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Von generationsübergreifenden Wohngemeinschaften können Jung und Alt profitieren Eine helfende Hand statt hoher Miete

25.06.2013, 01:21

Wohngemeinschaften gibt es heute in jeder Altersgruppe - und in vielen Hochschulstädten inzwischen auch mit mehreren Generationen. Ein Zimmer gegen Unterstützung im Haushalt: So funktioniert das Projekt Wohnen für Hilfe. Davon profitieren Jung und Alt.

Frankfurt/Main (dpa) l Eine Wohnung in einer Uni-Stadt zu finden, ist für viele Studenten ein echtes Problem: Die üppigen Preise auf dem freien Markt sind mit schmalem Budget kaum zu bezahlen, Wohnheimplätze sind rar - und ein günstiges WG-Zimmer oft Glückssache. Daher haben sich in rund 20 deutschen Städten Zweck-Wohngemeinschaften etabliert: Studenten leben bei Senioren und helfen im Gegenzug im Haushalt.

Einkaufen, Hol- und Bringdienste, wischen oder staubsaugen: Das sind die gängigsten Wünsche von Senioren, die Wohnraum zur Verfügung stellen, sagt Henning Knapheide. Er arbeitet beim Bürgerinstitut in Frankfurt und betreut das Projekt. Die Studenten bewerben sich bei ihm zunächst mit einem Formular, das sie im Netz oder vor Ort bekommen. Neben den persönlichen Daten geben sie darin beispielsweise an, zu welchen Hilfeleistungen sie bereit sind und ob sie schon Erfahrungen im Zusammenleben mit alten Menschen haben. Anschließend führt er mit geeigneten Kandidaten ein Gespräch und versucht, den passenden Senior für sie zu finden. Mit ihnen hat er bereits zuvor über ihre Wünsche gesprochen und sich die Wohnungen angeschaut. Bei der Vermietung gilt die Faustformel: Pro Quadratmeter eine Stunde Hilfe pro Monat. Dazu müssen sich die Studenten an den Nebenkosten wie Heizung, Strom und Wasser beteiligen. Doch manche Zweck-WG weicht von diesen Grundsätzen ab. Für viele Senioren sei vor allem entscheidend, dass sie nicht allein in einer Wohnung sind.

Auch in der Studentenstadt Marburg gibt es Wohnen für Hilfe. "Bei uns wird der Wohnraum knapp, wir haben so viele Studenten wie nie", sagt Franziska Busch vom Marburger Studentenwerk. Doch die Vermittlung der Mehrgenerationen-WGs sei nicht leicht: "Es ist nicht so einfach, die Senioren davon zu überzeugen", sagt Busch. Viele hätten Bedenken, sich fremde junge Leute in ihre Häuser zu holen. Wer sich dafür entscheidet, hätte oft genaue Vorstellungen davon, wie die Studenten sich verhalten und ihnen zur Hand gehen sollen. "Die jungen Leute hingegen ziehen zu Hause aus und wollen erstmal ihre Freiheit genießen", skizziert Busch das Problem. Hinzu komme, dass viele Studenten gern in der Nähe der Uni wohnen wollen. Nicht alle Senioren lebten aber in der Innenstadt.

Wie genau das Zusammenleben mit den Senioren schließlich aussieht, ist Sache von Student und Vermieter. "Das wird individuell ausgehandelt, wir können nur beraten", sagt Knapheide. Er empfiehlt beiden Parteien, im Detail zu klären, was sie erwarten und leisten können - und das schriftlich niederzulegen. Sollten nach ein paar Monaten des Zusammenlebens Probleme auftauchen, sind die Träger Ansprechpartner und manchmal auch Schlichter. "Das gibt beiden Seiten eine gewisse Sicherheit."

Außerdem sollten Studenten bereit sein, sich für längere Zeit zu binden. "Den Senioren ist daran gelegen, dass sie sich nicht dauernd auf jemand neuen einstellen müssen", erklärt Knapheide. In der Vergangenheit hätten die funktionierenden Wohngemeinschaften meist zwischen drei und vier Jahren gedauert. Sie endeten meist dann, wenn die Studenten mit dem Abschluss fertig waren und anfingen, Geld zu verdienen.