Aktiv oder passiv Baufinanzierung: So lässt sich das Depot einbringen
Das Depot für den Immobilienkauf auflösen? Kann man machen, ist aber nicht immer die beste Option. Welche weiteren Möglichkeiten es gibt, mit den Wertpapieren die Finanzierung zu drücken.

Berlin - Wer ein Wertpapierdepot besitzt, will es meist über längere Zeit behalten. Oft dient es als Altersvorsorge. Steht aber der Kauf einer Immobilie an, stellt sich die Frage: Soll ich das Depot jetzt auflösen, um an Eigenkapital zu kommen oder gibt es auch Wege, das Depot anderweitig in die Finanzierung der Immobilie einzubinden?
Aktien und andere Wertpapiere erfreuen sich besonders in Zeiten niedriger Sparzinsen großer Beliebtheit. Denn sie versprechen Anlegerinnen und Anlegern langfristig höhere Renditen als die Zinsen für Tages- oder Festgeld. Realistisch sind bei einem breit diversifizierten Portfolio zwischen sechs und acht Prozent drin. Garantiert ist das keinesfalls. Wer sein Geld in Wertpapiere investiert, geht immer auch ein gewisses Risiko ein. Ob die Kurse steigen oder fallen, kann niemand vorhersagen.
Bank sollte von Depot wissen
„Wenn ein Depot gut läuft, ist es verständlich, dass man die Papiere lieber nicht verkaufen möchte“, sagt Thomas Saar, Spezialist für Baufinanzierung beim Finanzdienstleister Dr. Klein. Und das ist auch nicht zwingend nötig. „Es ist durchaus möglich, es für ein Hausbauprojekt zu nutzen, ohne es aufzulösen. Das geht aber nicht mit jeder Bank und nicht mit jedem Depot.“
Grundsätzlich lässt sich ein Wertpapierdepot als Sicherheit in das Finanzierungskonzept einbinden, und zwar aktiv und passiv. Immobilienkäufer sollten der Bank daher immer mitteilen, dass sie ein Depot besitzen, rät Dirk Eilinghoff, Immobilien- und Zinsexperte beim Ratgeberportal Finanztip - auch wenn sie es gar nicht einbringen wollen. „Das erhöht die Bonität des Kunden und ermöglicht ihm unter Umständen bessere Kreditbedingungen.“
Abschläge von Depotwert sind wahrscheinlich
„Wenig bekannt ist, dass ein Wertpapierdepot auch temporär an die Bank abgetreten werden kann, um bessere Finanzierungskonditionen zu bekommen. Dann wird es beispielsweise an die Bank verpfändet. Das dient der Bank als Sicherheit, und der Kunde profitiert weiterhin von Kursgewinnen und Dividenden seines Depots“, erklärt Thomas Saar. „Allerdings muss das schon ein gut gefülltes, diversifiziertes Depot sein, damit die Bank das akzeptiert.“
Außerdem muss der Kunde damit rechnen, dass die Bank nicht den gesamten Wert des Depots als Sicherheit anerkennt, sondern Abschläge vornimmt. „Weil die Kursentwicklung nicht absehbar ist und die Banken sicherheitsorientiert sind, muss man mit Abschlägen von 40 bis 50 Prozent rechnen“, so Thomas Saar. „Wer also beispielsweise ein Depot mit einem aktuellen Wert von 100.000 Euro einbringt, bekommt je nach Depotstruktur nur 50.000 bis 60.000 Euro als Sicherheit.“
Verhandlungsgeschick ist gefragt
Das Depot lässt sich auch aktiv zur Tilgung des Baukredits einsetzen. „Beispielsweise kann der Kunde die anfallenden Dividenden zur Finanzierung nutzen oder nach 10 oder 20 Jahren die Restschuld mit dem Depotwert ablösen“, erklärt Thomas Saar.
Wer so etwas plant, sollte Erfahrungen im Finanzgeschäft haben und versiert im Umgang mit Banken sein. „Die Banken kommen nicht unbedingt mit entsprechenden Angeboten auf die Kunden zu, da muss man schon aktiv verhandeln.“
Institute sichern sich unterschiedliche Befugnisse
Die Banken gehen unterschiedlich mit den Kundendepots um. „Manche sichern sich alle Zugriffsrechte, um zu verhindern, dass der Kunde Änderungen vornimmt. Andere wollen, dass der Kunde das Depot ganz oder teilweise als Sicherheit an sie überträgt. Und wieder andere lassen es weiter laufen“, sagt Thomas Saar. „Für den Kunden wäre es ideal, das Depot so zu lassen, wie es ist. Ob das geht, muss er aber mit seiner Bank individuell aushandeln.“
Es kann durchaus passieren, dass die Bank gar nicht auf das Ansinnen des Kunden eingeht. „Im Privatkundengeschäft ist das Einbringen eines Depots in die klassische Baufinanzierung unüblich“, sagt Dirk Eilinghoff. Aber Kunden können natürlich trotzdem ihr Depot nutzen, indem sie es auflösen und so an Eigenkapital für ihre Finanzierung kommen. Das ist ein weit verbreiteter Weg, weil der Kauf eines Eigenheims finanziell herausfordernd ist.
Bei gewinnbringendem Verkauf werden Steuern fällig
Deshalb prüfen Kunden in der Regel alle ihre Geldquellen, die infrage kommen. „Mit dem Verkauf eines Depots tauschen sie dessen Renditeaussicht, aber auch das Risiko ihrer Geldanlage gegen eine sichere Verzinsung“, sagt Eilinghoff. „Das so gewonnene Eigenkapital reduziert die Finanzierungssumme und damit die Zins- und Tilgungslast.“
Wer sein Depot auflöst, muss allerdings bedenken, dass Steuern anfallen können. Von den Gewinnen können bis zu 27,99 Prozent Abgeltungsteuer inklusive Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer abgeführt werden. „Gerade im Zuge einer Baufinanzierung ist das eine Belastung, die Anleger gern vermeiden möchten“, so Thomas Saar.