Umfrage Bei jedem dritten pflegenden Angehörigen leidet die Psyche
Beim Waschen helfen, Arzttermine organisieren, immer ein offenes Ohr haben: Wer einen Angehörigen pflegt, leistet ganz schön viel. Eine Umfrage zeigt, wie stark das an die Substanz gehen kann.

Berlin - Feierabend, Leerlauf, Wochenenden ohne Verpflichtungen: All das kennen viele pflegebedürftige Angehörige nicht. Wer Elternteil, Partner oder das eigene Kind pflegt, hat gefühlt immer Aufgaben auf der Liste - und oft auch Sorgen im Kopf.
Mit Folgen: Die Hälfte der pflegenden Angehörigen in Deutschland (50 Prozent) fühlt sich im Pflegealltag häufig erschöpft. Das zeigt eine Yougov-Umfrage im Auftrag der Unternehmen Doctolib und Pflege ABC, für die 1.026 pflegende Angehörige befragt wurden.
Auch Überforderung ist ein Gefühl, das viele pflegende Angehörige gut kennen (36 Prozent). Bei 26 Prozent von ihnen ist zudem die Angst präsent, bei der Pflege Fehler zu machen. 27 Prozent der Befragten schildern aber auch Dankbarkeit als häufiges Gefühl im Pflegealltag, 17 Prozent sind stolz.
Ein Drittel berichtet von psychischen Beschwerden
Der Rücken schmerzt vom Heben oder Stützen. Der Kopf kommt einfach nicht zur Ruhe: Ein Teil der pflegenden Angehörigen berichtet, dass die Pflegetätigkeit auf ihre Gesundheit schlägt. 32 Prozent berichten von psychischen Beschwerden, 22 Prozent von körperlichen Beschwerden.
Zeit, sich um sich selbst zu kümmern, ist für pflegende Angehörige aber oft Mangelware. Denn die Pflege eines Angehörigen ist zeitintensiv. So gibt ein Viertel der Befragten an, mehr als 21 Stunden pro Woche in die Pflege zu investieren. Unter den befragten Frauen ist der Anteil (27 Prozent) dabei höher als unter den Männern (21 Prozent).
Ein Job neben dem Job
Und dann ist da oft noch der zweite Job: 30 Prozent der pflegenden Angehörigen geben an, in Vollzeit einem Beruf nachzugehen, 16 Prozent arbeiten in Teilzeit. 33 Prozent sind bereits im Ruhestand. Manchmal bleibt hingegen nur eine Lösung: den Job für die Pflege aufgeben. 7 Prozent der Befragten haben das getan.
Bei all dem Einsatz von emotionalen Ressourcen und Zeit: Nur 14 Prozent haben das Gefühl, dass pflegende Angehörige in der Gesellschaft ausreichend gesehen und anerkannt werden.
Was pflegenden Angehörigen Entlastung bringt
Wie besser umgehen mit den Belastungen, die die Pflege eines nahestehenden Menschen mit sich bringen? Laut dem Informationsportal „Gesund.bund.de“ können unter anderem diese Dinge helfen.
- Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen - zum Beispiel in Selbsthilfegruppen.
- Schulungen und Pflegekurse: Hier können pflegenden Angehörige unter anderem lernen, wie sich Pflegebedürftige möglichst rückenschonend stützen und heben können und so körperlichen Problemen vorbeugen.
- Pflegeberatung nutzen, etwa in einem Pflegestützpunkt in der Nähe: Hier können Pflegebedürftige und ihre Angehörigen erfahren, welche Leistungen der Pflegeversicherung Entlastung bringen können.
Das Meinungsforschungsinstitut Yougov hat im Zeitraum vom 27. August bis zum 3. September 2025 1.026 pflegende Angehörige ab 25 Jahren befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die pflegenden Angehörigen in dieser Altersgruppe in Deutschland.