Tödliche Zaunrüben-Beeren Die giftige Gefahr aus dem Garten
Für Kinder sind die jetzt reifen Beeren an vielen Sträuchern sehr verlockend. Doch die meisten davon sind hochgiftig. Ein Buch des Magdeburger Professors Wulf Pohle klärt über die Risiken auf.
Magdeburg l Wenn in den Vorgärten rund um Professor Wulf Pohles Haus derzeit die Stechpalmenbeeren rot leuchten, dann ist seine Freude darüber zwiespältig. Denn der Toxikologe und Pharmakologe weiß, dass Kinder sterben können, wenn sie bereits drei davon essen. Um das Wissen über giftige Pflanzen in unseren Gärten zu verbreiten, hat der 82-Jährige jetzt einen Ratgeber für Erziehende veröffentlicht. Das Buch "Giftpflanzen - Gefahr für Kinder" beschreibt die üblicherweise in unseren Gärten wachsenden oder in den Zimmern stehenden Pflanzen und teilt sie in ihrer Gefährlichkeit ein. Auch die typischen Symptome einer Vergiftung sind enthalten.
Mehrfach in Kitas gerufen worden
"Auf die Idee zu diesem Buch brachte mich Professor Gerhard Jorch, der Leiter der Universitätskinderklinik", berichtet der emeritierte Professor, der lange Jahre am Institut für Pharmakologie und Toxikologie in Magdeburg arbeitete.
Die Kinderklinik habe häufig mit Vergiftungsunfällen durch Pflanzen zu tun. Wulf Pohle wurde auch schon mehrfach in Kindertagesstätten als Gift-Experte gerufen, wenn ein Kind draußen beim Spielen von einer Pflanze gegessen hatte und anschließend krank wurde. "Meist waren es Schneebeeren, zum Glück sind diese nicht sehr giftig", berichtet er. Die weißen Beeren würden Kinder gerne zum Spielen nehmen, weil sie so schön knacken. Wird aber doch mal eine verspeist, führt das zu Übelkeit, Bauchschmerzen und Erbrechen.
Er empfiehlt, dass jede Kita solch einen Ratgeber haben sollte, weil in vielen Kita-Gärten giftige Pflanzen ohne Wissen der Erziehenden wachsen würden. Denn für viele Erwachsene sind viele Gewächse alltäglich und ungefährlich, weil sie sie nicht wie kleine Kinder in den Mund stecken.
Die roten Früchte der Zaunrübe, einem eher unscheinbaren Gewächs, das in Gärten gerne wuchert und an Zäunen hochrankt, sind hochgiftig. Bereits 15 Stück können ein Kind töten, bei den schwarzen Früchten des Liguster sind es zehn. Selbst Garten- oder Feuerbohnen sind in rohem Zustand hochgiftig. Deshalb sollten kleine Kinder keinesfalles mit den ungekochten Kernen spielen.
Steckt ein Kind doch einmal eine giftige Pflanze in den Mund und schluckt sogar etwas davon, sollte laut Pohle möglichst schnell ein Arzt gerufen werden.
Giftnotruf ist rund um die Uhr erreichbar
Wer sich nicht sicher ist, ob und wie die Pflanze giftig ist, kann sich auch beim Giftnotrufzentrum in Erfurt informieren, das auch für Sachsen-Anhalt zuständig ist. Im Zeitraum zwischen 2004 und 2013 wurde dabei bei Pflanzenvergiftungen am häufigsten nach Eiben gefragt (ca. 764 Fälle), am zweithäufigsten nach Liguster (624), danach folgten Lampionblume (501), Heckenkirsche (389)und Eberesche (352). Meist ging es dabei um Kinder. "Auf keinen Fall Erbrechen auslösen", raten die Experten des Giftinformationszentrums nach dem Verzehr der oben genannten Pflanzen.
Aber auch Erwachsene können sich vergiften. Wie der Giftnotruf berichtet, komme es häufiger vor, dass Fichtennadeln und Eibenblätter verwechselt würden. Aus Fichtennadeln werden beispielsweise Tees oder Sirup hergestellt. Werden dafür aber giftige Eiben verwendet, kann dies zu Herzrhythmusstörungen führen.