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sportliches comeback Die Hüfte kreisen lassen: Was hat es mit dem Hula-Hoop-Trend auf sich?

Die Reifen gibt es in verschiedenen Farben und in verschiedenen Gewichten - sie sollen die allgemeine Fitness verbessern und die Problemzone Bauch verschwinden lassen. Die Rede ist von Hula Hoop. Die Hüfte kreisen zu lassen ist beliebter denn je. Was hat es mit dem Hula-Hoop-Trend auf sich? 

Von Linda May van Bui 09.07.2021, 09:01
Vereinzelte Studien zeigen: Training mit dem Hula-Hoop-Reifen kann innerhalb weniger Wochen die Rumpfkraftausdauer steigern und das Unterbauchfett merkbar reduzieren. Foto: Daniel Karmann/dpa
Vereinzelte Studien zeigen: Training mit dem Hula-Hoop-Reifen kann innerhalb weniger Wochen die Rumpfkraftausdauer steigern und das Unterbauchfett merkbar reduzieren. Foto: Daniel Karmann/dpa dpa

Magdeburg - Durch Ausgangssperren und verschlossene Sportstätten erlebte Hula Hoop vor allem im letzten Lockdown einen regelrechten Boom. Ein schrumpfender Bauchumfang und eine geformte Taille werden versprochen.

Grund genug für die immer größer werdende Beliebtheit? Und wie gesund ist der Reifensport wirklich und welche Risiken bringt er vielleicht mit sich? Ein Hula-Hoop-Neuling, eine Kursleiterin und eine Trainingswissenschaftlerin aus Magdeburg berichten von ihren Erfahrungen.

"Ich kann nicht aufhören, es macht einfach zu viel Spaß"

Die Magdeburgerin Katharina Ruhs ist erst seit einem guten halben Jahr mit dem Reifen dabei. Auf Hula Hoop sei sie durch Social Media aufmerksam geworden. Ihre Motivation: Problemzonen den Kampf ansagen. "Ich hab schon seit der Pubertät die Problemzone Bauch-Po. Ich war jahrelang im Fitnessstudio, habe mich da abgequält und Verschiedenes ausprobiert, bin viel Laufen gegangen. Ich hatte zwar Erfolgserlebnisse, aber es gab dann auch wieder schlechtere Phasen - gerade um die Weihnachtszeit", erklärt Ruhs.

Sie habe sich dann im Internet belesen, was ein Hula-Hoop-Anfänger alles beachten sollte und prompt trainierte die 28-Jährige fast täglich mit dem Reifen. "Ich habe das dann ausprobiert. War gar nicht so einfach", schildert sie.

Weiter fügt die Magdeburgerin hinzu "Ich arbeite im Zoo. Ich habe viel Bewegung, allerdings auch schwere Arbeit. Ich habe oft Rückenschmerzen. Und da habe ich bevorzugt gemerkt, dass es viel besser geworden ist." Man trainiere ihrer Ansicht nach durch die Hüftbewegung auch den unteren Rückenbereich. Aus eigenen Erfahrungen beuge das Schmerzen in diesem Bereich vor. 

Katharina Ruhs trainiert erst seit einem halben Jahr mit dem Fitnessreifen.
Katharina Ruhs trainiert erst seit einem halben Jahr mit dem Fitnessreifen.
Foto: Katharina Ruhs

Auch an ihren Problemzonen habe sich einiges verändert. "Also ich mache es jetzt ein halbes Jahr und ich habe schon zwei Zentimeter Umfang verloren. Natürlich habe ich auch etwas auf gesunde Ernährung geachtet, aber jetzt nicht so extrem. Also ich war echt erstaunt", sagt Ruhs.

Bekannterweise sind Trends ein stetiges "Kommen und Gehen", doch aufhören zu "Hullern" will die 28-Jährige vorerst nicht - dafür "macht es zu viel Spaß", erklärt sie. Das flexible Training in den eigenen vier Wänden sei ein großer Mehrwert für sie. Bereits in den 1950er-Jahren erfreute sich Groß und Klein an Hula Hoop. Nun feiert der Reifen sein Comeback - allerdings vorrangig als Fitnessgerät.

