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Volkskrankheit Bluthochdruck kostet Lebenszeit

Krankhaft hoher Blutdruck verkürzt das Leben. Über die Diagnostik und Therapien informierte in Magdeburg der Medizinische Sonntag.

Von Uwe Seidenfaden 23.05.2016, 14:50

Magdeburg l Die wirklich gefährlichen Volkskrankheiten sind oftmals diejenigen, die viele Jahre unentdeckt und unzureichend behandelt bleiben. Dazu zählt die Bluthochdruck-Krankheit, auch Hypertonie genannt. Mediziner schätzen, dass etwa 20 Prozent der Bevölkerung krankhaft erhöhte Blutdruckwerte haben. Fast die Hälfte der Betroffenen weiß davon nichts oder ist unzureichend therapiert, so Dr. Christos Chatzikyrkou von der Uniklinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten.

Die Spätfolgen eines unbehandelten oder unzureichend therapierten Bluthochdrucks können gravierend sein: Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen treten bei diesem Patientenkreis deutlich häufiger auf. Der Blutdruck ist kein stabiler Wert. Je nach Tageszeit und Belastung kann der Blutdruck sehr stark schwanken. Solange die Blutgefäße elastisch sind, werden sie darauf schnell reagieren, sich weiten, um in der Zeit mehr Blut transportieren zu können. Die Folge: Muskeln und Gewebe werden besser durchblutet und die Tatkraft steigt. Sind die Blutgefäße jedoch zunehmend „verkalkt“ und unelastisch, hält der „Gefäß-Überdruck“ länger an.

Als optimal gelten Blutdruckwerte von unter 120/80 mm Hg. Ab Werten von 140/90 mm Hg sprechen die Mediziner von Bluthochdruck, der behandelt werden sollte.

Leider sind die Fehlerquellen bei der Blutduckmessung recht groß. Der Internist berichtete deshalb sehr ausführlich, was bei der Selbstmessung zu beachten ist. „Wichtig ist es, den Blutdruck im Sitzen und in Ruhe zu messen sowie die Messung mit dem Gerät in Herzhöhe vorzunehmen“, so Dr. Chatzikyrkou. Geräte mit einer aufblasbaren Manschette sind etwa 2,5 Zentimeter oberhalb der Ellenbeuge anzulegen. Zur genaueren Diagnose kann es notwendig sein, das Blutdruck-Tagesprofil mit einer 24-Stunden-Messung zu kontrollieren.

Klinikleiter Professor Dr. Peter Mertens informierte unter unterhaltsamer Einbeziehung des Publikums über die Möglichkeiten, den Bluthockdruck durch eine Verringerung des Körpergewichts, die Verringerung der Trinkmengen unter zwei Liter pro Tag, den Verzicht auf das Rauchen und auf Lakritze sowie durch die Reduzierung von Salz im Essen (unter 2 Gramm) und Alkohol (unter 30 Gramm) zu erreichen. Günstig wirken auch regelmäßige, leicht belastende körperliche Aktivitäten wie entspanntes Laufen oder Gehen, ohne dabei nach Luft zu schnappen, so Professor Dr. Mertens. Reichen diese Maßnahmen allein nicht aus, können die Ärzte zusätzlich Medikamente verordnen, die auf verschiedene Weise den Druck in den Gefäßen senken.

Oft müssen mehrere Medikamentengruppen (u. a. ACE-Hemmer, Alpha-1-Blocker, Diuretika, Kalzium-Kanal-Blocker, Hormon-Modulatoren, Vitamin-D-Präparate und Beta-Blocker) kombiniert und zu verschiedenen Tageszeiten eingenommen werden, um den gewünschten blutdrucksenkenden Effekt über den ganzen Tag und die Nacht zu senken.

In besonderen Fällen, in denen all diese Maßnahmen nicht ausreichen, wird in wissenschaftlichen Studien die Verödung von Nieren-Nerven erprobt. Aktuelle Ergebnisse stellte Prof. Dr. Mertens vor.

Die Botschaft der Fachärzte war, dass auch Menschen im jüngeren und mittleren Alter von Zeit zu Zeit ihren Blutdruck in Ruhe kontrollieren lassen sollten, denn dauerhaft erhöhter Blutdruck kann Lebenszeit kosten.