Welpen von klein auf an Regeln gewöhnen / Erziehung durch Belohnung Ein Fellknäuel auf Abwegen
Viele Kinder wünschen sich einen Hund. So niedlich die kleinen Vierbeiner als Welpen auch sind, sie brauchen ihre Regeln, damit sie nicht zur Belastung oder im schlimmsten Fall sogar zur Bedrohung werden.
Bonn/Waldems-Esch (dapd). Einem Hundebaby kann man einfach nicht böse sein. Viele Tierhalter lassen dem knuddeligen Tollpatsch erst einmal milde lächelnd durchgehen, dass er ihre Schuhe zerkaut, an ihnen hochspringt oder den Postboten anbellt. Ein oft folgenreicher Fehler: "Hunden sollte man von Anfang an klare Grenzen aufzeigen. Denn wenn man ihnen einmal etwas erlaubt, ist es sehr schwierig, ihnen das später wieder abzugewöhnen", betont Katrin Umlauf, Referentin für Heimtierfragen beim Deutschen Tierschutzbund. Wer beispielsweise nicht wolle, dass der Hund mit im Bett schläft, sollte das also auch beim Welpen nicht gestatten.
Besuch im Zoo und beim Tierarzt
Zudem sind die ersten drei Lebensmonate eines Hundes besonders wichtig für seine Erziehung. "Bis zur zwölften Woche bildet sich das Gehirn des Tieres aus. Es sollte daher in diesem Zeitraum alles kennengelernt haben, was zu seinem Leben dazugehören wird", betont Rainer Schröder, Vorsitzender des Berufsverbands der Hundeerzieher und Verhaltensberater.
Eine Konfrontation mit anderen Tieren - beispielsweise im Zoo -, Spaziergänge in der lebhaften Innenstadt, Fahrten mit dem Auto sowie die Begegnung mit anderen Menschen sollten zum Übungsprogramm des Hundebabys gehören. "Auch Menschen anderer Hautfarbe oder solche mit Gehhilfen sollte der Welpe kennenlernen, damit er später nicht negativ auf diese Merkmale reagiert", betont Schröder. Empfehlenswert sei außerdem ein erster Besuch beim Tierarzt - inklusive Testsitzen auf dem Behandlungstisch. "Wichtig ist aber, dass der Hund bei diesem Termin nicht behandelt wird, damit er mit der Praxis nicht gleich eine schlechte Erfahrung verbindet", sagt Schröder.
Um Welpen an grundlegende Regeln zu gewöhnen, empfiehlt Katrin Umlauf den Einsatz von Belohnungen. "Hunde lernen durch Erfolge", betont die Expertin. Mache das Tier eine Sache gut, sollte man es daher mit der Stimme bestätigen, streicheln, ihm manchmal auch ein Leckerli geben - beispielsweise dann, wenn der Welpe sein Geschäft im Freien erledigt hat.
Unerwünschtes Verhalten des Hundes sollte man hingegen mit Nichtbeachtung quittieren. "Man unterbricht beispielsweise das Spiel und sagt dazu noch ¿Aus\' oder ¿Pfui\'", erklärt Umlauf. Wenn das Tier merke, dass es mit seiner Aktion keinen Erfolg hat, höre es damit schnell auf. "Häufig gewöhnen sich Hunde auch Unarten an, weil ihr Herrchen ihnen daraufhin immer sehr viel Aufmerksamkeit schenkt", ergänzt Rainer Schröder. Denn auch ausgiebiges Schimpfen könne das Tier möglicherweise als positive Zuwendung verstehen, die es lohnenswert erscheinen lässt, das Verhalten zu wiederholen.
Wichtig sei, dass man sofort reagiere, wenn der Welpe sich danebenbenehme. Denn schon wenige Sekunden später bringe das Tier die Reaktion des Menschen nicht mehr mit seinem Verhalten in Verbindung und verstehe nicht, weshalb sein Herrchen sauer ist. "Der Hund fühlt sich dann grundlos bestraft und erlebt den Menschen als unberechenbar", sagt Schröder. Merke man also beispielsweise erst abends, dass der Hund einen See in die Wohnung gemacht hat, sollte man darauf auf keinen Fall mehr reagieren.
Hunde lernen durch Erfolge
"Viele Besitzer nehmen das Üben nicht ernst, sind nicht konsequent genug", bemängelt Ralf Schröder. Er empfiehlt, sechsmal täglich jeweils fünf Minuten mit dem Welpen einzelne Verhaltensregeln zu trainieren. Katrin Umlauf rät außerdem, darauf zu achten, dass alle Familienmitglieder bei der Erziehung des Hundes eine einheitliche Linie fahren. "Es ist für das Tier sehr verwirrend, wenn sich die Regeln ständig wieder ändern", sagt Umlauf. Außerdem sei es wichtig, dass man genügend Geduld aufbringe, um eine Anweisung zu Ende zu führen und nicht locker zu lassen, bis der Hund wirklich das getan hat, was man von ihm verlangt.
Diverse Hundeschulen bieten Unterstützung bei der Erziehung von Welpen. "Die Ausbildung zum Hundetrainer ist in Deutschland jedoch nicht staatlich reguliert", betont Katrin Umlauf. Prinzipiell könne sich daher jeder diesen Titel geben - auch Personen ohne jegliche Vorbildung. Die Expertin rät daher, sich genau darüber zu informieren, was für eine Ausbildung der Trainer hat, welche Seminare er besucht hat und ob er sich regelmäßig weiterbildet. Man könne auch beim örtlichen Tierschutzverein oder bei anderen Hundebesitzern um Hinweise auf seriöse Anbieter bitten.
"Einen Hund muss man sein Leben lang erziehen", betont Umlauf. Es gebe immer wieder Phasen, in denen die Tiere ihre Grenzen austesteten oder schlechte Gewohnheiten durchbrächen. Man sollte sich also klar machen, dass die Betreuung eines Hundes mit Arbeit, Zeitaufwand und Kosten verbunden sei: "Und Hunde werden immerhin zwischen 10 und 16 Jahre alt", gibt die Expertin zu bedenken.