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„Talkaholics“ Einsamkeit erkennen – wie man Vielredner behutsam anspricht

Redeschwall statt Dialog? Warum Zuhören nicht immer die beste Lösung ist und wie man einsamen Vielrednern trotzdem fair begegnet, erklärt eine Expertin.

Von dpa 01.09.2025, 00:05
Viele kennen Situationen, in denen das Gegenüber in einen Redeschwall verfällt. Das ist oft keine Unhöflichkeit oder Desinteresse - sondern ein Mangel an echtem Kontakt.
Viele kennen Situationen, in denen das Gegenüber in einen Redeschwall verfällt. Das ist oft keine Unhöflichkeit oder Desinteresse - sondern ein Mangel an echtem Kontakt. Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn

Münster - Manche kennen das: Sie treffen die Nachbarin oder den Nachbarn oder eine flüchtige Bekannte – und das Gegenüber redet ununterbrochen auf einen ein. Ohne einem selbst Gelegenheit zu geben, etwas zu sagen. Das empfinden Betroffene häufig als anstrengend und sind in der Folge von dem sogenannten „Talkaholic“ regelrecht genervt. 

Viele hören dennoch zu, weil sie wissen, dass die Vielrednerin oder der Vielredner allein lebt und einsam ist – und einfach mal jemanden braucht, dem oder der sie etwas sagen können. Und doch ärgern sich Zuhörende oft im Nachhinein, weil es kein Gespräch war, bei dem sie dabei waren, sondern ein Monolog. Was also tun?

Verantwortung und Initiative 

„Zunächst sollte man sich klarmachen, dass die Verantwortung für die Vielrednerin oder den Vielredner nicht beim Zuhörenden, sondern bei der Person selbst liegt“, sagt Judith Lurweg, Systemische Therapeutin in Münster.

Insofern sollte man sich auch keine Vorwürfe machen, wenn man einmal keine Zeit hat, etwa dem vielredenden Nachbarn zuzuhören. Wer vermutet, dass der kaum zu bremsende Redeschwall des Nachbarn womöglich mit dessen Einsamkeit zu tun hat, sollte ihn in einer ruhigen Minute behutsam darauf ansprechen, sagt Lurweg.

Bewahrheitet sich die Vermutung, dass er einsam ist, könnte man ihm nahelegen, verstärkt seinen Interessen nachzugehen und etwa einem Verein beizutreten. „Hilfreich kann womöglich auch sein, ihm zu empfehlen, eine Lebensberatungsstelle aufzusuchen und sich dort Möglichkeiten aufzeigen zu lassen, wie man der Einsamkeit entkommen kann“, so Lurweg. 

Wenn es so etwa gelingt, die Einsamkeit hinter sich zu lassen, können sich alle womöglich auf ein echtes Gespräch, bei dem beide zu Wort kommen und ein echter Dialog entsteht, einlassen und sogar freuen.