Gicht und Gans
akz-i Die Tage werden kürzer, das Essen üppiger und deftiger. Es locken Festtagsbraten und Glühwein. Für Gicht-Patienten, die von ihrem Arzt die Empfehlung erhalten haben, sich gesund zu ernähren, können die kalten Monate zur Herausforderung werden. "Dabei ist gegen den bewussten und eingeschränkten Genuss bestimmter Lebensmittel grundsätzlich auch bei Gicht nichts einzuwenden", erklärt Prof. Dr. Monika Reuss-Borst, Ärztliche Direktorin und Rheumatologin aus Bad-Kissingen. "Denn Gicht kommt nicht allein von ungesunder Ernährung, in den meisten Fällen liegt der Krankheit eine genetische Veranlagung zugrunde." Deshalb ist es in vielen Fällen nötig, dauerhaft ein harnsäuresenkendes Medikament einzunehmen.
Natürlich ist es wichtig, die eigene Lebensweise zu hinterfragen, auf eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung zu achten. Doch damit allein bekommen die meisten Betroffenen ihre Gichtanfälle nicht in den Griff. "Die wenigsten Patienten wissen, dass die Nieren bei Gicht, meist genetisch bedingt, nicht genügend Harnsäure ausscheiden können. Die Folgen dieser Funktionsstörung können nur mit Medikamenten erfolgreich behandelt werden", weiß Professor Reuss-Borst. Bei Gicht ist der Harnsäurespiegel im Blut oft dauerhaft erhöht. Übersteigt er eine gewisse Konzentration, bilden sich Harnsäurekristalle, die sich vor allem an stark belasteten Gelenken oder auch Organen wie der Niere ablagern. Um Harnsäurekristalle zu lösen und weitere Gichtanfälle sowie Folgeschäden an Gelenken und Organen zu vermeiden, muss dann der Harnsäurespiegel mit einem harnsäuresenkenden Medikament dauerhaft unter 6 mg/dl bzw. 360 μmol/l gesenkt werden.
Eine ausgewogene, purinarme Ernährung kann in Ergänzung zu Medikamenten dazu beitragen, den Harnsäurespiegel zu senken. Purin wird vom Körper zu Harnsäure abgebaut. Deshalb kann ein übermäßiger Verzehr von purinhaltigen Lebensmitteln den Harnsäurespiegel zusätzlich ansteigen lassen. Besonders wenig Purin enthalten etwa Salat oder Kartoffeln. Fleisch und Alkohol hingegen enthalten viel Purin und sollten nur selten verzehrt werden. "Wer sich aber generell purinarm ernährt und seine Medikamente regelmäßig einnimmt, darf an den Feiertagen ohne schlechtes Gewissen auch mal eine kleine Ausnahme machen", so Professor Reuss-Borst.