"Hula Hoop trainiert Körper und Geist"

Für Marika Siede aus Magdeburg ist der Reifensport eine feste Größe in ihrem Leben - denn sie ist Hula-Hoop-Kursleiterin. Jeden Freitag trainiert sie mit den Kursteilnehmern im Magdeburger Stadtpark. Begonnen habe ihre Passion mit einem geschenkten Reifen vor ungefähr sechs bis sieben Jahren.

"Ich hatte Spaß daran und es war ein super Ausgleich zu dem Sport, den ich vorher gemacht hatte. Ich habe dazu dann immer Musik gehört. So hat es bei mir angefangen", erklärt Siede. Spezialisiert habe sie sich mittlerweile auf Hula-Hoop-Dance. Dabei stehe nicht nur die Fitness im Vordergrund, sondern vor allem auch das Erlernen und Ausüben von Tricks und "Moves". 

Marika Siede gibt wöchentlich Hula-Hoop-Kurse im Magdeburger Stadtpark
Marika Siede gibt wöchentlich Hula-Hoop-Kurse im Magdeburger Stadtpark
Foto: Marika Siede/ offizielle Facebook-Seite "Hula Hoop Fit und Fun Kurse Magdeburg"

Für die Kursleiterin ist der Sport mit dem Reifen ein gutes Training für Körper und Geist. "Man trainiert den Körper in seiner Koordinationsfähigkeit und in seinem Gleichgewicht. Sehr viele Muskeln werden aktiviert - auch tieferliegende Rückenmuskeln. Hula Hoop ist zudem ein sehr gelenkschonendes Training", sagt Siede.

Den Effekt, dass Rückenschmerzen vorgebeugt werden können, bestätigt sie aus Trainersicht. Ebenso die Reduzierung von Bauch- und Taillenumfang. Beim Hula-Hoop-Dance würde zusätzlich die geistige und körperliche Geschicklichkeit trainiert. 

Für Sport-Muffel sei es eine gute Einstiegsmöglichkeit. Die Magdeburgerin habe gemerkt, "dass viele sich dann davon begeistern lassen." Durch den hohen Spaßfaktor, würden die Kursteilnehmer die sportliche Anstrengung nicht so extrem wahrnehmen.

Für Einsteiger mit Fitness- oder Abnehmziel empfehle sie ein Reifengewicht von 1,2 kg. Neulinge sollten sich aus ihrer Sicht vor allem vorher belesen. Zusätzlich sollte klar zwischen Hula-Hoop-Fitness und Hula-Hoop-Dance unterschieden werden, denn beim Tanz mit dem Reifen ist das Gewicht deutlich geringer. 

"Natürlich gibt es mögliche Risiken"

Aus theoretischer Sicht gebe es bei der Trendsportart allerdings nicht nur Pro, sondern auch Kontra. Trainingswissenschaftlerin Maike Pieper ist Angestellte am Olympiastützpunkt Sachsen-Anhalt. Hauptaufgabe ist es dort, mittels Diagnostiken und individuellen Traininsplänen, das bestmögliche Potenzial von Bundeskaderathleten herauszuholen.  

"Also positiv beeinflusst wird auf jeden Fall der Bereich der motorischen Kontrolle und Koordination. Auch die Bauch- und Rückenspannung sowie die Beweglichkeit werden dabei trainiert. Aus präventiver oder rehabiltierender Sicht ist das natürlich keine schlechte Maßnahme."

Allerdings fügt die Trainingswissenschaftlerin hinzu "Natürlich gibt es mögliche Risiken. Dadurch, dass man eine gewisse Stabilität haben muss, sollte man aufpassen, ob im Wirbelsäulenbereich verschiedene Vorerkrankungen oder vergangenen Verletzungen vorhanden sind, zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall."

Für einen gesunden Menschen sehe Pieper kaum Risikofaktoren. Um jedoch ganzheitlich zu trainieren, Muskeln aufzubauen und so Gewicht zu verlieren, sehe sie es eher als ergänzende Maßnahme.