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Nach dem WM-Skandal Dr. Erhano fordert bessere Abschirmung der FIFA-Profis

Im finalen Elfmeterschießen der Einzel-WM in FIFA 23 waren auf einer Leinwand die Controller-Eingaben des Verlierers zu sehen. Eine große Kontroverse entsteht. Sollte die Szene ihre Bühnen überdenken?

Von Pascal Mühle, dpa 10.08.2023, 12:30
Die Spieler sind auf den FIFA-Bühnen oft nur wenig abgeschirmt.
Die Spieler sind auf den FIFA-Bühnen oft nur wenig abgeschirmt. Henning Kaiser/dpa

Riad - Auch drei Wochen nach dem Finale der Einzelweltmeisterschaft in FIFA 23 liegt ein Schatten über dem Triumph des 18-jährigen Manuel „ManuBachoore“ Bachoore. Ein Skandal im entscheidenden Elfmeterschießen sorgte für Diskussionen in der Szene und stellt das Bühnendesign der E-Sport-Disziplin infrage.

Was war passiert? Auf einer Leinwand hinter den Spielern waren während des Elfmeterschießens die Controller-Eingaben von Mark „Mark11“ Zakhary zu sehen. Als einer von nur wenigen E-Sportlern hatte er die Option eingeschaltet. Die Regie übertrug sein Bildschirmsignal in die Halle. Hätte sich sein Gegner und spätere Gewinner ManuBachoore umgedreht, hätte er genau auf das Spiel von Mark11 reagieren können.

FIFAe World Cup: Empörung aus der E-Sport-Szene

Mark11 habe schon vor und während des Elfmeterschießens reklamiert, sagt Erhan „Dr. Erhano“ Kayman der Deutschen Presse-Agentur. Der ehemalige E-Sportler und heutige Funktionär saß beim Eklat in Riad in den ersten Reihen und beobachtete die Situation.

Auch lange Diskussionen von Mark11 nach seiner Niederlage brachten die Organisatoren nicht von ihrer Entscheidung ab. Der Sieger habe nicht auf die Leinwand geschaut und der Verlierer hätte die Option vorher ausschalten können, hieß es später in einer Stellungnahme der Veranstalter - ManuBachoore blieb Weltmeister.

Der britische E-Sportler Tom Leese schrieb auf seinem „X.com“-Kanal, früher unter dem Namen Twitter bekannt, von einer „Schande“ und dem „schlimmsten Tag in der Geschichte des FIFA-E-Sports“. Auch der deutsche Spieler Richard „Gaucho10“ Hormes postete, dass „die Nummer mit dem Controller“ einen „Beigeschmack“ hinterlasse.

„Die Spieler müssen besser abgeschirmt werden“, sagt Dr. Erhano. Der Virtual-Bundesliga-Experte habe viel über die Situation gesprochen, auch mit anderen Veranstaltern. Grundsätzlich habe er die Entscheidung vor Ort nachvollziehen können. „Es ging alles sehr schnell, die Schiedsrichter hatten kaum Zeit zu reagieren. Und die Regeln waren eindeutig“, sagt er.

Ein solcher Fehler dürfe sich nicht wiederholen: „Es muss immer darum gehen, optimale Wettkampfbedingungen für die E-Sportler zu schaffen.“

Was Disziplinen wie CS:GO, LoL und SC2 machen

Besonders ärgerlich: Der Elfmeterskandal war ein hausgemachtes Problem. Zum einen vom Verlierer selbst, laut Fifa wurden die Spieler im Regelwerk auf das Risiko des Controller-Input-Overlays hingewiesen. Allerdings: im E-Sport FIFA wird im Gegensatz zu anderen E-Sport-Disziplinen kaum darauf geachtet, Informationen zwischen den Kontrahenten zu verbergen.

Ob League of Legends, Counter Strike oder Starcraft 2: Die Spieler sitzen teilweise in schalldichten Kabinen, sind auf der Bühne getrennt, haben isolierende Kopfhörer auf - undenkbar, dass die E-Sportler eine Leinwand mit der Live-Übertragung oder den Bildschirm ihrer Gegner sehen könnten. Das liegt auch daran, dass es in diesen Spielen geheime Informationen gibt: Taktiken, Positionen, Angriffe.

Was FIFA von anderen Spielen unterscheidet

Bei FIFA ist das anders, die Spieler sehen alles auf dem Bildschirm, auch mögliche Formations- und Taktikänderungen in den Spielpausen. Bei Torjubeln springen die Spieler auf, interagieren mit ihren Coaches und Gegnern.

Kein großes Problem, sagt Dr. Erhano: „Es gibt nur drei bis vier Meta-Formationen in FIFA, zwischen denen die Spieler wechseln. Es gibt keine überraschenden Taktiken, die man während des Spiels nicht publik machen dürfte.“