Das ist durchaus zu empfehlen, denn man gewöhnt sich daran und könnte stolpern, wenn Schuhe gewechselt werden.
Frage : Ich habe eine Gelenkarthrose. Mein Orthopäde meinte, dass ich ein künstliches Hüftgelenk bekommen sollte. Ich habe aber auch eine Nickelallergie. Kommt für mich dann ein künstliches Gelenk infrage ?
Antwort : Wenn Sie ein künstliches Gelenk benötigen, dann wird man ein Spezialimplantat einsetzen, das nickelfrei ist.
Frage : Ist eine Knorpelzüchtung und -Transplantation eine Alternative zum Gelenkersatz ?
Antwort : Für kleinere Defekte bei jüngeren Patienten können sie hilfreich sein.
Bei einem starken Gelenkverschleiß sind Knorpeltransplantationen jedoch keine Alternative.
Frage : Meine Mutter ist 82 Jahre alt und kann wegen einer Hüftgelenkarthrose nur noch sehr schlecht laufen. Außerdem hat sie Osteoporose. Kann sie dennoch ein künstliches Kniegelenk bekommen ?
Antwort : Prinzipiell spricht eine Osteoporose nicht gegen den Einsatz eines künstlichen Gelenkes. Man kann Gelenkprothesen so verankern, dass eine Lockerung unwahrscheinlich ist. Auch ein hohes Alter ist kein Grund, sich gegen eine Gelenkoperation zu entscheiden. Ausschlaggebend für oder gegen eine Operation sind vielmehr die klinischen Befunde und die Einschränkungen der Lebensqualität Ihrer Mutter.
Frage : Kann man mit einem künstlichen Hüftgelenk noch Fahrrad fahren und Sport treiben ?
Antwort : Sport und Gelenkersatz schließen sich nicht notwendiger Weise aus. Man sollte jedoch extreme Belastungen und die damit verbundene Unfallgefahr vermeiden. Mit Sport kann man die Muskulatur um das Gelenk stärken. Kräftige Muskeln geben dem Gelenk Halt und schützen es vor Überdehnungen. Ideal ist Schwimmen und alle gleichmäßigen Bewegungen ohne abrupte Stopps und Drehungen. Wer sicher auf dem Fahrrad sitzt, sollte auch weiterhin mit dem Zweirad fahren.
Frage : Vom Fahrradfahren bekomme ich gelegentlich Knieschmerzen. Kann das ein Hinweis auf eine Gelenkarthrose sein ?
Antwort : Nicht notwendigerweise. Die Beschwerden können auch durch eine falschen Sitzposition oder Überbelastung durch einen zu hohen Gang zurückzuführen sein. Schonender für Gelenke und Bänder ist die Wahl kleinerer Gänge und eine hohe Trittfrequenz.
Frage : Vor zwei Jahren habe ich ein künstliches Kniegelenk bekommen. Damit kann ich wieder gut wandern und Fahrradfahren. Nur beim Treppensteigen habe ich seit kurzem Schmerzen oberhalb der Kniescheibe.
Antwort : Das sollte in jedem Fall noch einmal von einem Orthopäden untersucht werden. Vielleicht kann man Ihnen mit einer Physiotherapie oder Gymnastik helfen.
Frage : Ich habe vor einem Monat ein künstliches Hüftgelenk erhalten. Jetzt habe ich Schmerzen im rechten Kniegelenk. Stimmt etwas mit dem Hüftgelenk nicht ?
Antwort : Nach der Hüftgelenkoperation können gelegentlich vorübergehend Schmerzen in anderen Gelenken auftreten. Die Ursache dieser Beschwerden ist meist auf eine Umstellung der Belastung zurückzuführen. Mitunter können die Beschwerden noch einige Monate andauern. Viele Patienten haben allerdings schon eine Abnutzungserkrankung des Kniegelenkes, wenn wir ein künstliches Hüftgelenk einsetzen. Sie bemerken die Beschwerden dort erst, wenn die Schmerzen durch das künstliche Gelenk aus dem Hüftgelenk genommen worden sind. Dann muss eine Behandlung des Kniegelenkes vorgenommen werden.