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Kann übergriffig wirken Frisch im Ruhestand: Nicht nur am Partner kletten

Die einen können den Ruhestand kaum erwarten, andere wirft das neue Leben fast aus der Bahn. Sie klammern sich dann an die „bessere Hälfte“, wollen überall mithin. Doch es gibt eine bessere Idee.

Von dpa 28.05.2025, 00:05
Das Motto „Ich mach' jetzt alles, was auch Du machst und weich Dir nicht von der Seite“, ist keine gute Strategie für frischgebackene Ruheständler. Das kann auf den anderen übergriffig wirken.
Das Motto „Ich mach' jetzt alles, was auch Du machst und weich Dir nicht von der Seite“, ist keine gute Strategie für frischgebackene Ruheständler. Das kann auf den anderen übergriffig wirken. Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Mainz/Köln - Frischgebackene Ruheständler kommen oft auf die Idee, jetzt ihren Partner oder ihre Partnerin daheim auf Schritt und Tritt zu begleiten. Möglich, dass man als „Schatten“ auch Nähe herstellt und es für Wertschätzung spricht, wenn sich einer plötzlich für den Golfsport oder die Literaturgruppe des Anderen interessiert. 

„Das kann aber subjektiv auch fast übergriffig wirken, wenn einer auf einmal überall mit hinkommen will, um zu gucken, was der andere im Alltag macht“, warnt Psychologie-Professorin und Paartherapeutin Janina Bühler von der Uni Mainz. „Da muss man ein gutes Mittelmaß finden.“

Noch besser: Man entdeckt auch irgendetwas Neues. „Neues ist immer gut, weil man Aufregung hat und das Gehirn ein gewisses Adrenalin erzeugt“, so Bühler. Auch die Frankfurter Psychologin Christine Backhaus hält es für wichtig, neugierig zu bleiben und durch etwas Individuelles immer wieder auch ein bisschen „Fremdheit“ in die Beziehung zu bringen.

Gemeinsam Neues entdecken

Doch es muss nicht nur ein Partner allein Neues entdecken. Gern könnte man das auch gemeinsam tun. Der Kölner Psychologe, Autor und Podcaster Rolf Schmiel („Psychohacks“) appelliert dabei, sich auf „echte kleine Abenteuer“ einzulassen - wenn es wirtschaftlich möglich sei. „Zum Beispiel zehn Wochen woanders überwintern und gemeinsam neue Welten entdecken.“

Aber Reisen ist dabei nicht gleich reisen: „Nichts gegen Cuxhaven. Aber wenn man schon die letzten 30 Jahre dort immer zusammen war, sollte man Dinge entdecken, die für beide neu sind.“ Das bedeutet auch: Wenn einer einen deutlichen Vorsprung hat, weil er etwa Englisch perfekt beherrscht, sollte man Urlaub nicht in Großbritannien, sondern eher in Frankreich machen, „so dass beide gemeinsam eine neue Geschichte schreiben.“

Und es gilt wie so oft im Leben: Reden hilft. Und zwar je eher, umso besser. Denn manchmal haben beide völlig andere Erwartungen an ihren Ruhestand und verschweigen, was sie wirklich wünschen. „Klug wäre, sich gegenseitig zu fragen: Was brauchst du, damit du dich wohlfühlen kannst, mit dem, was jetzt kommt?“, rät Janina Bühler.